Rätselhafte Wandlung beim FC Bayern: Die Tops & Flops beim CL-Sieg gegen Paris
Von Dominik Hager
Der FC Bayern hat einen ganz wichtigen Sieg in der Champions League eingefahren. Gegen Paris Saint-Germain reichte ein Treffer von Kim Min-jae (38. Minute), um die Partie mit 1:0 zu gewinnen. Aus Münchner Sicht lief jedoch längst noch nicht alles wirklich glatt.
Wir werfen einen Blick auf die Tops & Flops des Spiels:
TOP I: Bayern-Bollwerk hält auch gegen PSG
Wer vor zwei Monaten noch prophezeit hätte, dass die Bayern-Defensive das absolute Prunkstück des Teams wird, wäre mit Hohn und Spott förmlich überhäuft worden. Nun besagt jedoch die Realität, dass der FC Bayern soeben sein siebtes Pflichtspiel in Serie ohne Gegentor zu Ende gebracht hat. Zwar hatte PSG gewiss mehr Chancen als beispielsweise Benfica SL oder Augsburg, jedoch war die Leistung der Münchner Defensive einmal mehr lobenswert.
Dies gilt insbesondere für das Innenverteidiger-Duo, bestehend aus Kim Min-jae und Dayot Upamecano. Die beiden so häufig kritisierten Abwehrspieler zeigten auch gegen PSG eine tadellose Leistung. Sowohl in den Zweikämpfen als auch im Aufbauspiel legten beide eine absolute Coolness an den Tag. Gewissermaßen ist es auch bezeichnend, dass es mit Kim ausgerechnet ein Innenverteidiger war, der das Siegtor erzielen konnte.
Neben Kim und Upamecano sind jedoch auch Neuer, Laimer und Davies hervorzuheben. Zwar hat der Kanadier ein paar krumme Fehlpässe eingestreut, war in den Zweikämpfen aber sehr überzeugend unterwegs. Gleiches gilt für Laimer, der sehr bissig und resolut agierte und sich mit seiner Physis gut behauptete. Manuel Neuer kommt auch zunehmend besser in die Saison und hat neben einer tadellosen Leistung auf der Linie in Durchgang zwei Pässe gespielt, von denen einige Münchner Feldspieler nur träumen könnten. Der gesamte Defensiv-Verbund war gegen Paris schlichtweg top.
FLOP I: Musiala und Kane noch nicht CL-High-Level
Betrachtet man die ganze Saison, dann sind Jamal Musiala und Harry Kane gewiss die beiden Top-Spieler in der Bayern-Offensive. Zudem sind sie auch die Akteure, die in die Kategorie Weltklasse gehören und Spiele entscheiden sollen. In den Big-Games und vor allem in der Champions League ist dies aber beiden in den letzten eineinhalb Jahren eher unregelmäßig gelungen. Auch gegen Paris muss man festhalten, dass beide nicht ihren besten Abend erwischt haben.
Dies gilt insbesondere für Kane, der wenige Bälle festmachen konnte, selbst nicht zum Abschluss kam und demnach wenig Gefahr ausstrahlte. Von Musiala kam diesbezüglich deutlich mehr, doch auch bei ihm fehlte oft die Präzision im letzten Pass und das Glück im Abschluss. Der Youngster taute in Durchgang zwei auf, jedoch dürfte allen klar sein, dass er eigentlich noch viel mehr drauf hat. Man erwartet von Kane und Musiala, dass sie die Bayern-Offensive entscheidend prägen. Genau das ist jedoch nicht geschehen.
Ohnehin konnte die Offensive nur bedingt überzeugen, in dem Zusammenhang darf auch der Name Leroy Sané nicht unerwähnt bleiben. In Summe fehlte es an der nötigen Effizienz, insbesondere in Überzahl. Dass der einzige Treffer ein Kim-Tor nach Kimmich-Ecke war, wirft kein gutes Bild auf die Offensive.
TOP II: Kingsley Coman wirbelt in der Offensive
Wenn man die Bayern-Offensive kritisiert, gibt es mit Kingsley Coman definitiv einen Spieler, den man hierbei ausklammern muss. Coman war insbesondere in Durchgang eins der mit Abstand beste Offensivspieler der Münchner. Der Franzose war schnell und durchsetzungsfähig und traute sich in zahlreiche Eins-gegen-Eins-Situationen. Coman wirkt wieder flink und fit und erinnert nicht mehr an die etwas lahmende Version seiner selbst zum Saisonstart.
Coman hat all seine vier Dribblings und neun von zwölf Zweikämpfen gewonnen. Sowohl defensiv als auch offensiv verrichtete der Franzose einen tollen Job. Schade nur, dass er mit seinen Abschlüssen kein Erfolg hatte. Was Coman spielerisch und kämpferisch gezeigt hat, war definitiv eine oder sogar mehrere Nummern besser als das seiner Offensiv-Kollegen.
FLOP II: Bayern-Joker mit zu wenig Punch
Abgesehen von Coman war es nicht der Tag der Offensivspieler. Man kann jedenfalls nicht sagen, dass es die Joker Thomas Müller, Serge Gnabry und Michael Olise besser gemacht haben als ihre Vorgänger. Kompany brachte das Trio in einer Phase, in der Paris immer offener und Bayern immer gefährlicher wurde. Ob er seinem Team damit aber einen Gefallen getan hat, sei mal dahingestellt. Klar wurde, dass insbesondere Müller, aber auch Gnabry und Olise keine Super-Sprinter sind und demnach auch die Räume nicht wirklich gut nutzen konnten.
Müller wurde zwar mehrmals gefährlich, jedoch fehlte es ihm in einigen Situationen an Tempo und einem feinen Füßchen, wodurch gute Chancen ungenutzt blieben. Olise konnte technisch zwar ein paar Highlights setzen und war in Summe auch der beste Joker, hatte mit seinen Aktionen aber auch keinen ganz großen Erfolg. Gnabry erwies sich fast schon als Totalausfall, verzeichnete viele unglückliche Aktionen und war defensiv wie offensiv klar schwächer als Coman.
TOP III: Bayern können wertvolle Körner sparen
Zwar war das Münchner Spiel in Überzahl nicht wirklich beeindruckend, jedoch ist das unter dem Strich auch gar nicht so wichtig. Vielmehr sind die drei Punkte relevant. Angesichts der bevorstehenden Kracher-Duelle gegen Dortmund und Leverkusen ist es vielleicht sogar ganz gut, dass es die Bayern nicht zu sehr hat krachen lassen. Durch die Überzahl konnte Bayern den Gegner laufen lassen und somit Energie für die kommenden Aufgaben sparen. Einige offensive Schlüsselspieler konnten vorzeitig vom Platz und mussten nicht die letzten Reserven auf dem Platz lassen. Wirklich auf dem Zahnfleisch war wohl ohnehin kein Münchner unterwegs. Dafür konnte PSG insbesondere in der Endphase zu wenig Druck erzeugen. Dem FCB kann das mit Blick auf die kommenden Aufgaben nur gefallen.
FLOP III: Entscheidungsfindung und Chancenverwertung im letzten Drittel
Auffällig war gegen Paris neben einer schwachen Chancenverwertung insbesondere, dass sich die Bayern zwar häufig gut durchgespielt haben, am Ende aber nichts dabei rauskam. Oftmals hat es hierbei vor allem an der Entscheidungsfindung gehapert. Immer wieder verweigerten die Bayern den Abschluss aus 18 bis 20 Metern und legten den Ball nochmal nach draußen oder versuchten diesen steil durch die Gasse zu spielen.
Auf diese Weise hat sich der Klub zahlreiche Chancen selbst zerstört. Häufig kamen die Pässe nicht im richtigen Moment, wurden zu soft oder in den Rücken gespielt. Die Münchner müssen ihre Gelegenheiten schlichtweg besser ausspielen, dann muss man auch nicht bis zur letzten Sekunde um den Sieg zittern. Die Problematik betrifft allerdings nicht nur die Offensive, sondern auch die Außenverteidiger und das zentrale Mittelfeld.
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