Harder-Hattrick, Barça patzt: So lief der erste Spieltag der Champions League
Von Helene Altgelt
Die Champions League ist in die Gruppenphase gestartet. Mit Bayern und Wolfsburg sind zwei deutsche Teams dabei. Beide hatten am ersten Spieltag direkt schwierige Aufgaben vor der Brust. Dazu gab es zum Auftakt zwei echte Topspiele: Chelsea konnte Real Madrid mit 3:2 bezwingen, während die Titelverteidigerinnen aus Barcelona gegen ein diszipliniertes Manchester City eine überraschende Niederlage einstecken mussten.
Die Spiele der deutschen Teams
AS Rom - VfL Wolfsburg 1:0
Der VfL Wolfsburg erlebte gegen die AS Rom einen frustrierenden Abend. Die Italienerinnen sind in Deutschland bereits als harter Gegner bekannt: Letzte Saison spielten sie in der Gruppenphase zweimal Remis gegen Bayern, davor konnten sie Wolfsburg zuhause ein Unentschieden abringen.
Jetzt gelang der Roma sogar ein Sieg gegen ein deutsches Team - auch wenn der ein wenig glücklich war. Kapitänin Manuela Giugliano brachte ihr Team in der 14. Minute per Elfmeter in Führung, ein Handspiel von Lynn Wilms war zuvor geahndet worden. Wolfsburg wurde nach dem nervösen Start aktiver, hatte mehrere Chancen. Mehrfach scheiterten die Wölfinnen aber an der gut aufgelegten Römer Torhüterin Camelia Ceasar.
In der ersten Halbzeit zeigte sich der VfL zwar engagiert, aber nicht immer zielstrebig genug. Fast konnte das Rom ausnutzen und hatte binnen weniger Minuten einige gute Chancen: Die Kanadierin Évelyne Viens stand in der 36. Minute bei einer guten Gelegenheit knapp im Abseits, dann wurde die sehr aktive Emilie Haavi mit einem wuchtigen Schuss gefährlich. In der 39. Minute tauchte erneut Giugliano im Strafraum auf und zwang Merle Frohms im VfL-Tor zu einer starken Parade.
Wolfsburg-Coach Tommy Stroot reagierte und rückte Alex Popp in das Sturmzentrum, Kathrin Hendrich wurde eingewechselt, um die Defensive zu stabilisieren. Die Änderungen fruchteten: In Hälfte zwei war Wolfsburg das überlegene Team und hatte gleich zwei dicke Chancen. Aber sowohl Marina Hegering (52.), als auch Vivien Endemann (58.) setzten ihre Versuche aus aussichtsreichen Positionen an die Latte.
Am Ende verteidigte Rom clever, sodass die Wölfinnen mit einer Hypothek in die nächsten Spieltage gehen. Leichter wird es nicht, nächste Woche gastiert Rekordsieger Olympique Lyonnais in Niedersachsen.
Bayern München - FC Arsenal 5:2
Ein wahrhaftiges Torfestival gab es dagegen in München zu bestaunen. Bayern München schlug den FC Arsenal mit 5:2, dabei machte die überragende Pernille Harder mit einem lupenreinen Hattrick binnen 13 Minuten den Unterschied. Arsenal zeigte in der zweiten Hälfte teils katastrophale Defensivaktionen, sodass Bayern einen verdienten Sieg feiern konnte.
Dabei kamen die Münchnerinnen erst nicht gut ins Spiel. Arsenal-Innenverteidigerin Laia Codina (14.) fehlte noch das Zielwasser, aber ihre spanische Landsfrau Mariona Caldentey sorgte für die Führung für Arsenal (30.). Der Sommer-Neuzugang aus Barcelona nahm eine Flanke von McCabe volley und schloss satt ab.
Aber Bayern konnte kontern, ebenfalls per Flanke: Georgia Stanway gab eine lange Hereingabe in die Mitte, wo Innenverteidigerin Glodis Viggosdottir lauerte und einnickte. Anders als bei Wolfsburg war Bayern das Latten-Glück hold, denn ihr Kopfball prallte von der Unterkante des Aluminiums noch ins Tor.
Das Remis war zu dem Zeitpunkt eher schmeichelhaft für Bayern, aber das Team von Alexander Straus kam besser aus der Kabine. Simon (46.) und Harder (49.) vergaben gute Chancen, besser machte es Sydney Lohmann in der 56. Minute. Nach einem starken Angriff verwertete sie das Zuspiel von Klara Bühl zum 2:1. Arsenal kam aber aus dem Nichts zum Ausgleich: Nach einer Ecke stieg Laia Codina am höchsten und stellte auf 2:2.
Aber die Messe war noch nicht gelesen. Auftritt Pernille Harder: Die dänische Stürmerin hatte schon davor kleinere Chancen, aber die großen Momente blieben aus. Bis zur 73. Minute: Dort bewies die Dänin, dass auch sie Kopfbälle kann und brachte einen Eckball von Carolin Simon platziert im gegnerischen Tor unter.
Und da das so gut lief, wiederholte Harder das gleich fünf Minuten später: Wieder traf die Goalgetterin per Kopf nach einer Flanke, dieses Mal von Klara Bühl. Den Deckel drauf machte sie dann in der 86. Minute nach guter Vorarbeit von Giulia Gwinn - erst der zweite Versuch fand seinen Weg ins Tor.
Arsenal sah bei den drei Toren defensiv nicht gut aus, die Zuordnung stimmte immer wieder nicht. Nach mittelmäßigen Resultaten in der Liga und nun dieser Pleite ist die Stimmung in Nordlondon nicht gut - Bayern dagegen konnte trotz einer zu passiven ersten Halbzeit einen erfolgreichen Start in die Königsklassen-Saison feiern. Nächste Woche steht auch für Bayern eine Italien-Reise an, es geht nach Turin zu Juventus.
Weitere Topspiele am ersten Spieltag
Chelsea FC - Real Madrid 3:2
Letztes Jahr blamierte sich Real Madrid in der Champions League und schied nach nur einem Punkt in sechs Spielen sang- und klanglos in der Gruppenphase aus. Damals kam der einzige Punktgewinn ausgerechnet gegen den vermeintlich stärksten Gegner, den FC Chelsea.
Jetzt kam es zum Rematch. Dank einer deutschen Nationalspielerin erwischte Chelsea einen Traumstart: Nach einer Flanke herrschte im Strafraum der Königlichen heilloses Chaos. Irgendwie fand der Ball seinen Weg ins Netz, der Treffer wurde zunächst als Eigentor von Garcia gezählt, aber dann korrigiert: Mittelfeldspielerin Sjoeke Nüsken war als Letzte dran (3.).
Im strömenden Londoner Regen hatte Real mit Melanie Leupolz in seinen Reihen einige gute Momente, doch Chelsea traf erneut: Guro Reiten verwandelte in der 28. Minute einen eher soften Foulelfmeter souverän zum 2:0. Kurz vor der Pause kam Real dann doch noch zum Anschlusstreffer, Alba Redondo konnte zum 1:2 einnetzen (39.). In der Stamford Bridge kam Chelsea erneut besser aus der Pause und Mayra Ramirez köpfte zum 3:1 ein - Real-Torhüterin Misa Rodriguez machte dabei keine gute Figur.
Das Spiel trödelte danach über lange Strecken vor sich hin, bis Ramirez' kolumbianische Landsfrau Linda Caicedo wieder etwas Spannung hereinbrachte. Mit einem Abstauber gab sie Real nochmal Hoffnung (83.), letztendlich blieb es aber bei einem verdienten 3:2 für die Blues.
Manchester City - FC Barcelona 2:0
Die Titelverteidigerinnen aus Barcelona gehen erneut als Topfavorit in die Champions-League-Saison im Frauenfußball. Mit Neuzugang Ewa Pajor, die diesen Sommer aus Wolfsburg kam, ist die ohnehin schon furchterregende Offensive der Katalaninnen nochmal stärker geworden. Mit Vivianne Miedema konnte aber auch der erste Königsklassen-Gegner eine Topstürmerin verpflichten.
Gegen Manchester City tat sich die Blaugrana überraschend schwer: In den ersten 45 Minuten spielte fast nur Manchester, die Australierin Mary Fowler hatte gleich mehrere gute Chancen. Das hohe Pressing der Skyblues wirkte, die Gäste schienen verunsichert.
Nachdem Cata Coll noch einen Schuss von Park grandios entschärfte (35.), war die Barca-Torhüterin kurz darauf chancenlos: Manchester City belohnte sich für eine tolle Leistung, Verteidigerin Naomi Layzell stellte aus kurzer Distanz auf 1:0 (36.). City hatte direkt danach eine Topchance zum 2:0, aber Miedemas Versuch wurde gerade so noch geblockt.
Nach der Pause wurde Barcelona stärker, Manchester City war nun auch anzusehen, wie kräftezehrend der hohe Laufaufwand war. Viele klare Chancen sprangen für die Titelverteidigerinnen zunächst nicht heraus, doch Barca kam dem Torerfolg immer näher: Pina hatte eine gute Chance (66.), Weltfußballerin Bonmati traf sogar die Latte (74.).
Aber es war Manchester, das erneut traf: Torjägerin Khadija "Bunny" Shaw stellte in der 77. Minute auf 2:0, indem sie Barca-Keeperin Cata Coll geschickt ausspielte und einschob. Manchester schaffte es auch danach, die Spanierinnen geschickt vom Tor wegzuhalten - und feierte so einen Ausrufezeichensieg.
Die weiteren Spiele im Überblick
Bei den weiteren Spielen gab es wenige Überraschungen: Olympique Lyonnais setzte sich souverän gegen UWCL-Neuling Galatasaray Istanbul durch, beim 3:0 schnürte Kadidiatou Diani einen Dreierpack. Dzsenifer Marozsan spielte von Anfang an, Sara Däbritz wurde in der 76. Minute eingewechselt.
Celtic Glasgow unterlag zuhause dem niederländischen FC Twente Enschede mit 0:2, während der schwedische Klub Hammarby vor einer schönen Kulisse die Österreicherinnen von St. Pölten schlug. Juventus Turin tat sich gegen Valerenga aus Norwegen eher schwer und gewann nur knapp mit 0:1.
Alle Ergebnisse im Überblick:
Olympique Lyonnais - Galatasaray Istanbul 3:0
AS Roma - VfL Wolfsburg 1:0
FC Chelsea - Real Madrid 3:2
Celtic Glasgow - FC Twente Enschede 0:2
Bayern München - FC Arsenal 5:2
Hammarby IF - St. Pölten 2:0
Valerenga Oslo - Juventus Turin 0:1
Manchester City - FC Barcelona 2:0