Katastrophale Bilanz gegen Top-Teams: Diese 5 Probleme muss der FC Bayern beheben
Von Dominik Hager
So wirklich weiß man nicht, was man von der derzeitigen Performance der Bayern halten soll. Die Münchner führen die Bundesliga-Tabelle zwar souverän an, sind aber im DFB-Pokal gescheitert und haben in der Champions League so ihre liebe Mühe. Wettbewerbsübergreifend ist insbesondere die Bilanz gegen die Top-Mannschaften absolut nicht Bayern-Like. Im Pokal gab es die Niederlage gegen Leverkusen, in der Champions League gar zwei gegen Barcelona und Aston Villa und auch in der Bundesliga konnte man die drei Haupt-Rivalen, Frankfurt, Dortmund und Leverkusen, nicht bezwingen.
Zwar war der FC Bayern zumindest in den nationalen Aufeinandertreffen fast immer die bessere Mannschaft oder zumindest ebenbürtig, jedoch war das Spielglück oft nicht auf seiner Seite. Klar ist aber auch, dass nicht alles mit Glück oder Pech zu tun hat. Geschieht ein Ereignis zu häufig, steckt mehr dahinter. Im Moment muss man festhalten, dass die Münchner noch ordentlich zulegen müssen, wenn der Traum vom Finale Dahoam wahr werden soll. Wir sehen uns die Faktoren an, die den Bayern tatsächlich wichtige Siege gekostet haben und verraten, was zukünftig besser laufen muss, um auch große Gegner zu schlagen.
1. Neuer kein sicherer Rückhalt mehr
Zwar verzeichnete Manuel Neuer eine lange Serie, in der er sich keinen Gegentreffer fing, jedoch hat er dies in großen Teilen der wirklich bärenstarken Innenverteidigung zu verdanken. Nimmt man die ganze Saison als Maßstab, erkennt man, dass die Anzahl an Fehlern und Unsicherheiten ganz klar jene der Glanztaten überstieg.
Insbesondere das Timing beim Herauskommen scheint Neuer völlig abhanden gekommen zu sein. Auf diese Weise fiel der Treffer von Aston Villa und ebenso kam dadurch der Platzverweis gegen Leverkusen zustande. Zufall waren diese Szenen keineswegs. Neuer verzeichnet bereits seit Monaten einige Wackel-Ausflüge, die manchmal auch nicht bestraft worden sind.
Rechnet man nun noch dazu, dass sich Neuer auf der Linie und bei den Eins-gegen-Eins-Duellen aktuell ebenfalls nur mittelmäßig präsentiert, kommt man bei einer Torhüter-Leistung heraus, die einfach nicht den Ansprüchen von Bayern München entspricht.
Neuer muss dringend sein Timing wiederfinden oder derartige Ausflüge schlichtweg sein lassen. Ansonsten beschleicht einen weiterhin das mulmige Gefühl, dass jederzeit eine von Neuer ausgehende Gefahrensituation entstehen kann.
2. Rechtsverteidiger-Position nicht optimal besetzt
Einen Vorwurf kann man Konrad Laimer und Raphael Guerreiro absolut nicht machen. Beide sind keine gelernten Rechtsverteidiger und tun alles dafür, um den Ansprüchen so gut es geht gerecht zu werden. Beide haben gewiss ihre Stärken und wissen diese auch einzubringen, jedoch gibt es eben auch Limits, denen sie nicht entkommen können.
Der zuletzt gesetzte Laimer ist athletisch und kämpferisch natürlich absolut top, jedoch sind die fußballerischen Mängel dafür eklatant. Immer wieder manövriert er sich in gute Positionen und könnte eigentlich Gefahr entfachen. Meist endet die Szene dann jedoch mit einer ungenauen Flanke oder einem versprungenen Ball. Raphael Guerreiro ist fußballerisch um Welten besser und kann das Spiel mit seinem Passspiel bereichern, ist aber athletisch schlichtweg zu schwach. Gegen schnelle Gegenspieler hat der Portugiese immer wieder seine Probleme und es gibt auch wenig, was die Münchner oder Guerreiro selbst dagegen machen könnten.
Natürlich kann man hoffen, dass gelernte Rechtsverteidiger wie Sacha Boey und Josip Stanisic noch ein wenig besser performen können. Eine Selbstverständlichkeit ist das aber nicht. Boey war derart häufig verletzt, dass eine Beurteilung kaum möglich ist. Stanisic hat in Leverkusen gut performt, ist aber kein Ausnahme-Fußballer und konnte sein ganzes Können verletzungsbedingt in München noch nicht zeigen.
Sollte sich die Möglichkeit bieten, einen Trent Alexander-Arnold zu bekommen, dessen Vertrag 2025 ausläuft, müsste man diese Gelegenheit eigentlich am Schopfe packen. In dieser Saison muss man aber eher darauf hoffen, dass Stanisic oder Boey das Niveau von Guerreiro und Laimer übertreffen können. Ansonsten gilt es damit zu leben, keinen Top-Rechtsverteidiger zu haben.
3. Ausfälle von Pavlovic und Palhinha
Die einzige Kontiunität im Mittelfeld lautete in den letzten Wochen Joshua Kimmich. Zuletzt spielte Leon Goretzka an der Seite seines langjährigen Mittelfeld-Partners. Das Duo macht sich aktuell zwar nicht schlecht, jedoch sieht man eben schon auch, warum sie als Mittelfeld-Partner oft kritisch gesehen wurden. Mit Kimmich und Goretzka fehlt ein fußballerisch begabter Spielbeschleuniger, der Unruhe entfachen und die Offensivkräfte mit vertikalen Flachpässen in Szene setzen kann. Hierin liegen die Qualitäten von Aleksandar Pavlovic, der auf diese Weise eine sehr gute Ergänzung zu Kimmich darstellt. Immerhin ist der Youngster nach seinem Schlüsselbeinbruch aber jetzt wieder zurück und könnte dafür sorgen, dass der Ball im Münchner Mittelfeld wieder besser läuft.
Der noch verletzte Joao Palhinha kann das nicht, ist dafür aber der stärkste Mittelfeldspieler gegen den Ball und kann anders als Goretzka seinem Mittelfeld-Partner Kimmich auch mal den Rücken freihalten. Mit Pavlovic und Palhinha hätte man wieder eine sowohl offensiv als auch defensiv gute Lösung. Leon Goretzka tut sich schlichtweg schwer damit, dem Spiel einen klaren Stempel aufzudrücken, weil sein Stärken- und Schwächen-Profil weniger ausgeprägt ist. Dies wurde auch in den letzten Matches immer wieder deutlich.
4. Schwache Offensive - Abhängigkeit von Kane und Musiala eklatant
Zum Saisonstart hatte die Bayern-Offensive viele Köpfe. Neben Harry Kane und Jamal Musiala zeigten sich auch Michael Olise und Serge Gnabry in Topform. Nun gestaltet sich die Lage aber ein wenig anders. Gnabry hat seit Wochen keinen Scorer-Punkt erzielt und wirkt nicht mehr so athletisch wie in jüngeren Jahren und auch bei Olise hat sich eine Formdelle eingeschlichen. Dies ist keineswegs verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Youngster erst lange verletzt war und dann bei den Olympischen Spielen seine "Saison-Vorbereitung" absolvierte.
Zwar ist Kingsley Coman inzwischen etwas besser drauf und Leroy Sané zumindest wieder gesund, jedoch geht auch von diesen beiden zu wenig Torgefahr aus. Derzeit hat man bei allen Flügelspielern nicht das Gefühl, dass sie echte Gamechanger sein können. Folgerichtig blieb zuletzt viel an Jamal Musiala und Harry Kane hängen. Die gegnerischen Teams wissen natürlich, dass Musiala und Kane die gefährlichsten Offensivkräfte sind und tun alles dafür, um das Duo aus dem Spiel zu nehmen. Dies geht sehr häufig schief, gelingt an manchen Tagen aber auch.
Genau an diesen wäre es eben wichtig, wenn von der gesamten Offensivabteilung mehr Gefahr ausgehen würde, um unberechenbarer zu sein. Fällt dann auch noch Harry Kane aus, kann sich das gegnerische Team voll auf Musiala fokussieren. Leverkusen hatte folgerichtig kaum Mühe, den Bayern-Youngster aus dem Spiel zu nehmen, indem sie diesen schon bei der Ballannahme mit mehreren Akteuren stellten.
Natürlich könnte im Sommer mit Florian Wirtz ein Spieler kommen, der dieses Problem auf Anhieb lösen könnte, jedoch muss der Klub halt auch jetzt schon sehen, wo er bleibt. Um ins Champions-League-Finale einziehen zu können, wird es alle Offensivspieler benötigen, nicht nur Musiala und Kane.
In den letzten sechs Spielen ist es den Bayern nur einmal gelungen, mehr als ein Tor zu erzielen - und zwar beim 3:0 gegen Augsburg, bei dem zwei Treffer in der Nachspielzeit fielen. Das ist für die Ansprüche einfach erschreckend wenig und ganz und gar nicht das, was man sich nach den ersten Wochen erwartet hatte. An der Taktik ist die Bilanz nicht festzumachen, zumal diese noch immer sehr offensiv ist und das Leben eigentlich eher der Innenverteidigung schwer machen sollte. Diese performt aber überragend, ganz im Gegensatz zur Offensive.
5. Kein Ersatz für Kane
Zwar gab es mehrere Gründe dafür, dass die Spiele gegen Dortmund und Leverkusen nicht gewonnen werden konnten, jedoch ist das verletzungsbedingte Ausscheiden des Engländers natürlich einer davon. Das Problem ist aber nicht nur die Kane-Verletzung an sich, sondern vielmehr die Tatsache, dass es aktuell schlichtweg keinen richtigen Ersatz gibt. Mathys Tel steht seit Monaten neben sich, hat wenig Spielpraxis und zeigt im Falle des Falles wirklich schwache Leistungen. Thomas Müller hat den Faden nach einem eigentlich guten Saisonstart verloren und wirkt nicht mehr spritzig genug. Beide sind derzeit nicht im Entferntesten in der Lage, einen Kane-Ausfall irgendwie zu kaschieren.
Selbst wenn die Bayern-Bosse das nicht wahrhaben wollen, ist hier ganz klar ein Handeln nötig. Die einzig wahre Lösung besteht hierin, Mathys Tel zu verleihen und einen erfahrenen Mittelstürmer zu verpflichten, der weiß, wo die Bude steht. Einen solchen Spieler braucht ein Top-Team mit derart großen Zielen einfach. Es kann nicht sein, dass durch eine Kane-Verletzung alles den Bach runtergeht, was die Präsenz und die Torgefahr im Sechzehner betrifft. Selbst wenn Kane fit ist, braucht es einen treffsicheren Angreifer, den man als Joker bringen kann und der dem Engländer Ruhepausen verschaffen kann. Eberl muss nun beweisen, dass er nicht nur patzige Interviews geben, sondern auch einen geeigneten Kane-Ersatz finden kann.
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