Kommentar: Fehlende Selbstkritik wird zum Dilemma für Nuri Sahin
Von Yannik Möller
Nach dem Abpfiff schien weitestgehend Einigkeit darüber zu herrschen, dass Nuri Sahin mit seinen Wechseln und der taktischen Umstellung die Aufholjagd von Real Madrid mindestens begünstigt, wenn nicht gar selbst mit eingeleitet hat. Deshalb wurde die 2:5-Niederlage, die aufgrund einer wirklich guten ersten Halbzeit umso frustrierender und ernüchternder ausfiel, auch ihm angelastet.
Sahin wollte seiner Umstellung aber keinen solch großen Effekt attestieren. "Ich glaube nicht, dass es am Systemwechsel lag, sondern weil wir keinen Zugriff hatten", erklärte er bei Prime Video. Damit sorgte der Cheftrainer für weitere Kritik, weil er seine Entscheidungen nicht als entscheidend ansehen und somit einen groben Fehler eingestehen wollte.
Zur Ehrenrettung muss aber auch gesagt werden, dass Sahin in dieser Thematik einen sehr schmalen Grat wandern muss. Es geht nicht einfach nur darum, ob er seine eigenen Entscheidungen als falsch einstuft oder eben nicht. Egal, wie sich der 36-Jährige dazu geäußert hätte: Es hätte wohl so oder so (berechtigte!) Kritik gegeben.
Eingeständnis hin oder her: Sahin wäre so oder so (berechtigt) kritisiert worden
Nun hat Sahin eher auf die trotzdem vorhandenen Torchancen verwiesen, auf eine zu große Passivität und auf die fehlerhafte Art und Weise der Gegentore. Völlig zurecht kann sich also gefragt werden, warum er sich dabei nicht schützend vor seine Mannschaft stellt und einräumt, dass er diese Niederlage mit einer zu frühen oder auch gänzlich falschen Umstellung zumindest begünstigt hat. Dabei hätte er zusätzlich die Stärke von Real Madrid betonen und gegenüber seinem eigenen Team an Kredit, Vertrauen und Glaubwürdigkeit gewinnen können. Ein gerechtfertigter Punkt, der nun sehr zutreffend ist.
Allerdings wäre auch das großflächige Eingestehen eines Fehlers äußerst schwierig für ihn und auch für den BVB als gesamten Verein gewesen. Immerhin schickt sich Schwarz-Gelb doch an, lieber früher als später auch wieder Titel zu gewinnen. Wäre es also vertretbar, als Klub mit solchen Ambitionen einen Cheftrainer zu installieren, der augenscheinlich selbst noch lernen muss? Zweifelsohne hätte sich Sahin damit auch selbst geschadet. So wäre er womöglich noch früher in die Schusslinie geraten, sollten in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere Enttäuschungen und fehlende Entwicklungsschritte folgen.
Andererseits: Die Schuld für diese Pleite und ihren Hergang werden so oder so größtenteils an seinen Wechseln und Umstellungen festgemacht. Hätte er also kaum etwas zu verlieren gehabt?
Allesamt Aspekte, die aufzeigen, wie es völlig berechtigte Kritik und Fragen in beide Richtungen gegeben hätte. Sahin wird rückblickend und spätestens mit der Analyse des Spiels selbst bemerkt haben, dass er zu früh ein falsche Signal ins Spiel gegeben hat. Der Umgang damit war für ihn aber ein zweischneidiges Schwert.
Weitere Nachrichten rund um den BVB: