Inter Mailand fehlt entscheidende Qualität: Darum gewinnt heute der FC Bayern
Von Dominik Hager

Mit der Bayern-Verletztenliste könnte man beinahe ein Team stellen, das den Henkelpott gewinnen kann. Mit Manuel Neuer, Dayot Upamecano, Hiroki Ito, Alphonso Davies, Aleksandar Pavlovic, Jamal Musiala und Kingsley Coman fehlen gleich sieben wichtige Kräfte beim Champions-League-Kracher gegen Inter Mailand. Man muss kein Pessimist sein, um zu behaupten, dass schon das Viertelfinal-Hinspiel gegen die Mailänder für die Münchner Rumpftruppe in einer mittelschweren Katastrophe enden könnte.
Dennoch gibt es auch genügend Gründe, die dafür sprechen, dass die Münchner heute Inter Mailand in die Schranken weisen. Wir verraten, warum der FC Bayern heute einen Sieg einfährt.
1. Der FC Bayern ist zu Hause eine Macht
In der Allianz Arena gibt es für die gegnerischen Teams selten etwas zu holen. Schon häufiger musste man sich vor großen Spielen Gedanken darüber machen, wie die Münchner in Form sind, ehe die Fragezeichen mit einer guten Heim-Performance weggewischt werden konnten. Die letzte Heimniederlage der Bayern in der Champions League ist tatsächlich auch schon vier Jahre her. Im April 2021 gewann PSG nach Bayerns Chancenwucher mit 3:2.
Auch in der laufenden CL-Saison haben die Münchner ihre Pleiten ausschließlich auswärts kassiert und zu Hause unter anderem PSG, Leverkusen und Benfica bezwingen können. Selbst in der miesen Vorsaison unter Thomas Tuchel konnten die Münchner durch einen Heimsieg das höher eingeschätzte Arsenal aus der Königsklasse kicken. Wirkt die Stimmung in Bundesligaspielen oft ein wenig schläfrig, ist sie bei großen internationalen Spielen durchaus elektrisierend und kann sich einschüchternd auf das gegnerische Team auswirken. Der Heim-Faktor könnte heute definitiv den Unterschied machen.
2. Inter Mailand ohne schnelle Flügelflitzer
Mit Alphonso Davies fehlt aus Bayern-Sicht der mit Abstand schnellste Außenverteidiger, der auch gegen die flinksten Flügelflitzer dieser Welt bestehen kann. Raphael Guerreiro fehlt hingegen der Speed und auch Konrad Laimer ist zwar schnell auf den Beinen, lässt sich aber von wendigen Spielern gerne mal düpieren. Gegen die Barça-Flügelzange Lamine Yamal & Raphinha kann das in einem möglichen Halbfinale tödlich sein, jedoch hat Inter derartige Spielertypen nicht im Kader.
Der einzige wirklich schnelle Außenbahnspieler ist Denzel Dumfries, der allerdings verletzt fehlt. Die restlichen Schienenspieler haben zwar auch ihre Qualitäten, sind aber keine schnellen Dribbler, die im Eins-gegen-Eins wirbeln. Sollten die Bayern-Flügel gut mit nach hinten arbeiten und Flanken verhindern, dürfte nicht die ganz große Gefahr ausgehen. Bedenkt man, dass gerade die schnellen Unterschiedsspieler auf dem Flügel häufig große Spiele entscheiden, fehlt Inter hier schlichtweg ein wichtiges Werkzeug.
3. Dier und Kim geben ein passendes Duo gegen Inter ab
Manchmal ist es nicht unbedingt gut, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Bei einem Duell zwischen Dayot Upamecano und Marcus Thuram wäre genau das der Fall gewesen. Beide sind unglaublich athletisch und hätten sich gewiss spektakuläre und körperbetonte Duelle geliefert.
In der Vergangenheit sah Upamecano gegen den Ex-Gladbacher aber häufiger schlecht aus. Dementsprechend ist es vielleicht gar kein Nachteil, dass heute Eric Dier im Abwehrzentrum ran muss. Der Engländer kann in Sachen Tempo natürlich nicht bestehen, muss jedoch vielleicht gar nicht in die direkten Duelle, wenn er sich schon im Vorfeld richtig positioniert. Genau hier liegt nämlich die Stärke von Dier, der Sprintduellen meist sehr gut aus dem Weg gehen kann. Mit seiner Größe von 1,91 Meter ist er zudem hervorragend in der Luft und könnte somit die Gefahr der Kombi "Flanke Dimarco, Kopfball Thuram" minimieren.
Mit den wesentlich kleineren und wendigeren Vollblut-Stürmer Lautaro Martínez könnte Dier ein paar Probleme bekommen, jedoch kennt Abwehrpartner Kim min-jae den Argentinier aus seiner Zeit bei SSC Neapel nur zu gut. Kim hat im Laufe seiner Serie-A-Zeit gezeigt, wie man gegen italienische Teams und auch gegen Martínez verteidigt. Zudem verfügt er über eine ähnliche Athletik wie Upamecano und stellt mit seiner oft recht forschen Spielweise ein passendes Gegenstück zu Dier dar.
Gegen ein Team, das eher weniger über schnelle Konter kommt, sondern auch mal lange und präzise Bälle sowie Flanken einstreut, dürften Dier und Kim ein recht stimmiges Duo abgeben. Zudem sei anzumerken, dass Thuram und Martinez aus Verletzungen kommen und womöglich nicht bei 100 Prozent sind.
4. Joshua Kimmich das Maß aller Dinge im Mittelfeld
Natürlich ist das Zentrum von Inter mit Spielern wie Nicolò Barella, Hakan Calhanoglu und Henrikh Mkhitaryan enorm spielstark und erfahren, jedoch hat der FC Bayern durchaus die Möglichkeit, hier dagegen zu halten. Joshua Kimmich ist seit Wochen der wohl beste zentrale Mittelfeldspieler in Europa und besitzt auch den nötigen Biss, um die Schlacht im Mittelfeld gemeinsam mit Leon Goretzka und möglicherweise auch Joao Palhinha zu gewinnen.
Während sich Calhanoglu in dieser Saison auch schon kritischere Töne anhören musste, befinden sich Kimmich und Goretzka in einer absoluten Topform. Insbesondere Kimmich bringt ein derartiges Komplett-Paket aus Spielstärke, Laufarbeit und Mentalität mit, das in der Form bei den Inter-Akteuren nicht auszumachen ist. Macht Kimmich als Herzstück des Bayern-Spiels eine gute Partie, könnte genau das den entscheidenden Unterschied ausmachen.
5. Bayern-Offensive auch ohne Musiala brandgefährlich
Der FC Bayern schießt in der Regel nicht nur mehr Tore als Inter Mailand, sondern stellt auch europaweit seit Jahren eine der besten Offensivreihen überhaupt. Zwar ist der Ausfall von Jamal Musiala enorm bitter, jedoch steht mit Michael Olise ein weiterer offensiver Zauberer zur Verfügung. Dies ist genau der Unterschied zur Vorsaison. Olise ist in einer überragenden Form sowie ein grandioser Scorer und könnte die Position von Musiala definitiv bekleiden. Sein Zusammenspiel mit Harry Kane funktioniert seit Monaten gut, was die Hoffnungen der Münchner nährt.
Zudem wäre da ja auch noch Leroy Sané, der nach seinen jüngsten Torerfolgen gegen Union Berlin und St. Pauli das nötige Selbstvertrauen haben dürfte. Mit Thomas Müller hätten die Bayern eine Geheimwaffe für die Zehnerposition an Bord, die nur so vor Tatendrang brennen dürfte. Stellt sich nur die Frage, ob der 35-Jährige von Beginn an spielen darf oder Serge Gnabry das Vertrauen erhält. Trotz der Ausfälle von Coman und Musiala ist definitiv ausreichend Qualität für Tore vorhanden - und wenn es am Ende eine klassisches Kane-Elfmetertor sein sollte.
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