Kaderplätze wackeln: Diese sieben DFB-Kicker stehen massiv unter Zugzwang
Von Dominik Hager
Es ist mal wieder Länderspielpause und in der Nations League stehen die Spieltage fünf und sechs an. Für das DFB-Team geht es gegen Bosnien-Herzegowina (Samstag, 20:45 Uhr) und Ungarn (Dienstag, 20:45 Uhr). Für die deutschen Kicker geht es aber nicht nur um ein erfolgreiches Abschneiden in der Nations League, sondern auch jetzt schon um die WM-Plätze. Julian Nagelsmann hat bereits durchscheinen lassen, dass er relativ schnell ein Team finden und dann nur noch wenige Wechsel vornehmen möchte. Demzufolge stehen die DFB-Stars enorm unter Druck. Dies gilt vor allem für die Spieler, deren Stamm- oder Kaderplatz gefährdet ist.
Wir werfen einen Blick auf sieben Akteure, die gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn besonders abliefern müssen:
1. Leroy Sané
Mit Ach und Krach ist Leroy Sané in den DFB-Kader zurückgekehrt. Tatsächlich entschied sich Julian Nagelsmann erst nach dem Verletzungs-Aus von Deniz Undav, den Bayern-Star nachzunominieren. Sané fehlt nicht nur der Stammplatz im Verein, sondern auch das Standing im DFB-Team. Der 28-Jährige hat im DFB-Dress in den letzten Jahren wenig gerissen, sich gegen Österreich einen unnötigen Platzverweis eingehandelt und bei der Heim-EM kaum Akzente setzen können. Wenn jemand dringend Pluspunkte benötigt, um in der Hierarchie nach oben zu kommen, dann Sané. Beim FC Bayern hat er zuletzt leicht ansteigende Form verzeichnet, was die Hoffnung nährt. Sollte der Offensiv-Star von Julian Nagelsmann Spielzeit erhalten, muss er aber noch mehr zeigen. Der Kampf um die WM-Plätze ist auch knapp zwei Jahre vor dem Turnier schon in der heißen Phase.
2. Serge Gnabry
Serge Gnabry hat sich über seine guten Leistungen beim FC Bayern in das DFB-Team zurückgekämpft. Inzwischen spürt der 29-Jährige aber wieder den Druck der hochklassigen Konkurrenz beim FCB und ist nicht mehr gesetzt. Gnabry durfte bei den letzten Länderspielen gegen die Niederlande und Bosnien-Herzegowina von Beginn an ran, aber auch im DFB-Dress dürfte es schon wieder eng werden. Wirklich in den Fokus spielen konnte er sich weder bei den jüngsten Länderspielen noch bei den letzten Partien für den FC Bayern. Gnabry agierte zuletzt etwas verkrampft und verzeichnete weniger Erfolgserlebnisse als noch in der ersten Saisonphase. Für ihn wäre es nun wichtig, gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn Scorer zu verzeichnen. Gnabry gehört schließlich nicht zu denen, die das WM-Ticket praktisch schon in der Tasche haben.
3. Julian Brandt
Julian Brandt hat natürlich das große Problem, dass mit Jamal Musiala und Florian Wirtz zwei der besten DFB-Akteure auf seiner Position agieren. Dementsprechend stark muss der Borusse performen. Brandt ist nach einem Jahr Pause zum ersten Mal wieder im Deutschland-Kader, was gewiss auch daran liegt, dass andere Offensivkräfte wie Jamie Leweling oder Karim Adeyemi verletzungsbedingt fehlen. Im BVB-Trikot kommt Brandt aktuell nur selten an die Leistungen heran, die er phasenweise im Vorjahr zeigen konnte. Man braucht kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass der Kaderplatz von Brandt auf wackligen Beinen steht. Mit seinen inzwischen 28 Jahren gehört dieser inzwischen auch nicht mehr zu den jungen Hoffnungsträgern. Setzt Brandt keine Akzente, ist er bei den nächsten Spielen ziemlich sicher wieder außen vor.
4. Maximilian Mittelstädt
Maximilian Mittelstädt liefert sich seit einiger Zeit schon einen erbitterten Zweikampf mit David Raum um den Posten hinten links. Selbst bei der EM konnte sich keiner der beiden endgültig durchsetzen. Wir dürfen uns ziemlich sicher sein, dass sich das Duell der beiden bis zur WM 2026 zieht. Aktuell ist Mittelstädt leicht im Vorteil, allerdings liegt das ausschließlich an der Verletzung von Raum. Klar ist jedoch, dass Mittelstädt nun die Chance hat, Pluspunkte zu sammeln und seinen Platz zu festigen. Im Verein waren seine Leistungen zuletzt nicht mehr ganz so konstant wie in der Vorsaison, jedoch war noch immer mehr Licht als Schatten zu erkennen. Langfristig könnte Mittelstädt das Problem bekommen, dass Raum als Leipziger wohl auch in der kommenden Saison Champions League spielt. Der VfB dürfte es ungleich schwerer haben.
5. Pascal Groß
Die Situation von Pascal Groß ist in etwa vergleichbar mit der von Maximilian Mittelstädt. Auch der 33-Jährige zeigte beim BVB zwar in Summe ordentliche, aber keineswegs überragende Leistungen und kämpft im DFB-Team gegen einen aktuell verletzten Spieler um seine Position. Aleksandar Pavlovic sägt schon etwas länger am Platz von Groß und könnte perspektivisch die besseren Karten haben. Der Bayern-Youngster ist aber wie auch Angelo Stiller verletzungsbedingt nicht dabei, weshalb Groß die Chance hat, seine Position gegen Bosnien-Herzegowina und Ungarn abzusichern. Der Routinier steht gerade deswegen unter Druck, weil Andrich seinen Platz wohl relativ sicher hat. Der Leverkusener ist der defensivstärkste deutsche Mittelfeldspieler und ein anderer Spielertyp als Pavlovic, Stiller und eben Groß, die ihre Qualitäten eher im Passspiel und der Spielübersicht haben.
6. Oliver Baumann
Oliver Baumann hat aktuell einen leichten Vorteil im Kampf um die Nummer-eins-Rolle, jedoch ist noch längst keine abschließende Entscheidung gefallen. Baumann spürt den Atem von Alexander Nübel, zumal sich Nagelsmann erneut dazu entschlossen hat, beiden Aspiranten einen Einsatz zuzusagen. Die Verletzung von Marc-André ter Stegen hat für Baumann die Tür geöffnet, im fortgeschrittenen Alter zur Nummer eins zu werden. Für einen Keeper, der in seiner Karriere auf Profi-Niveau bislang nur bei Freiburg und Hoffenheim im Tor stand, ist das natürlich eine ganz große Sache. Umso deutlicher ist aber der Druck, jetzt auch zu liefern. Jeder Fehler im DFB-Dress könnte das Pendel zu seinen Ungunsten kippen lassen.
7. Alexander Nübel
Alexander Nübel ist in der Herausforderer-Rolle, in dieser aber keineswegs chancenlos. Auch für ihn geht es darum, mit einem Top-Spiel im DFB-Trikot ein Zeichen zu setzen und im Idealfall sogar an Baumann vorbeizuziehen. Die Chance dazu soll er in einer Partie erhalten. Für Nübel geht es aber nicht nur um die Möglichkeit, bei der WM 2026 im Kasten zu stehen, sondern auch um seine Zukunft im Verein. Ein Nummer-eins-Status beim DFB-Team würde seine Karten beim FC Bayern verbessern, wenn es um die Neuer-Nachfolge geht. Folgerichtig steht Nübel fast genauso unter Druck wie Baumann, auch wenn er tendenziell der Herausforderer ist. Nübel ist inzwischen auch schon 28. Jetzt wird seine Karriere eine entscheidende Richtung einschlagen.
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