Kristin Kögel: Die 90min-Spielerin des Monats September im Porträt

Unsere erste Spielerin des Monats in der neuen Saison der Frauen-Bundesliga kommt vom aktuellen Tabellendritten Bayer 04 Leverkusen. Kristin Kögel trug nicht nur mit Scorerpunkten zum bisherigen Erfolg ihrer Mannschaft bei, sondern auch mit einem ausgeprägten Spielverständnis, das über den Fußballplatz hinaus geht.
Kristin Kögel (rechts) ist die 90min Spielerin des Monats September
Kristin Kögel (rechts) ist die 90min Spielerin des Monats September / Fabio Deinert/GettyImages
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Saison-Auftakt nach Maß

Es war ein Saisonauftakt nach Maß für Bayer 04 Leverkusen in die neue Spielzeit 2024/25. In den bisherigen sechs Partien in der Frauen-Bundesliga blieb die Werkself ungeschlagen und ließ nur Punkte gegen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen. Darüber hinaus zog man auch erfolgreich ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Mittelfeldakteurin Kristin Kögel, die seit dem Sommer 2020 unter dem Bayer-Kreuz aufläuft, hatte erheblichen Anteil am guten Start ihrer Mannschaft.

"Wenn man merkt, man ist im Flow, und erlebt gute erste Spiele zum Saisonbeginn, ist das sehr positiv."

Kristin Kögel

Die 25-Jährige erzielte in den vergangenen Wochen wettbewerbsübergreifend vier Tore und gab zwei Vorlagen. Egal ob per Elfmeter, per Kopfball mit dem Rücken zum Tor oder mit einem weiten Zuckerpass in die Spitze - Kögel und die Werkself haben sich gemeinsam eine gute Ausgangssituation für den Rest der Saison erarbeitet.

"Wenn man merkt, man ist im Flow, und erlebt gute erste Spiele zum Saisonbeginn, ist das sehr positiv", erklärt Kögel. "Auch in der Konstellation mit vielen neuen Gesichtern – auch im Staff – haben wir uns das erarbeitet. Wir hatten eine lange Vorbereitung, in der wir sehr viel investiert haben, so etwas zahlt sich dann auch aus."

Torgefährlich und giftig gegen den Ball

Ihre Scorerpunkte präferiert Kögel mit dem linken Fuß zu erzielen, auch wenn sie eigentlich lieber beidfüßig wäre. Ob vom Elfmeterpunkt oder von der Strafraumgrenze - ihre Schüsse stellen häufig eine Herausforderung für die gegnerische Torhüterin dar. Doch auch trotz ihrer 1,55m-Größe hat die Offensivspielerin auch schon ein Kopfballtor auf dem Konto.

Gegen Frankfurt kam sie nach einem Freistoß aus dem Halbraum mit dem Rücken zum Tor an den Ball und verschaffte dem Leder per Kopf eine derartige Richtungsveränderung, dass es unhaltbar im Tor einschlug. Doch auch die Assists von Kögel sind sehenswert, wie etwa der gut temperierte Tiefenpass auf Mitspielerin Caroline Kehrer beim Aufeinandertreffen mit Hoffenheim.

Die Positionierung im zentralen Mittelfeld hinter den Stürmern bringt die Fähigkeiten von Kögel optimal heraus. Immer wieder findet sich die Offensivspielerin auch mal auf der linken Angriffsseite und zieht das Spiel von dort aus weiter auf. Als ihre große Stärken benennt die 25-Jährige das Timing in den Pässen, das Auge für die Laufwege der Mitspielerinnen sowie die darauf folgenden Bälle in die Tiefe. Doch auch gegen den Ball kann Kögel schnell umschalten und Gegnerinnen mit ihrer Antizipationsfähigkeiten vor Schwierigkeiten stellen.

Ein wenig ähnelt diese Beschreibung der ihres Idols Toni Kroos. Auch wenn der Ex-Madrilene mittlerweile seine Karriere beendet hat, hinterlässt er seinen Fußabdruck bei aktuellen Akteur:innen. Vor allem in seiner Übersicht, dem ruhigen Passspiel und der Tempokontrolle eines Spiels sieht Kögel Eigenschaften, die sie sich abschauen möchte beziehungsweise bereits angewandt hat. Verbesserungspotenzial sieht sie auf der anderen Seite bei ihrem (leicht) schwächeren rechten Fuß.

Der Weg nach oben: Bundesliga-Debüt beim FC Bayern

Mit vier Geschwistern in eine fußballverrückte Familie geboren war es nur noch Formsache, dass auch Kögel eines Tages gegen den Ball tritt. Genau wie ihre Brüder machte sie die ersten Schritte bei ihrem Heimatverein TSV Neu-Ulm. Dort spielte sie bis 2013 zusammen mit Jungs, was auch durch die Auswahltrainerinnen empfohlen worden war, so die Mittelfeldspielerin.

Bayer 04 Leverkusen v FC Bayern München - Google Pixel Women's Bundesliga
Vor einigen Jahren spielten sie noch gemeinsam in einer Mannschaft: Kristin Kögel und Sydney Lohmann / Max Ellerbrake - firo sportphoto/GettyImages

"Man träumt ja schon als Kind davon, gegen solche großen Namen wie z.B. den FC Bayern zu spielen. Das ist dann natürlich ein sehr cooles Erlebnis, das einen pusht und motiviert, um dranzubleiben, hart zu arbeiten."

Kristin Kögel

Im Anschluss ging es für Kögel mit Zweitspielrecht zum SV Alberweiler, die in der Juniorinnen-Bundesliga - mittlerweile vom Deutschen Fußball-Bund abgesetzt - antraten. Angesprochen auf die positiven Seiten der U17-Bundesliga im Hinblick darauf, dass der DFB dieses Modell abgeschafft hat, erzählt Kögel: "Man träumt ja schon als Kind davon, gegen solche großen Namen wie z.B. den FC Bayern München zu spielen. Das ist dann natürlich ein sehr cooles Erlebnis, das einen pusht und motiviert, um dranzubleiben, hart zu arbeiten, weil man sehr viel investiert und zum Teil auch einstecken muss."

Zum ersten Mal stand die gebürtige Neu-Ulmerin demzufolge Jugend-Mannschaften von der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München gegenüber. Die ersten Einsätze in der 2. Frauen-Bundesliga sammelte Kögel schließlich nach einem Wechsel zum VfL Sindelfingen.

Nach nur einem Jahr erhielt die damals 18-Jährige eine Anfrage vom FC Bayern München. Neben dem klangvollen Namen sprach auch die Nähe zur Heimat für einen Wechsel. Mit dem FCB machte Kögel die nächsten wichtigen Karriereschritte. Nicht nur gelang ihr in der Saison 2019/20 mit den Münchnerinnen der Meistertitel in der 2. Liga, sondern sie durfte auch in der 1. Mannschaft ihr Debüt in der Frauen-Bundesliga feiern. Am 29. September 2019 lief Kögel von Beginn an beim 4:0-Heimsieg gegen den MSV Duisburg auf.

Ein Blick in die Zukunft

Seit Sommer 2020 steht die 25-jährige Offensivspielerin nun schon bei der Werkself unter Vertrag. Hier konnte sich Kögel weiterentwickeln und auch in Sachen Führungsspielerin bisher erste Erfahrungen machen. Weiterhin ist sie von der Mission des Vereins und ihrer Mannschaft voll überzeugt, weswegen die Neu-Ulmerin im März erst ihr Arbeitspapier bis 2026 verlängerte.

Das Saisonziel mit Bayer Leverkusen ist für Kögel klar: mehr Konstanz! "In den vergangenen Jahren haben wir gemerkt, dass jeweils einige Spiele dabei waren, wo wir Punkte liegen gelassen haben", führt die 25-Jährige aus. "Wir wollen den Abstand zu den Topteams verringern und auf diese Weise als Verein den nächsten Schritt machen. Langfristig geht der Blick natürlich nach oben, wir wollen vorankommen und uns weiterentwickeln."

Bisher scheint dieser Plan gut angelaufen zu sein. Nun wollen die Leverkusernerinnen diesen Lauf auch weiter fortsetzen. Nach der Länderpause geht es für die Werkself am 20. Oktober gegen Titelverteidiger Bayer München, wo man sich erneut mit einer der Topmannschaften der Liga messen kann.