FC Bayern: 8 Kandidaten für die Neuer-Nachfolge
Von Dominik Hager
Manuel Neuer befindet sich im Herbst seiner Karriere und musste in der laufenden Saison ordentlich Kritik einstecken. Noch ist unklar, ob der 38-Jährige seinen Posten beim FC Bayern schon nach diesem Jahr räumt oder gar räumen muss. Sehr wahrscheinlich ist es allerdings, dass für Neuer spätestens im Sommer 2026 Schluss ist und sich die Bayern intensiv damit beschäftigen müssen, wer sein Nachfolger wird. Doch wer wäre gemessen an Können, Alter und Ablöse die ideale Lösung?
90min stellt acht mögliche Neuer-Nachfolger im Power-Ranking vor.
8. Jonas Urbig (1. FC Köln)
Der 21-Jährige gilt als herausragendes Torwart-Talent, hat aber noch nicht die Stärke und Routine, um Neuer im Sommer ersetzen zu können. Tatsächlich ist Urbig davon noch weiter entfernt als Noah Atubolu, das zweite heiß gehandelte Torwart-Talent hierzulande.
Urbig ging erstmals als Stammkeeper des 1. FC Köln in eine Saison, fing sich aber in zehn Spielen 20 Gegentore. In den letzten beiden Partien durfte Marvin Schwäbe ran - und der Domstadt-Klub spielte prompt dreimal zu Null. Unklar ist, ob es sich Köln leisten kann, das Top-Talent dauerhaft auf der Bank zu lassen.
Urbig hat nur noch bis 2026 Vertrag und wird laut Angaben von Sky wohl im Sommer 2025 schon wechseln. Die Kölner wollen dann eine möglichst fette Summe generieren. Der FC Bayern soll zu den Interessenten gehören. Urbig hat mit seinem beidfüßigen Spiel, seinen starken Reflexen und seiner Ausstrahlung grundsätzlich alles, um ein Top-Keeper werden zu können. Doch selbst wenn er 2025 nach München wechseln würde und Neuer aufhören sollte, wäre er wohl keine Option für die Nummer-eins-Rolle. Dazu fehlt schlichtweg noch die Erfahrung.
7. Noah Atubolu (SC Freiburg)
Der Freiburger gilt als das vielleicht größte Torhüter-Talent in Deutschland. Der 22-Jährige hat 15 Einsätze für die deutsche U21 absolviert und ist seit gut einem Jahr Stammkeeper in Freiburg. Zwar hat sich Atubolu in seiner ersten Saison den ein oder anderen Schnitzer erlaubt, jedoch wirkt er in der laufenden Spielzeit schon stabiler und gehört zu den besseren Bundesliga-Keepern. Das alleine qualifiziert ihn aber natürlich noch nicht für einen Stammplatz beim FC Bayern.
Atubolu hat in Sachen Athletik und Reflexe alles drauf, jedoch erscheint er noch nicht reif für die Neuer-Nachfolge. Sollte Neuer also schon 2025 aufhören, wäre Atubolu noch kein geeigneter Kandidat. Sollte Neuer aber noch ein, zwei Jahre dranhängen, könnte sich das durchaus ändern. Man kann sich sicher sein, dass die Bayern die Entwicklung von Atubolu verfolgen, jedoch besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass er erst in fünf, sechs Jahren der Nachfolger vom Neuer-Nachfolger wird.
6. Alisson Becker (FC Liverpool)
Alisson Becker ist natürlich ein ganz großer Name unter den Keepern und war im Jahr 2019 auch schon mal Torhüter des Jahres. Die langjährige Nummer eins der Reds und der brasilianischen Nationalmannschaft hat schon einige große Schlachten geschlagen und dabei fast immer auch eine große Souveränität ausgestrahlt. Der inzwischen 32-Jährige bringt das Komplett-Paket eines Spitzen-Keepers mit und hätte gewiss die nötige Routine, um Neuer beerben zu können.
Alisson Becker hat noch bis 2027 Vertrag, jedoch könnte seine Zeit bei den Reds früher zu Ende gehen: Liverpool hat sich mit Giorgi Mamardaschwili bereits einen Nachfolger für 2025 gesichert. Es wäre gewiss nicht das erste Mal, dass der junge Himmelsstürmer sich am deutlich älteren Platzhirsch im Tor die Zähne ausbeißt, allerdings würde Alisson wohl wechseln, wenn er den Platz verliert.
Für die Münchner wäre das eine große Chance, jedoch sei angemerkt, dass der Brasilianer eben schon ein wenig älter ist und verletzungsanfälliger wird. Aktuell fehlt der Liverpool-Keeper wegen einer Oberschenkelverletzung. Bereits zwischen Februar und April musste er aufgrund einer ähnlichen Verletzung zwei Monate pausieren. Dies ist natürlich kritisch zu beäugen.
Ende September vermeldete die Sun, dass die Bayern Alisson Becker als möglichen Neuer-Nachfolger im Auge haben. Vincent Kompany soll ein großer Fan von diesem sein. Konkretisiert hat sich das jedoch noch nicht.
Alisson hat im Übrigen väterlicherseits deutsche Wurzeln, spricht die Sprache allerdings im Gegensatz zu seinem Vater und Großvater nicht.
5. Gregor Kobel (BVB)
Gregor Kobel zählt seit Jahren zu den besten Torhütern der Bundesliga und hat dem BVB schon häufig die Haut gerettet. Der Schweizer verfügt über tolle Reflexe, ist stark im Eins-gegen-Eins und demnach ein Schlussmann, der viele Groß-Chancen vereiteln kann. Dies hat er auch schon in großen Matches bewiesen. Auf der anderen Seite agierte er in diesen aber auch nicht immer fehlerfrei. Kobel wäre mit seinen 26 Jahren im passenden Alter für die Neuer-Nachfolge, hat in der laufenden Saison aber noch kein Bewerbungsschreiben abgegeben.
Kobel hat in der bisherigen Spielzeit nur 57,6% der gegnerischen Schüsse abgewehrt. Nur drei Bundesliga-Keeper (inklusive Neuer) weisen eine schwächere Bilanz auf. Der ein oder andere kleinere Lapsus war beim Schweizer auch schon dabei. Zudem ist ein wenig problematisch, dass Kobel sehr häufig kleinere Verletzungen hat. Zuletzt musste er beispielsweise aufgrund von Hüftproblemen pausieren. Ersatz-Keeper Meyer hat in den letzten gut zwei Jahren 25 Pflichtspiele bestritten, was dann doch einiges aussagt.
Kobel wird seit einigen Jahren als möglicher Neuer-Nachfolger gehandelt, jedoch wollte er sich an den Spekulationen nie beteiligen. Kobel hat noch bis 2028 Vertrag, verdeutlichte aber im August, dass er glaube, auch "an anderen Orten funktionieren" zu können. Mit den Bayern-Gerüchten habe er sich aber "nie beschäftigt".
Für den FC Bayern wäre es wohl möglich, aber auch teuer, Kobel zu verpflichten. Ob sie mit diesem aber jetzt unbedingt viel besser fahren würden als mit Nübel, ist die andere Frage.
4. Bart Verbruggen (Brighton & Hove Albion)
Bart Verbruggen ist in einem ähnlichen Alter wie Atubolu und Urbig, aber schon ein wenig weiter und erfahrener. Der 17-malige niederländische Nationalspieler wechselte im Sommer 2023 für 20 Millionen Euro von Anderlecht zu Brighton & Hove Albion und ist dort Stammspieler. Verbruggen ist mit seiner Größe von 1,94 ein echter Hüne und strahlt trotz seines jungen Alters viel Souveränität aus. Zudem zeichnet er sich durch seine Reflexe und sein Können am Ball aus. Angesichts seiner starken Leistungen zählt Verbruggen laut Angaben von Sky zu den möglichen Kandidaten für die Neuer-Nachfolge.
Der 22-Jährige hat aber noch bis 2028 Vertrag und dürfte dementsprechend teuer werden. Ob Verbruggen schon weit genug ist, Neuer im Jahr 2025 zu ersetzen, ist ebenfalls ungewiss. Sollte Neuer bis 2026 weitermachen, könnte Verbruggen ein noch heißerer Kandidat werden, weil sein Vertrag dann auch nur noch zwei Jahre lang läuft. Ansonsten wären andere Lösungen wohl cleverer.
3. Alexander Nübel (FC Bayern/VfB Stuttgart)
Alexander Nübel steht bereits seit einigen Jahren als potenzieller Neuer-Nachfolger im Bayern-Kader. Für die Münchner hat der Ex-Schalker nur vier Pflichtspiele bestritten, jedoch absolvierte er zuletzt zwei Jahre in Monanco und nun auch schon eineinhalb in Stuttgart. Die Devise ist klar: Nübel soll auf einem möglichst hohem Level Spielpraxis sammeln und zeigen, ob er das Zeug für die Neuer-Nachfolge hat.
Bis jetzt ist der Plan besser aufgegangen als man hätte annehmen können. Niemand hätte schließlich damit rechnen können, dass der 28-Jährige beim VfB Champions League spielt. Daran hatte Nübel, der laut ligainsider.de prozentual die meisten Groß-Chancen aller Bundesliga-Keeper vereiteln konnte, einen erheblichen Anteil. Nübel spielt auch in dieser Saison ordentlich, hat aber schon den einen oder anderen haltbaren Weitschuss-Gegentreffer kassiert. Zudem ist er mit dem Ball am Fuß zwar überdurchschnittlich, aber auch nicht in der Kategorie non Neuer, ter Stegen oder Ortega anzusiedeln. Gerade diese Fähigkeit ist in München ja enorm wichtig.
Nübel wäre natürlich die kostengünstige Lösung, jedoch ist er mit Ende 20 wohl keiner, der noch den Sprung in die absolute Weltspitze schafft. Demnach stellt sich noch immer die Frage, ob Nübel wirklich gut genug ist, um eine Ikone wie Manuel Neuer zu beerben. Das nächste halbe Jahr wird vielleicht ein wenig mehr Aufschluss darüber geben.
2. Mike Maignan (AC Mailand)
Mike Maignan kam im Jahr 2021 als Donnarumma-Nachfolger zur AC Mailand - und machte den italienischen Nationalkeeper mit seinen Leistungen schnell vergessen. Maignan wurde in der ersten Saison mit den Rossoneri Meister und zum Serie-A-Keeper der Saison gewählt. In der Saison 2022/23 plagte er sich dann mit einer langwierigen Verletzung herum, kämpfte sich jedoch zurück und wurde in Frankreich zur Nummer eins. Maignan war schon immer ein Keeper mit starken Reflexen, ist in den letzten Jahren aber nochmal so richtig gereift und strahlt inzwischen eine große Souveränität aus. Mit 29 Jahren ist er zudem in einem guten Alter für die Neuer-Nachfolge und kann noch einige Saisons auf Top-Niveau absolvieren.
Grundsätzlich spräche also wenig gegen den Franzosen, jedoch wäre es nicht einfach, diesen zu bekommen. Maignan soll laut calciomercato.com kurz vor einer Vertragsverlängerung stehen und fortan bis zu sechs Millionen Euro netto verdienen. Im Mai hatte die italienische Quelle noch berichtet, dass die Bayern Maignan als Neuer-Nachfolger ganz oben auf der Liste haben. Zwar könnte der Keeper in München wohl verdienen, jedoch dürfte das kaum noch eine Rolle spielen, wenn die Tinte bald trocken ist. Der FCB müsste sich also sputen, was aber nicht passieren wird, da unklar ist, ob Neuer schon im Sommer 2025 oder erst später weichen wird.
1. Diogo Costa (FC Porto)
Diogo Costa gehört mit seinen 25 Jahren zu den jüngeren und aufstrebenden Keepern. Trotzdem hat er bereits 31 Länderspiele für Portugal und 170 Pflichtspiele für Porto auf dem Konto. An Erfahrung fehlt es Costa also nicht, der im Verein auch schon als Kapitän fungiert.
Um beim FC Bayern funktionieren zu können, muss man als Keeper eine gewisse Führungspersönlichkeit mitbringen. Der Portugiese scheint diese zu haben. Costa steht aktuell an der Schwelle zur Weltklasse und dürfte in den kommenden zwei, drei Jahren in diese Kategorie aufsteigen. Echte Schwächen sind bei ihm schließlich nicht auszumachen. Zudem hat er sich schon als Elfmeter-Killer hervorgetan.
Costa ist ein äußerst realistischer Neuer-Nachfolger und soll einem Wechsel nach München nicht abgeneigt sein. Laut Angaben der spanischen Quelle Sport haben die Berater des 25-Jährigen Barça-Sportdirektor Deco mitgeteilt, dass Costa einen Wechsel nach München einem Barcelona-Engagement vorzieht. Der Keeper hat eine Ausstiegsklausel in Höhe von 75 Millionen im Vertrag, jedoch soll das Preisschild eher bei rund 45 Millionen Euro liegen. Ein Betrag, den der FC Bayern durchaus hinlegen könnte, sollten die Verantwortlichen von Costa überzeugt sein.
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