Die größten Kontroversen in der Ballon d'Or-Geschichte
Von Hendrik Gag
Am 28. Oktober steht die Ballon d'Or-Vergabe 2024 an, als Favorit auf die Auszeichung gilt Real Madrids Vinicius Junior. Auch sein Teamkollege Jude Bellingham und Manchester Citys Rodri machen sich Hoffnung auf die Auszeichnung.
Von beiden hebt sich der Brasilianer mit seinen Leistungen in der abgelaufenen Saison nicht deutlich ab. Das Rennen um den goldenen Ball ist eines der engeren der jüngeren Vergangenheit und könnte als eine der kontroversesten Entscheidung in die Geschichtsbücher eingehen.
Kontroverse Entscheidungen gab es in der Historie des Ballon d'Or reichlich. Wir werfen einen Blick auf fünf Fälle, die herausstechen.
1. Pavel Nedved gewinnt 2003 vor Thierry Henry
Thierry Henry gilt gemeinhin als einer der besten Spieler, der niemals den Ballon d'Or gewinnen konnte. In keinem Jahr war der Franzose näher dran als 2003.
In der Premier League liefert Henry eines der beeindruckendsten Kalenderjahre jemals: 25 Tore und 19 Vorlagen in 35 Spielen.
Der Teamerfolg bleibt jedoch aus, in der Liga muss sich Arsenal Manchester United geschlagen geben, in der Champions League scheitern die Gunners am FC Valencia und Ajax Amsterdam in der damals noch gespielten Zwischenrunde.
Und so geht der Ballon d'Or nicht an Henry, sondern an Pavel Nedved. Der Tscheche ist der Schlüsselspieler von Juventus Turin, das sich in diesem Jahr den Scudetto sichert und ins Finale der Königsklasse einzieht. Nedved spielt unter anderem im Halbfinale gegen Real Madrid überragend auf und führt die Alte Dame ins Endspiel, das er jedoch wegen einer Gelbsperre verpasst. Juve verliert gegen den Ligakonkurrenten AC Mailand im Elfmeterschießen.
Nedveds individuelles Jahr kommt mit insgesamt neun Toren und zehn Vorlagen in 26 Serie A-Einsätzen sowie fünf Toren und zwei Vorlagen in zwölf Champions-League-Partien dennoch unscheinbarer daher als Henrys.
2. Cristiano Ronaldo gewinnt 2013 vor Franck Ribery
"Für mich ist es, als wäre es ein Raub gewesen, als wäre mir der Pokal gestohlen worden", erklärt Franck Ribery 2018 gegenüber dem französischen Fernsehsender Canal+ über die Ballon d'Or-Vergabe 2013.
Ribery gewinnt in diesem Jahr mit dem FC Bayern als erster deutscher Verein das Triple aus Liga, Pokal und Champions League. Ribery ist dabei in der Form seines Lebens und der Schlüsselspieler des Triumphs. Im Finale der Königsklasse gegen Borussia Dortmund legt er den entscheidenden Treffer von Arjen Robben auf, insgesamt steuert er 16 Tore und 20 Vorlagen in dem Jahr bei.
Cristiano Ronaldo bleibt hingegen mit Real Madrid titellos, spielt jedoch mit 51 Toren bei 50 Einsätzen in Liga, Pokal und Königsklasse eine fulminante individuelle Saison - genug für die Wähler, den Portugiesen mit dem goldenen Ball auszuzeichnen.
3. Cristiano Ronaldo gewinnt 2014 vor Manuel Neuer
Nur einmal seit der Einführung des Ballon d'Or konnte ein Torhüter die Trophäe gewinnen: Lew Jaschin 1963. 51 Jahre später schickt sich Manuel Neuer an, der zweite Keeper zu werden, der den goldenen Ball gewinnen kann.
Mit dem DFB-Team wird er in Brasilien Weltmeister, nie zuvor hat ein Torhüter einem WM-Titel so sehr seinen Stempel aufgedrückt, wie Neuer in diesem Jahr. Im Achtelfinale gegen Algerien verhindert Neuer mit zahlreichen Ausflügen aus seinem Strafraum das frühe Desaster für das Team von Jogi Löw und macht so den späteren Triumph überhaupt erst möglich.
Cristiano Ronaldo scheidet mit Portugal in der Gruppenphase aus, gewinnt jedoch mit Real Madrid die Champions League, wobei er drei Tore in Halbfinale und Finale erzielt. Allesamt jedoch, als die Königlichen bereits deutlich in Führung liegen. In Liga und Pokal geht Real leer aus.
Individuell beeindruckt Ronaldo erneut mit 56 Toren in 49 Spielen für Real und setzt sich somit durch und gewinnt zum dritten Mal den Ballon d'Or.
4. Die Nicht-Vergabe 2020
Der Ausbruch des Coronavirus im Frühjahr 2020 macht auch vor dem Profifußball keinen Halt. Alle Wettbewerbe ruhen für ein paar Wochen, bevor sie vor leeren Rängen wieder aufgenommen werden.
Vier der Top-Fünf-Ligen Europas spielen ihre Saison zu Ende. Die Ausnahme: die französische Ligue 1. Grund genug, für France Football, das Magazin, das den Ballon d'Or vergibt, die Vergabe des Preises abzusagen.
Der Leidtragende: Robert Lewandowski. Der Bayern-Stürmer ist 2020 nicht aufzuhalten. 45 Tore in 40 Einsätzen erzielt Lewandowski und schießt die Münchener zum Triple. Die wohlverdiente größte aller individuellen Auszeichnungen folgt jedoch nicht - und damit noch nicht genug Ballon d'Or-Drama um den Polen.
5. Lionel Messi gewinnt 2021 vor Robert Lewandowski
Lewandowski setzt 2021 seine beeindruckende Form aus dem Triple-Jahr nahtlos fort. 56 Tore in 45 Spielen erzielt er, zudem bricht er den zuvor als unbrechbar geltenden Bundesliga-Rekord von Gerd Müller und beendet die Saison mit 41 Ligatoren in 29 Spielen.
Erneut werden die Bayern Meister. Die Titelverteidigung in der Champions League gelingt jedoch nicht - kurz vor dem Viertelfinale verletzt sich Lewandowski in einem Länderspiel und fällt für die Partien gegen Paris Saint-Germain aus, die Bayern unterliegen wegen der Auswärtstorregel.
Bereits im Achtelfinale der Champions League scheitert Lionel Messi mit dem FC Barcelona an PSG. Dennoch gewinnt der Argentinier in diesem Jahr den Ballon d'Or - und das, obwohl es nach seinem Wechsel nach Paris im Sommer bis zum 14. Spieltag dauert, bis Messi das erste Mal in der Ligue 1 trifft.
Für Messi spricht, dass er im Sommer die Copa America und damit seinen ersten Titel mit der argentinischen Nationalmannschaft gewinnt. Lewandowski für den Preis zu übergehen, bleibt dennoch bis heute höchst fragwürdig.
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