Ist Kim gegen Inter noch tragbar? Warum Bayern eine Teilschuld am Dilemma hat
Von Dominik Hager

Seit der Verletzung von Dayot Upamecano wird immer deutlicher, dass der Franzose der Abwehrchef des FC Bayern war. Jedenfalls beginnt Kim min-jae seitdem immer mehr zu wackeln und steht spätestens seit dem Klassiker in der Kritik, bei dem er vor dem 0:1 ganz schlecht aussah und sogar von Max Eberl einen Rüffel erhielt. Auch in der Champions League hatte der Südkoreaner zuletzt einige Wackler drin. Laut Opta-Daten machte Kim bereits sechs Fehler vor Gegentoren und liegt damit unter den Flop-5-Spielern in der Königsklasse.
Denkt man nun daran, dass Kim bereits im vergangenen Jahr im CL-Halbfinale gegen Real Madrid mehrmals patzte, stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, ihn im Rückspiel gegen Inter Mailand spielen zu lassen. Klar ist allerdings auch, dass es angesichts der Verletzungen von Dayot Upamecnao und Hiroki Ito kaum verfügbare Optionen gibt. Im Endeffekt hat Vincent Kompany drei alternative Möglichkeiten:
1. Stanisic rückt von links hinten ins Zentrum
Im Hinspiel gegen Inter rückte Josip Stanisic ins Zentrum neben Eric Dier, nachdem Kim gelb-rot-gefährdet vom Platz genommen wurde. Dies würde allerdings bedeuten, dass Stanisic hinten links fehlen würde. Die Alternative kann hierbei nur Raphael Guerreiro lauten, der allerdings defensive Mängel besitzt. Angesichts der Tatsache, dass Denzel Dumfries ausfällt und die Bayern einem Rückstand hinterherlaufen, wäre es allerdings durchaus möglich, die Risiko-Variante zu wählen. Stanisic ist ein Spieler, dem man das Vertrauen als Innenverteidiger schenken kann, weil er einen kühlen Kopf besitzt und wenige Fehler macht. In Sachen Zweikampfhärte und Athletik ist Kim min-jae allerdings schon eine Ecke besser.
2. Goretzka rückt ins Abwehrzentrum
Bereits in der letzten Saison hat Leon Goretzka Erfahrung als Abwehrspieler gesammelt und es definitiv nicht schlecht gemacht. Der 29-Jährige besitzt die nötige Größe und Athletik und würde seinen Job wohl auch wieder verlässlich an den Tag legen. Dies würde allerdings damit einhergehen, dass er seine Position neben Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld verlassen muss. Kompany müsste dann auf Aleksandar Pavlovic setzen, der noch nicht bei 100 Prozent ist - oder auf Joao Palhinha, der wenig Spielpraxis und Erfolgsmomente im Bayern-Trikot hatte. Demnach erscheint diese Option nicht wirklich ratsam zu sein.
3. Palhinha übernimmt den Innenverteidiger-Job
Natürlich bestände auch die Möglichkeit, Goretzka im Mittelfeld zu lassen und Palhinha in die Innenverteidigung zu stellen. Der Portugiese ist ein defensiv orientierter Spieler und überzeugt mit seinen Grätschen, seinem Stellungsspiel und seiner Zweikampfführung. Allerdings agiert er dabei oft ein wenig zu riskant, um in der letzten Kette zu spielen. Folgerichtig ist er im defensiven Mittelfeld besser aufgehoben. Angesichts der Tatsache, dass Palhinha beim FC Bayern noch nie in der Innenverteidigung stand, sollte dies auch gegen Inter Mailand keine Option sein.
Kim die Risiko-Variante - und wohl richtige Wahl
Gewissermaßen muss die Entscheidung zwischen Josip Stanisic und Kim min-jae fallen. Der Südkoreaner ist vom Potenzial her der bessere Abräumer, körperlich robuster und wohl auch eine Ecke schneller, wenn es um das Verteidigen von Kontersituationen geht. Dennoch gäbe es durchaus auch Gründe, die für den soliden Stanisic sprechen.
Angesichts der Ausgangslage dürfte Kim allerdings die bessere Option sein. Die Bayern sind in der Underdog-Rolle und haben nicht mehr so viel zu verlieren. Dies lädt eher dazu ein, das Risiko mit Kim zu wählen und darauf zu hoffen, dass dieser einen Sahne-Tag erwischt. Immer wieder zeigt der 28-Jährige ja auch sehr gute Leistungen.
Bayern mit Teilschuld am Kim-Dilemma
Langfristig muss sich der FC Bayern aber natürlich trotzdem Gedanken darüber machen, ob Kim das Niveau und die nötige Verlässlichkeit für einen dauerhaften Startelfspieler hat. Das sogenannte "Abwehr-Monster" aus Serie-A-Zeiten ist jedenfalls in München nie so richtig angekommen. Dabei darf aber auch nicht vergessen werden, dass der Klub eine Teilschuld am ganzen Dilemma trägt. Kim plagt sich angesichts der Personalsituation schon die halbe Saison mit Achillessehnenproblemen über den Platz. Nie bekam er wirklich die Chance, sich komplett auszukurieren und dann wieder mit voller Fitness zu spielen. Hier hat der FC Bayern im Umgang und in der Kaderplanung ein Stück weit mit versagt.
"Er ist, wie jeder Spieler am Ende der Saison, nicht bei 100 Prozent. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass man ihn nicht bringen kann", erklärte Max Eberl nach dem Dortmund-Spiel bei Sky. Ein Satz, der tief blicken lässt. Eigentlich sollte es ja schon das Ziel sein, dass die Akteure gerade in den heißen Wochen im April ihre Leistungsstärke entfalten können.
Weitere Bayern-News lesen: