Kommentar: Darum sollte sich der 1. FC Köln von Gerhard Struber trennen

Der 1. FC Köln hat zwar beste Chancen auf den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Von Gerhard Struber sollten sich die Geißböcke im Sommer dennoch trennen. Ein Kommentar.
Gerhard Struber befindet sich mit dem 1. FC Köln trotz durchwachsener Leistungen auf Aufstiegskurs.
Gerhard Struber befindet sich mit dem 1. FC Köln trotz durchwachsener Leistungen auf Aufstiegskurs. / Pau Barrena/GettyImages
facebooktwitterreddit

Dass der 1. FC Köln Mitte April auf einem direkten Aufstiegsplatz steht und damit beste Chancen auf die sofortige Rückkehr in die Bundesliga hat, hätten am Tag des Abstiegs vor knapp einem Jahr wohl die wenigsten für möglich gehalten. Damals war noch von Untergangsszenarien die Rede, der Effzeh müsse angesichts drohender Abgänge und der Transfersperre eher den Gang in die 3. Liga fürchten als um den Aufstieg spielen zu können.

Doch es kam anders: Bis auf Jeff Chabot und Davie Selke blieben alle wichtigen Leistungsträger, darunter Spieler mit Bundesliga-Niveau wie Eric Martel, Linton Maina oder Timo Hübers. Zudem kam mit Gerhard Struber ein neuer Trainer, dessen Anfänge am Geibockheim vielversprechend aussahen. Der Effzeh spielte zu Saisonbeginn attraktiven Offensivfußball, der zwar wie beim 2:2 in Düsseldorf oder beim 4:4 gegen Karlsruhe schön anzusehen war, aber nicht die gewünschten Ergebnisse brachte. Doch die Mehrheit war sich schon damals sicher: Mit diesem Kader wird der 1. FC Köln um den Aufstieg mitspielen, sofern er sich in der Defensive stabilisieren kann.

Und genau damit schaffte es Struber, den Effzeh aus der Krise zu befreien und die kritischen Stimmen gegen seine Person (vorerst) verstummen zu lassen. Der Österreicher setzte auf eine Dreierkette und damit auf einen defensiven Spieler mehr auf dem Feld. Der spektakuläre Offensivfußball gehörte damit der Vergangenheit an, doch dafür brachte der ergebnisorientierte Spielstil zwischenzeitlich eine Ungeschlagen-Serie von sechs Siegen und einem Remis und katapultierte den Effzeh an die Tabellenspitze.

Dieser Fußball wird auf Dauer keinen Erfolg bringen

Doch der Eindruck, der sich bereits im Dezember bemerkbar machte, festigte sich spätestens nach dem Jahreswechsel, als auch die Ergebnisse nachließen: Mit diesem Fußball werden die Kölner auf Dauer keinen Erfolg haben. Zwar gab es weiterhin knappe (Pflicht-)Siege gegen Elversberg, Braunschweig, Schalke, Ulm und Darmstadt, doch jede Partie hätte mit etwas weniger Spielglück auch anders enden können. Das zeigen auch die Niederlagen beim HSV, in Magdeburg oder in Karlsuhe, in denen sich die Kölner kaum Torchancen herausspielten. Läuft es hinten also mal nicht nach Plan, dann findet der Effzeh kaum Lösungen, um Spiele doch noch auf seine Seite zu ziehen.

Zwar betonte Struber bereits zum Ende der Rückrunde, die richtige Balance zwischen einer sicheren Defensive und einer starken Offensive finden zu wollen, doch danach sucht der Österreicher nach wie vor vergeblich. Zwar machten es ihm die vielen Ausfälle von Leistungsträgern wie Damion Downs, Linton Maina oder Timo Hübers zuletzt nicht leicht, doch auch mit erfahrenen Spielern wie Luca Waldschmidt, Florian Kainz oder Dejan Ljubicic darf deutlich mehr kommen.

Der Effzeh braucht neue Ideen - und bessere Neuzugänge

Die Frage, die sich die Kölner Anhänger längst stellen, lautet, wie man mit diesem Fußball in der Bundesliga bestehen soll. Die knallharte, aber ehrliche Antwort: Ohne Gerhard Struber und stattdessen mit einem neuen Mann an der Seitenlinie, der eine klare Spielidee mitbringt und das Potenzial dieses jungen Kaders wirklich ausnutzt. Und der Ideen mitbringt, wie man diesen Kader mit schlauen Transfers sinnvoll ergänzen kann. Das gelang Struber in Zusammenarbeit mit Christian Keller im Winter nicht, als Imad Rondic, Joel Schmied und Jusuf Gazibegovic den Weg ans Geißbockheim fanden.

Noch hält Struber die große Chance im Amt, die direkte Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen, woran er nach der Saison logischerweise auch gemessen wird. Die Art und Weise sollte man in der Domstadt aber nicht außer Acht lassen, sofern man nicht den direkten Gang zurück in die Zweitklassigkeit gehen will.


Weitere Köln-News lesen:

feed