Kommentar: van Wonderen-Fehlstart sorgt für unangebrachten Geraerts-Revisionismus

Angesichts des Fehlstarts von Kees van Wonderen trauern manche Schalke-Fans Karel Geraerts hinterher. Dessen Freistellung bleibt aber trotz der anhaltend schwachen Auftritte die logische Konsequenz. Ein Kommentar.
Kees van Wonderen
Kees van Wonderen / Ralf Ibing - firo sportphoto/GettyImages
facebooktwitterreddit

Nach gerade einmal zwei Spielen scheint das Vertrauen einiger Fans in Kees van Wonderen bereits aufgebraucht zu sein. Zu ernüchternd fielen die zwei Niederlagen aus, die er als Cheftrainer des FC Schalke zu verantworten hatte. Weder macht die Defensive einen stabileren Eindruck, noch zeigt sich die Offensive in irgendeiner strukturierten Form gefährlich.

Angesichts dieser Ausgangslage war rund um und nach der 3:4-Niederlage gegen Greuther Fürth eine Aussage besonders häufig in den sozialen Netzwerken zu lesen. Sinngemäß hieß es dort oftmals: "Hätten wir mal Karel Geraerts nicht entlassen..."

Um es direkt ganz deutlich zu formulieren: Dieser Geraerts-Revisionismus ist schlichtweg falsch.

Die Freistellung des Belgiers erfolgte nach dem sechsten Spieltag, an dem Schalke eine 3:0-Führung noch zu einer 3:5-Niederlage gegen Darmstadt 98 verkommen ließ. Die damalige Ausbeute: Sechs Spiele, ein einziger Sieg, 16 Gegentore und der 16. Tabellenplatz. In welcher königsblauen Welt, in der die Gelsenkirchener eine möglichst ruhige Saison im Tabellenmittelfeld spielen wollen, war das keine berechtigte Entlassung? Zumal die Mannschaft keinerlei (defensive) Stabilität ausstrahlte und keine gefestigte (personelle) Basis gefunden wurde - obwohl der Großteil des Teams schon in der Vorsaison mit Geraerts zusammengearbeitet hatte.

Karel Geraerts
Karel Geraerts wurde nach dem sechsten Spieltag freigestellt / Alex Grimm/GettyImages

Nachher ist man immer schlauer: Wäre ein Sommer-Neustart die bessere Wahl gewesen?

Es ist richtig, dass es unter van Wonderen noch keine Fortschritte gab. In der Defensive gibt sich Schalke noch immer amateurhaft, während die Offensive gänzlich strukturlos daherkommt. Bislang hat sich die Anstellung des Niederländers nicht bezahlt gemacht, sodass ihm ein riesiger Fehlstart in seine Amtszeit beim S04 droht. Das macht die Geraerts-Entlassung aber nicht weniger richtig.

Stattdessen zeigt sich eines: Rückblickend wäre es wohl schlauer gewesen, hätte Schalke im vergangenen Sommer einen klaren Schlussstrich gezogen und direkt einen Trainer-Neustart gewagt.

Geraerts hatte im Sommer noch über mehrere Wochen gezweifelt, ob er denn überhaupt bei den Knappen bleiben möchte. Ben Manga hatte dem Vernehmen nach längst Zweifel, ob er der richtige Trainer ist, um diesen Neustart mit vielen jungen Spielern zu gestalten und die Mannschaft weiterzuentwickeln. Ob man die Ideen des Kaderplaners für richtig oder falsch hält, eines ist wohl klar: Bei einem entsprechenden Neustart im Sommer hätten nochmal ganz andere Trainerkandidaten zur Verfügung gestanden.

Nun hat sich Schalke aber in eine Ausgangslage manövriert, in der zunächst nur die Hoffnung bleibt, dass van Wonderen den Bock zeitnah umzustoßen und wichtige Punkte einzufahren weiß. Die schon jetzt anwachsenden Zweifel daran sollten aber nicht damit vermischt werden, den Saisonstart und auch die weitestgehend noch sehr zähe Rückrunde unter Geraerts in einem plötzlich viel besseren Licht darzustellen und den Fehler einzig und allein in seiner Freistellung zu sehen.


Weitere Nachrichten rund um Schalke:

feed