Hummels stark, Roma schwach: Die Krise hält an
Von Noah Piotrowiak
Der ehemalige deutsche Nationalspieler ist derzeit einer der wenigen Lichtblicke der Roma. Mit seinem Last-Minute-Ausgleichstreffer am vergangenen Donnerstag gegen Tottenham konnte er seiner Mannschaft wenigstens einen Punkt in der Europa League retten.
Nach seinem überzeugenden Auftritt gegen die Spurs stand er auch im gestrigen Top-Spiel gegen den Tabellenzweiten Atalanta Bergamo von Beginn an auf dem Platz. Doch ein starker Hummels reicht diesem Team aktuell nicht aus. Mit einer 100%-Passquote und acht von neun gewonnen Zweikämpfen spielte er bis zur 74. Minute in Ranieris Dreierkette auf der mittleren Position zwischen Kapitän Mancini und dem Ex-Frankfurter Evan Ndicka, bevor er schließlich angeschlagen das Feld verlassen musste.
Die Roma kassierte in der 69. Minute ein unglückliches, aber dem Spielverlauf überfälliges erstes Gegentor. Kurz vor Schluss fiel nach der Auswechslung von Hummels das entscheidende 0:2.
Mit Napoli, Tottenham und Atalanta hatte Ranieri zwar ein anspruchsvolles Auftaktprogramm, doch die Roma-Verantwortlichen hatten sich sicherlich mehr erhofft als zwei enttäuschende Niederlagen in der Liga und ein knappes Unentschieden in der Europa League. Nun stehen entscheidende Partien gegen kleinere Vereine Italiens wie Lecce und Como an, die für die Römer als Pflichtsiege gelten.
Nach den ersten drei Spielen wird Ranieris Ansatz bereits deutlich erkennbar: Anders als sein Vorgänger Juric setzt Ranieri auf eine Mischung aus Raumverteidigung und Mann-gegen-Mann-Verteidigung, was besonders Mats Hummels zugutekommt, der zwar nicht mehr das höchste Tempo, aber dafür ein herausragendes Positionsspiel mitbringt.
Ein weiterer Profiteur unter Ranieri ist Leandro Paredes, der unter De Rossi und Juric nur wenig Spielzeit erhielt. Neben ihm ist Bryan Cristante gesetzt. Ranieri vertraut beiden im Mittelfeld und bringt somit Physis und Aggressivität ins Zentrum, was das Mittelfeldpressing erleichtert.
Denn Ranieri will den Ball schnell erobern und umschalten.
Außerdem lässt Ranieri oft einen der beiden, Cristante oder Paredes, in die Dreierkette fallen, sodass einer der äußeren Innenverteidiger nach außen oder nach vorne rücken kann. Generell gewährt Ranieri seinen Spielern viele Freiheiten, was defensiv relativ vielversprechend wirkt, offensiv jedoch noch nicht gut funktioniert. Neuzugang Dovbyk fehlt es an Selbstvertrauen, De Rossis Wunschtransfer Soulé passt nicht ins System und der Kader ist in der Offensive zu dünn und schwach besetzt. Stürmer Nummer zwei, Shomurodov, erzielte in den letzten drei Spielzeiten im Schnitt nur einen Treffer alle elf Spiele.
Darüber hinaus spielt sich die Roma viel zu wenig Torchancen heraus. So lag der xG-Wert gegen Napoli und Atalanta jeweils deutlich unter eins, was auch auf die schlechte Form von Kreativspielern wie Paulo Dybala zurückzuführen ist.
Mit der Roma hat sich Claudio Ranieri eines der schwersten Projekte in Italien ausgesucht, um aus dem Ruhestand zurückzukehren. Doch genau von seiner Erfahrung können die Giallorossi jetzt profitieren, denn Ranieri hat alles im Fußball erlebt - vom Premier-League-Titel in England bis hin zur dritten Liga in Italien. In den kommenden Wochen wird es entscheidend für die AS, die mit Hummels und Co. wieder in die "richtige" Tabellenhälfte vordringen und sich aus der sportlichen Krise befreien will.