Frankfurt erobert Tabellenspitze - Das macht die Eintracht aktuell so stark
Das hätten viele so nicht erwartet: Nach sechs Spieltagen grüßt nicht der FC Bayern vom oberen Tabellenrang, sondern Eintracht Frankfurt. Die Adlerträgerinnen profitierten vom Sieg der Wölfinnen über Bayern und sicherten sich mit einem dominanten 6:0-Sieg gegen den SC Freiburg die Tabellenführung. Doch das liegt nicht nur am Patzer der Münchenerinnen. Die Eintracht spielt bislang eine nahezu makellose Saison und hat sich diesen Platz mehr als verdient.
Natürlich ist nach sechs Spieltagen die Meisterschaft noch nicht entschieden und der FC Bayern ist weiterhin der Topfavorit auf den Titel. Dennoch spiegelt die aktuelle Tabelle die momentane Form der Eintracht-Frauen wider. Was macht die Adlerträgerinnen bisher so stark?
Schlüsselwort: Konsistenz
Es war einer der Knackpunkte in den vergangenen Spielzeiten: Die fehlende Konsistenz der Frankfurterinnen. Zwar konnten die Adlerträgerinnen den FC Bayern oder VfL Wolfsburg in den Topspielen mehr als ärgern und ihr Potenzial unter Beweis stellen, das Niveau aber nicht über mehrere Spiele hinweg halten. Oft ließen sie unnötige Punkte liegen und schwankten ziemlich stark in ihren Leistungen.
In der laufenden Spielzeit kristallisierte sich so langsam heraus, dass die Eintracht sich zu stabilisieren scheint. Nach dem Unentschieden im ersten Spiel gegen Bayer Leverkusen wurden fünf Siege hintereinander eingefahren - darunter der dominante Auftritt gegen die Wölfinnen. Die SGE ist das einzige ungeschlagene Team im Wettbewerb.
Chancenverwertung verbessert?
"Was uns Selbstbewusstsein gibt, ist die Art und Weise, wie wir spielen", stellte Laura Freigang nach dem Spiel gegen Freiburg fest. Tatsächlich konnte Frankfurt durch ihre Spielanlage überzeugen und das in allen Mannschaftsteilen. Die Defensive steht stabil. Die Eintracht führt nämlich nicht nur die Tabelle punktetechnisch an, sondern auch im Hinblick auf die Tordifferenz. Drei Gegentore hat die Hintermannschaft um Torfrau Stina Johannes bisher zugelassen - der Spitzenwert der Bundesliga. Generell macht der Spielstil der SGE Spaß. Offensiv lässt Niko Arnautis sein Team sehr variabel auftreten, wodurch sie viele Chancen kreieren können. "Wir erarbeiten uns gegen unterschiedliche Gegner sehr gute Lösungsansätze", betonte der Coach.
Wirft man einen Blick auf die Statistiken, dann fällt eine Sache relativ schnell auf: In jeder Kategorie, die etwas mit Toreschießen zu tun hat, führt eine Spielerin der Eintracht die Liste an (via FotMob). Sei es Laura Freigang, die mit sieben Toren die meisten Treffer erzielen konnte, oder Barbara Dunst mit den meisten Torvorlagen. Nicht nur die Konstanz scheint sich langsam zu verbessern, sondern auch die Chancenverwertung der Adlerträgerinnen. Während sie in der abgelaufenen Spielzeit viel vorm Tor liegen gelassen haben, läuft die Tormaschine in der bisherigen Saison auf Hochtouren.
Individuell in Topform
Da hilft es natürlich auch, dass die Spielerinnen individuell gerade in Topform sind. Sei es eine Nadine Riesen, die sich durch gute Leistungen ihre verdiente Spielzeit erkämpfen konnte, oder Lisanne Gräwe, die im Mittelfeld gemeinsam mit Elisa Senß die Fäden zieht. Wie bereits erwähnt, lässt sich die Abwehrreihe um Sophia Kleinherne nichts zuschulden kommen und sorgt für einen ruhigen Spielaufbau, der für die SGE elementar wichtig ist. In der Offensive performen Nicole Anyomi, Géraldine Reuteler und Laura Freigang.
Besonders Freigang kann nach einem eher wechselhaften Sommer zu gewohnter Stärke zurückfinden. Im Spiel der Eintracht genießt sie viele Freiheiten. Im Gegensatz zur Nationalmannschaft agiert sie dort nicht als starre Stürmerin, sondern als offensive Mittelfeldspielerin. Dort hat die 26-Jährige ihre meisten Qualitäten, konnte ihren Torriecher bisher auch unter Beweis stellen - einzig die Elfmeter wollten Laura Freigang in der Vergangenheit nicht gelingen. Von einer formstarken Freigang profitiert Eintracht Frankfurt sichtlich.
Wenig personelle Veränderungen - die Lieben zur Eintracht
Apropos Laura Freigang: Sie verkörpert genau das, was Frankfurt so stark macht - die Liebe der Spielerinnen zum Verein. "Es bedeutet mir total viel, dass alle meine Bundesliga-Tore für Frankfurt sind. Ich glaube, es ist kein Geheimnis, wie wohl ich mich hier fühle", erklärte Freigang, nachdem sie über 100 Tore für Frankfurt erzielte.
Damit ist sie nicht alleine: Viele Spielerinnen wie beispielsweise Sophia Kleinherne haben sich in der Vergangenheit proaktiv für die SGE und gegen einen Wechsel entschieden. Die zahlreichen Vertragsverlängerungen etlicher Leistungsträgerinnen scheinen sich jetzt auszuzahlen. Das Team ist eingespielt, vertraut sich und bestätigt das durch die Leistungen auf dem Platz.
UWCL-Aus als Vorteil?
Ein perfider Grund könnte auch das schmerzhafte Aus in der UWCL-Qualifikation sein. Im Gegensatz zu Wolfsburg und Bayern hat die SGE keine Doppelbelastung durch den europäischen Wettbewerb. Natürlich würde jede Spielerin lieber englische Wochen spielen, als nicht an der Königsklasse teilzunehmen. Dennoch könnte die längere Regenerationszeit den Adlerträgerinnen im Laufe der Saison noch in die Karten spielen.
Diese erste Momentaufnahme spricht total für Eintracht Frankfurt. Fakt ist aber, dass noch etliche knackige Herausforderungen vor den Adlerträgerinnen stehen. Die nächste wartet mit dem FC Bayern direkt nach der Länderspielpause. Die Spielerinnen der Eintracht-Frauen können diesen ersten Tabellenplatz vernünftig einschätzen und lassen die Euphorie nicht überhand gewinnen.