"Kannst ihn nicht derart rasieren!" - Expertenrunde nimmt BVB-Star in Schutz

Bei Borussia Dortmund herrscht nach der 1:2-Niederlage in Augsburg Krisenstimmung. Speziell ein Starspieler steht dabei im Zentrum der Kritik, erhält nun aber namhaften Zuspruch.
Emre Can
Emre Can / Alex Grimm/GettyImages
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Knapp anderthalb Monate ist es her, dass Emre Can nach seinem Elfmetertreffer beim 4:2-Heimsieg gegen den 1. FC Heidenheim mit einem vielsagenden Torjubel gegen seine Kritiker schoss. Rückblickend wohl nicht die beste Entscheidung, denn seither ging es für den Kapitän von Borussia Dortmund zurück in die persönliche Formkrise.

Auf einen unglücklichen Auftritt gegen St. Pauli (2:1) folgten in den vergangenen Tagen fatale Leistungen gegen Real Madrid (2:5) und den FC Augsburg (1:2). In beiden Partien trug Can großen Anteil an den Niederlagen, verschuldete jeweils einen Gegentreffer. Speziell im Dortmunder Fanlager machte sich seither großer Frust breit, von außerhalb fliegt viel Spot auf den Nationalspieler ein.

Trainer Nuri Sahin stellte sich zuletzt zwar schützend vor seinen Kapitän, aber nicht entscheidend - und dafür bekommt der BVB-Coach nun heftige Kritik von Transferexperte Florian Plettenberg zu hören. "Emre Can ist Kapitän, dazu hat man sich vor der Saison comitted. Entweder ziehe ich das jetzt durch, aber du darfst einen Spieler wie Emre Can, einen Kapitän, nicht nach sechs, sieben, acht Spieltagen derart rasieren", kommentierte er am Sonntag im Doppelpass.

"Entweder du nimmst ihn jetzt zwei, drei Spiele komplett raus und hörst auf, einen verunsicherten Emre Can - und der Junge ist verunsichert - reinzuwerfen gegen Real Madrid und ihn zum Sündenbock zu machen, reinzuwerfen gegen Augsburg und ihn dann zum Sündenbock zu machen. Ich glaube, wenn man Emre Can fragen würde, würde er sogar von sich aus sagen: 'Nimm mir das Ding wieder ab, lass mich wieder nur Sechser sein.'", fährt Plettenberg fort und verteidigt Can: "Aber das ist keine gute Lösung von allen Beteiligten."

Auch Bundesliga-Legende Stefan Effenberg schlug im Doppelpass in die gleiche Kerbe. Der Ex-Profi erinnert: "Ich habe auch mal drei, vier Spielen hintereinander bei Gladbach oder Bayern München nicht immer diese Leistungen abgerufen, aber ich hatte immer dieses 100-prozentige Vertrauen und die Unterstützung von Trainer. Das ist das A und O."

Doch nicht nur von Sahin, auch vom restlichen Spielerkader des BVB sollte laut Effenberg mehr Unterstützung für Can kommen. Er fährt fort: "Und dann brauchst du auch deine Jungs nebenan, die dir mal in dem ein oder anderen Spiel helfen. Weil wenn ich wieder bei 100 Prozent bin, werde ich alles zurückzahlen, das ist doch logisch. Aber dafür brauchst du dieses Vertrauen. Er hat dieses 100-prozentige Vertrauen aber nicht. Wie soll das dann funktionieren? Wie sollst du Kapitän sein? Wie sollst du deine Mannschaft führen? Wie gehst du voran?"

Effenberg erklärt: Das macht Sahin beim BVB falsch

Generell sieht Effenberg bei Sahin bislang kein gutes Management. "Sie schaffen es nicht, auf Strecke eine gute Leistung abzurufen, um in Augsburg, gegen Union oder in Bremen zu gewinnen und dafür gibt es Gründe", meint der dreimalige deutsche Meister und erklärt: "Wenn du permanent in der Innenverteidigung oder auf der Doppelsechs rotierst, zur Halbzeit schon wechselst oder schon vor dem Spiel, dann kann sich auch nichts einspielen und das ist das Problem bei Dortmund." Das wird gewissermaßen vermeintlich auch zum Problem für Emre Can.

In der Defensive war in der laufenden Spielzeit bislang einzig Nico Schlotterbeck eine Konstante, vor und neben ihm wurde von Spiel zu Spiel munter durchgetauscht. Laut Effenberg mitentscheidend für die inkonstanten Leistungen der letzten Wochen. Er fordert: "Deine Führungsspieler müssen immer spielen, um das Vertrauen, das sie bekommen, auch auf dem Platz an die Mannschaft weitergeben zu können. Das ist ein Fehler von Sahin, dass er nicht seine Achse hat, die permanent spielt. Das ist eine große Baustelle."


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