FC Bayern für Kimmich "keine Spitzenmannschaft": Warum er trotzdem Hoffnung hat
- FC Bayern verliert gegen Feyenoord mit 0:3
- Pleite macht eine direkte Achtelfinal-Qualifikation unwahrscheinlich
- Kimmich mit deutlicher Kritik nach Pleite in Rotterdam
Von Simon Zimmermann
Nach dem perfekten Jahresstart in der Bundesliga herrschte beim FC Bayern eitel Sonnenschein. In Rotterdam wurden die guten Aussichten am Mittwochabend heftig getrübt. Im legendären De Kuip mühte sich der deutsche Rekordmeister offensiv vergeblich. Feyenoord Keeper Justin Bijlow vereitelte - überspitzt formuliert - mehr Großchancen als Manuel Neuer in der kompletten Saison. Während vorne das Feyenoord-Gehäuse wie zugenagelt war, machten die Bayern hinten Fehler. Am Ende stand ein ganz bitteres 0:3 und kaum noch Hoffnungen, sich in der Champions League direkt für das Achtelfinale qualifizieren zu können.
80 Prozent Ballbesitz, 30 zu acht Torschüsse, einen xGoals-Wert von 2,42 zu 1,77 und 737 zu 192 gespielte Pässe für die Bayern standen nach Spielschluss auf dem Statistikbogen. Werte wie bei einer FIFA-Partie an der Konsole gegen den kleinen Bruder. Dennoch gehen die Bayern nach der Pleite als Tabellen-15. in den letzten Ligaphasen-Spieltag. Die Aussichten, noch einen Platz unter den Top acht zu ergattern, sind schlecht.
Joshua Kimmich nahm das nach der Pleite zum Anlass, um den Finger am DAZN-Mikro tief in die Wunde zu stecken: "Die Tabelle lügt nicht. Wir müssen uns schon eingestehen, dass wir aktuell keine Spitzenmannschaft sind. Eine Spitzenmannschaft darf hier das Spiel nicht verlieren, da fehlt uns noch ein bisschen was."
Dennoch wollte Kimmich auch das Positive sehen: "Ich habe das Gefühl, dass wir uns in einem Prozess befinden, aber auf einem guten Weg sind. Wenn ich in die Kabine gucke, ist es nicht so, dass jeder den anderen verantwortlich macht - das war in der Vergangenheit anders nach solchen Spielen. Die Gruppe hält zusammen, das macht mir Mut und ich glaube, dass wir auch wieder eine starke Reaktion zeigen können, aber gerade in der Champions League sind wir natürlich jetzt in einer sehr, sehr schlechten Ausgangssituation, in die wir uns selbst gebracht haben."
Ähnlich wie nach der heftigen Pleite in Barcelona müsse nun wieder eine Reaktion folgen. "Wir dürfen auf gar keinen Fall an uns und an der Gruppe zweifeln. Wenn ich in die Kabine schaue, sehe ich viele Jungs, mit denen ich große Lust habe, in drei Tagen wieder auf dem Platz zu stehen", gab sich Kimmich optimistisch.
Eberl stimmt Kimmich zu - Kompany trotzdem selbstbewusst
Sportvorstand Max Eberl wurde in der Mixed Zone auf die Kimmich-Worte angesprochen. "Wenn man momentan die Tabelle anschaut, sind wir nicht unter den ersten Acht dabei, was unser großes Ziel war. Das einzige, was wir jetzt machen können, ist, Bratislava zu schlagen und dann schauen, was passiert. Die Playoffs drohen und dann müssen wir eben über die Playoffs gehen", erklärte Eberl.
"Wir lernen gerade. Wir dachten in der Phase mit den drei Siegen, wir sind raus, aber haben heute gesehen, dass wir noch nicht raus sind. Es gilt jetzt, diese Erfahrung mitzunehmen. Und europäisches Spitzenteam? Wenn du 0:3 bei Feyenoord verlierst, scheint es nicht so zu sein, aber die Saison ist noch lang, wir sind mit dabei und dann müssen wir es in Zukunft besser machen", so der FCB-Sportchef weiter.
Die Bayern sind nicht die einzige vermeintliche Spitzenmannschaft, die in der neu geschaffenen Ligaphase Probleme hat. Titelverteidiger Real Madrid liegt punktgleich mit den Münchnern einenn Platz dahinter, auf Rang 17 folgt Juventus. Noch schlechter sieht es für PSG als 22. und Man City als 25. aus. Die Skyblues würden nach aktuellem Stand nicht mal die Playoffs erreichen. "Es sind einige große Mannschaften, die mit uns im Mittelfeld dümpeln. Das Format scheint einen neuen Reiz zu haben, an den sich die großen Vereine gewöhnen müssen. Es ist ein spannendes Format, weil man nur einmal gegen einen Verein spielt und nicht das Rückspiel hat, um es wiedergutzumachen. Wenn du unter die ersten Acht kommen willst, musst du eben auch auswärts gewinnen", meinte Eberl.
"Ich sage ja auch nicht, dass alles fantastisch ist. Das Spiel heute war richtig bescheiden, aber jedes Spiel muss differenziert betrachtet werden. Aber es sieht so aus, dass wir - wenn wir Bratislava schlagen - auf ganz ganz viel Unterstützung hoffen müssen, um unter die ersten Acht zu kommen. Und wenn nicht, haben wir uns die Playoffs selbst eingebrockt und dann werden wir die spielen", fügte er an.
Trainer Vincent Kompany gab sich auf der Pressekonferenz nach der Pleite selbstbewusst, auch wenn er den Feyenoord-Sieg als verdient ansah: "Wir haben null Angst vor den Playoffs. Wenn wir da reinmüssen, müssen wir da rein. Du musst dir diese Top acht verdienen. Dieses Format gibt es deswegen, damit Spannung reinkommt und wir waren nicht gut. Aber es gibt noch ein Spiel und wichtig für mich ist, dass wir auch weiter unsere Spiele gewinnen."