Kritik am DFB: Merle Frohms hätte sich anderen Umgang gewünscht

Nach den Olympischen Spielen hat Merle Frohms ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Eine Entscheidung, die ob ihres Alters von 29 Jahren zunächst überraschte. Nun schildert die Torfrau ihre Gedanken und Gefühle.
Merle Frohms wurde zusammen mit Marina Hegering und Alex Popp verabschiedet
Merle Frohms wurde zusammen mit Marina Hegering und Alex Popp verabschiedet / Jürgen Fromme - firo sportphoto/GettyImages
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Jahrelang war Merle Frohms die Nummer eins bei den DFB-Frauen gewesen. Mit dem Trainerwechsel zu Horst Hrubesch änderte sich jedoch ihr Status und Frohms war während Olympia 2024 nur noch die Nummer zwei hinter Ann-Katrin Berger.

Im Vorfeld des Turniers hatte es viele Spekulationen gegeben, wem Hrubesch schlussendlich den Vorzug geben würde - Klarheit herrschte erst kurz vor Anpfiff. Und zwar nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Spielerinnen selbst.

"Gefühlsmäßig war mir bei den Länderspielen vor Olympia schon mehr und mehr klar geworden, dass ich wohl nicht spielen werde. Ich habe es [die Torwart-Entscheidung] dann erst nach unserem Treffen in Frankfurt erfahren, einen Tag vor der Reise zum Turnier nach Frankreich", teilte Frohms im Interview mit AZ/WAZ mit.

Dass die Entscheidung so kurzfristig getroffen wurde, fand die Wolfsburgerin alles andere als optimal. Generell sei der Umgang mit ihr in dieser Phase verbesserungswürdig gewesen. "Während des Turners hätte man vielleicht tatsächlich anders mit mir umgehen können, aber da mache ich niemandem einen Vorwurf. Denn da stehen die sportlichen Ziele des Teams an erster Stelle, man kann nicht auf die persönliche Situation jeder einzelnen Spielerin eingehen. Im Vorfeld von Olympia ist es allerdings nicht glücklich gelaufen, da hätte ich mir mehr Kommunikation, mehr Austausch und mehr Transparenz gewünscht", stellte die 29-Jährige klar.

Frohms gestand, dass die Situation für sie während des Turnierverlauf "eine Herausforderung" war. Zum einen wollte sie spielen, zum anderen musste sie mit der sportlichen Entscheidung des Trainerteams umgehen. "Weil aber die Kommunikation vorher nicht so eindeutig war, hatte ich sehr, sehr wenig Zeit, diese für mich neue Rolle als Nummer zwei anzunehmen und für mich zu definieren, wie ich sie ausfüllen will. Das konnte ich quasi erst während des Turniers machen", verriet die Torfrau.

"Trainer haben natürlich immer alles Recht der Welt, ihre Entscheidungen zu treffen", so Frohms. Dass die Kommunikation rund um die Torwart-Entscheidung "wenig bis gar nicht vorhanden war", kritisierte sie jedoch.

Zusammen mit Hrubesch, dem Trainerteam und Sportdirektorin Nia Künzer habe sie den Umgang mit ihr anschließend aufgearbeitet, so Frohms. "Ich habe ein ehrliches Feedback gegeben, und das wurde auch mit sehr viel Wertschätzung aufgenommen. Insofern sind wir da im Reinen."

Dass Frohms nach dem Turnier ihren Rücktritt vom Nationalteam bekannt gab, wurde von vielen Seiten mit ihrer Degradierung zur Nummer zwei in Verbindung gebracht. Doch ihre Rolle während Olympia habe keinen Einfluss auf ihre Entscheidung gehabt, beteuert Frohms: "Der Rücktritt war keine Trotzreaktion. Ich war auch nicht beleidigt oder wollte mich der Situation nicht stellen. Das war ein längerer Prozess."

"Mir war immer wichtig, dass ich fühlen kann, was ich mache. Und dass auch Bereiche wie Freunde und Familie nicht zu kurz kommen", betonte die Wolfsburgerin. "So kam es, dass ich irgendwann überlegt habe: Okay, du hast jetzt eine EM gespielt, eine WM gespielt, warst in der Olympia-Vorbereitung dabei - was kommt denn da noch? Wie viel möchtest du da noch investieren, wie viel kannst du dir selbst zumuten?"