Joelle Wedemeyer über die "Wolfsburg-DNA" und "Flamingjoe"
Kaum eine Spielerin kennt den VfL Wolfsburg so gut wie Joelle Wedemeyer. Bereits in der B-Jugend wechselte die Verteidigerin in die Autostadt und gehört seit über zehn Jahren dem Kader der ersten Mannschaft der Wölfinnen an. Mit dem VfL gewann Joelle Wedemeyer die Champions-League, sechs Meistertitel und zehn Pokalsiege. Die 28-Jährige etablierte sich zunehmend bei den Wölfinnen, konnte sich aber nie als Stammspielerin festspielen. Dennoch entschied sich Wedemeyer immer wieder für eine Vertragsverlängerung bei ihren Wölfinnen - zuletzt im März dieses Jahres. Im Interview spricht Joelle Wedemeyer über ihre Beweggründe für einen Verbleib beim VfL, ihre Liebe zur Kunst und die aktuelle Situation in der Champions-League.
"Gesamtpaket" beim VfL Wolfsburg stimmt
Joelle Wedemeyer ist sich bewusst, dass sie "in anderen Vereinen durchaus in der Startelf stehen" würde oder eine Führungsspielerin sein könne. In jungen Jahren habe sie sich entscheiden müssen, was ihr wichtiger sei: hohe Trainingsqualität oder Spielpraxis. Letzteres habe Joelle Wedemeyer dann in Wolfsburgs zweiter Mannschaft sammeln können, wobei sie in der ersten Garde vom sehr hohen Trainingsniveau profitieren konnte. "In den kommenden Jahren, wo ich ein bisschen älter wurde, hat es dann doch mit der Spielzeit irgendwo immer gepasst", resümierte die Abwehrspielerin.
Außerdem überzeugt die 28-Jährige die "Infrastruktur, die Trainingsbedingungen und die Professionalität", die sie beim VfL Wolfsburg genießt. "Natürlich kommt hinzu, dass meine Familie hier herkommt und dass ich mit dem Verein sehr verbunden bin. Das hat immer im Gesamtpacket für mich den Ausschlag zum VfL gegeben", betonte Wedemeyer.
Aktuell kämpft Wedemeyer mit ihrem Herzensverein um die Qualifikation zur Knock-Out-Phase der UEFA Women's Champions-League. Nachdem das Hinspiel gegen AS Rom verloren ging, sind die Wölfinnen im Rückspiel am kommenden Mittwoch gezwungen zu punkten. "Natürlich wollen wir uns eine gute Ausgangslage gegen Rom erarbeiten. Bestmöglich mit zwei Toren Unterschied, aber erst mal gilt es für uns das Spiel zu gewinnen."
Vor allem in der Liga gegen den FC Bayern haben die Wölfinnen gezeigt, dass sie große Spiele gut spielen können. "Wir wissen, dass wir Leader auf dem Platz brauchen und das Spiel geschlossen als Einheit angehen, weil die Performance lastet nicht auf einer Spielerin, sondern wir müssen eine gute Teamleistung bringen", bringt es die langjährige Wölfin auf den Punkt. Die Freude über eine vorzeitige Qualifikation wäre groß, "aber wenn nicht, wissen wir auch, dass wir gegen Lyon immer noch ein Spiel haben, wo wir es entscheiden können", so Joelle Wedemeyer.
Die enge Lage in der Königinnenklasse spiegelt auch die immer enger werdende Leistungsdichte im professionellen Frauenfußball wider. "Viele große Klubs können finanziell gute Spielerinnen anlocken, was vor Jahren noch nicht so der Fall war. Deswegen ist es für Wolfsburg auch immer schwieriger, um neue Spielerinnen zu konkurrieren und zu halten", erklärte die Verteidigerin der Wölfinnen. Besonders sei die Mentalität der Wölfinnen: "Die Mentalität, dass wir gewinnen wollen, ist eine DNA von Wolfsburg, die hat sich nicht geändert. Wir gehen jedes Spiel damit an, dass wir gewinnen wollen." Das Ziel sei ganz klar über die Gruppenphase der Champions-League hinaus am Wettbewerb teilzunehmen.
Joelle Wedemeyer über Flaming(joe)
Ablenkung vom Profi-Trubel findet Joelle Wedemeyer unter anderem in der Malerei. Bereits in der frühen Kindheit habe sie mit den Eltern angefangen zu malen. Mit genau dieser Kunst hat Wedemeyer vor einigen Monaten Geld für einen guten Zweck sammeln zu können, indem sie einen selbst gemalten Flamingo unter die Leute brachte - den Flamingjoe. "Die Idee entstand im Trainingslager. Wir waren in einem Hotel, wo teure Bilder ausgestellt waren und ich aus Spaß gesagt habe: Nächstes Jahr bring ich ein Bild von mir mit und häng es hierhin für die Preise. Dann entstand die Idee, dass hier in der Geschäftsstelle noch ein Bild in einem Büro fehlen würde", schwelgte die 28-Jährige in Erinnerung.
Und weiter: "Da kam dann der Flamingo ins Spiel, wo ich mir dachte: 'Was soll denn hier ein Flamingo im Haus der Wölfe'. Ich hab mich dann dazu überreden lassen, dadurch, dass meine dünnen Beine auch irgendwie ein Merkmal von mir sind. Ich habe ihn dann in Grün gemalt, sodass es doch irgendwie für Wolfsburg steht." Joelle Wedemeyer sei "sehr stolz", dass das Gemälde für "eine echt gute Summe" an einen guten Zweck gespendet werden konnte.