Gewaltdebatte im Fußball: DFL-Boss Watzke bezieht Stellung
Von Lennart Sörnsen
Hat der Profifußball ein Problem mit Fan-Gewalt? Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hatte kürzlich die DFL und verscheidene Instanzen aus der Politik zu einem Treffen über Gewalt im Fußball eingeladen. Der CSU-Politiker will gemeinsam mit einigen Kollegen das Thema härter angehen. Zentrales Thema des Treffen war dabei, dass der Fußball in Zukunft stärker in die Pflicht genommen werden soll, gegen Fangewalt vorzugehen.
Bereits vor Beginn des Gesprächs hatte sich Hans-Joachim Watzke in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der DFL zu der Debatte geäußert. Dabei machte der 65-Jährige deutlich, dass er keinesfalls ein Gewaltproblem im Fußball erkennen könne. Vielmehr sehe er ein "sehr friedliches" Fußballerlebnis in den deutschen Stadien, wie Sky berichtete. Zwar räumte Watzke ein, dass es "immer mal" Gewaltauswüchse gebe. Dies sei aber "in der gesamten Gesellschaft so". Zudem zog Watzke einen Vergleich zum Oktoberfest. "Ich habe gelesen, dass die bayerische Polizei beim Oktoberfest geschrieben hat, es sei ein friedliches, fröhliches Fest gewesen. Und wir treffen uns hier heute unter dem Obertitel 'Gewalt im Fußball'. Das passt irgendwie nicht ganz. Man muss versuchen, die richtigen Relationen zu treffen", sagte Watzke.
Im Vorfeld des Gipfels hatte es zudem eine Debatte über die Notwendigkeit eines solchen Treffens gegeben. Mehrere Fanvertretungen und auch einige Vereine hatten die Politik im Vorfeld heftig kritisiert, weil sie nicht eingeladen worden waren. Der Vorwurf stand im Raum, das Treffen sei populistisch und werde auf dem Rücken der Fans ausgetragen „Wir haben ehrlich gesagt keine Erwartungen an das Spitzengespräch. Die Politik aus Bremen, Niedersachsen, Bayern und NRW hat durch Aussagen der letzten Zeit sehr deutlich gemacht, dass es um Populismus und nicht um Inhalte geht. Wählerstimmen vor Sachkenntnis", kommentierte beispielsweise die Interessengemeinschaft "Unsere Kurve" das Treffen, das hatte die Fränkische Landeszeitung berichtet.
Herrmann wiederum hatte argumentiert, das Zusammenkommen sei notwendig, da es eine Zunahme von Gewaltvorfällen gegeben habe, wie die Fränkische Zeitung ebenfalls berichtete. „Das ist noch nicht dramatisch, aber die Entwicklung geht leider in diese Richtung", hatte der 68-Jährige erklärt. Den Vorwurf des Populismus wollte der CSU-Politiker dabei nicht auf sich sitzen lassen und hatte deshalb vor dem Treffen in München ebenfalls zu einem Vergleich mit dem Oktoberfest gegriffen. "Das Sicherheitskonzept für das Oktoberfest wird zwischen der Polizei und der Landeshauptstadt München besprochen, ohne Millionen von Besuchern zu fragen, wie sie es denn gerne hätten. Das ist die Aufgabe von Sicherheitsbehörden.“
Bei der Sitzung am Freitag wurde unter anderem eine neue Stadionverbotskommission beschlossen. Die bei der DFL angesiedelte Kommission soll künftig Stadionverbote für Fans zentral regeln. Details müssten aber noch geklärt werden, berichtet der Deutschlandfunk.