Matthäus spricht Klartext: Was Bayern dringend braucht
Von Jan Kupitz
Der FC Bayern spielt unter Vincent Kompany über weite Strecken ansehnlichen Offensivfußball, hat dafür aber zuletzt immer häufiger mit Schwächen in der Abwehr zu kämpfen: Die zwischenzeitliche Serie im vergangenen Herbst, als man in acht von neun Pflichtspielen ohne Gegentor blieb, scheint schon gefühlte Ewigkeiten zurückzuliegen.
Erstaunlich ist, dass die Münchner nicht nur gegen Top-Teams Tore kassieren, sondern auch gegen vermeintliche Underdogs: Alleine gegen Heidenheim, Wolfsburg und Kiel musste man sieben Gegentore hinnehmen - und das, obwohl Bayern jeweils zuhause spielte.
Laut Lothar Matthäus liegt das vor allem am fehlenden Abwehrchef in der Bayern-Defensive. "Bayern braucht in der Abwehr einen Leader. Einen, der den Nebenmann führt. Denn das sind weder Kim noch Upamecano", lautete das deutliche Fazit des TV-Experten im Gespräch mit der Sport Bild. "Sie sind beide talentiert, gute Spieler, aber vom Naturell keine Anführer."
Dass die Bayern diese Abwehrsorgen haben, schiebt Matthäus einem großen Fehler aus dem vergangenen Sommer zu: Dass man Matthijs de Ligt verkauft hat, und gleichzeitig bei Jonathan Tah knausrig war.
"Matthijs de Ligt hätte es [der Leader, Anm.] sein können, er war im Team anerkannt. Auch wenn er bei Manchester United nicht diese Leistungen bringt - bei Bayern hätte man ihn aufbauen können", meinte der Rekordnationalspieler. Und: "Es war aus meiner Sicht ein Fehler, den Transfer von Jonathan Tah im vergangenen Sommer an fünf Millionen Euro scheitern zu lassen."
Nun muss man den Münchner natürlich auch zugute halten, dass mit Hiroki Ito und Josip Stanisic gleich zwei Verteidiger lange ausgefallen sind, die den Konkurrenzkampf in der Hintermannschaft angeheizt hätten.
Um künftig über mehr Klasse in der Abwehr zu besitzen, soll dennoch im Sommer ein Top-Verteidiger kommen, so die Bild. Bei Eric Dier werden sich die Wege hingegen trennen; der Engländer ist ein solider Backup, aber niemand, der wirklich Druck auf das vorhandene Stammpersonal ausübt.