"Mit dem Mythos aufräumen" - Kessler über den Systemwechsel beim Effzeh
- 1. FC Köln will mutigen Offensiv-Fußball spielen
- Trainer Struber veränderte nach Gegentorflut das System
- So denkt Kader-Manager Thomas Kessler über die Umstellung
Von Simon Zimmermann
Die Verantwortlichen beim 1. FC Köln hatten sich im vergangenen Sommer für Gerhard Struber als neuen Cheftrainer entschieden, weil der Österreicher schnellen Offensiv-Fußball zurückbringen und so die Mission direkter Wiederaufstieg angegangen werden sollte. Durch seine Stationen in der Salzburg-Jugend, bei Farmteam Liefering, in New York und zuletzt bei den Profis von RBS sollte der 47-Jährige der optimale Nach-Nachfolger von Steffen Baumgart werden, unter dem die Geißböcke mit einer ähnlichen Ausrichtung lange sehr erfolgreich waren.
Der Saisonstart verlief dann allerdings mehr schlecht als recht. Offensiv konnte der Effzeh zwar immer wieder Highlights setzen, wie 23 Tore in elf Spielen beweisen. Defensiv zeigte man sich mit schon 20 Gegentreffern aber häufig anfällig.
Nach der herben 1:5-Pleite in Darmstadt und dem 1:2 im eigenen Stadion gegen Paderborn entschied sich Struber deshalb zu einer Systemänderung und stellte auf eine Dreierkette um. Es folgten zwei Zu-Null-Siege im Pokal gegen Kiel (3:0) und in der Liga gegen die Hertha (1:0).
Kessler spricht von Flexibilität innerhalb der "Leitplanken"
Werden kurzfristige Erfolge nun etwa der grundlegenden Philosophie geopfert, den Effzeh auf eine einheitlich offensive Spielidee ausrichten zu wollen - von den Jugendteams bis hoch zu den Profis? Kader-Manager Thomas Kessler verteidigt gegenüber der Bild die Maßnahme des Trainers: "Ich würde gerne mit dem Mythos aufräumen, dass wir unsere Formation nicht verändern dürfen. Die Spiel-Konzeption ist so zu verstehen, dass es gewisse Leitplanken gibt, in denen man sich aber bewegen kann. Gerade im Profi-Fußball müssen wir flexibel sein, um auf Gegebenheiten zu reagieren."
Kessler betont zudem, dass es zwar "Leitplanken" in der Klub-Philosophie gebe, die Trainer innerhalb dieser aber flexibel agieren können: "Wenn der Trainer sich überlegt, mit Dreierkette spielen zu wollen, dann ist das sein gutes Recht. Ich finde es eher bemerkenswert, wie schnell er und sein Team das hinbekommen haben. Der Trainer hat alle Freiheiten. Es gibt Leitplanken. Die wurden in diesem Fall aber nicht überschritten."
Grundlegend wolle Struber ohnehin nicht vom eingeschlagenen Weg abweichen. "Das System hat nichts mit dem Verhalten auf dem Platz zu tun. Wir haben einfach einen Spieler mehr in der Defensive mit diesem System. An unserer Spielidee und den Prinzipien hat sich dadurch aber nichts geändert", versichert er.
Auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Greuther Fürth (Samstag, 13 Uhr) betonte Struber, "all in" gehen zu wollen. Dann sei für die Gegner hier in Köln "nichts zu holen". Insgesamt kann man Kessler und Struber bei ihren Ausführungen zum Systemwechsel nur Recht geben. Es wäre blauäugig von Klub und Trainer, an einer Strategie beziehungsweise an einem System festzuhalten, das nicht erfolgsversprechend ist. In den letzten beiden Spielen hat man deutlich gesehen, dass der Effzeh mit einem Defensivspieler mehr stabiler auftritt. Hindern sollte das die Mannschaft an der grundlegenden Philosophie, aktiv und offensiv auftreten zu wollen, nicht.