Erster BVB-Auswärtssieg trotz "Offline"-Phase - Sahin sieht exemplarische Schwäche
Von Yannik Möller
Borussia Dortmund konnte den eigenen Fans am Sonntagabend noch den ersten Bundesliga-Auswärtssieg dieser Saison unter den Weihnachtsbaum liegen. Dass es für diesen Schritt einen 3:1-Erfolg über den VfL Wolfsburg am - Achtung - 15. Spieltag brauchen würde, hätte vor der Spielzeit wohl auch niemand so recht glauben wollen. Als umso wichtiger dürfte dieser Dreier anzusehen sein. Der letzte Spieltag des Jahres lief aus schwarz-gelber Sicht zudem optimal. Auf Rang fünf beträgt der Rückstand auf Frankfurt und Leipzig davor nur noch zwei Zähler.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass der BVB zwei gänzlich unterschiedliche Halbzeiten spielte. "Ein 3:0 sollte einem eigentlich so viel Rückhalt geben, dass du das Spiel souverän durchspielst", merkte Julian Brandt bei DAZN kritisch an und machte damit zugleich deutlich, was die Mannschaft eben genau nicht gemacht hatte: Das Spiel souverän durchspielen. In der zweiten Halbzeit durfte Wolfsburg recht frühzeitig den Anschlusstreffer erzielen, Pascal Groß wurde nach einem Foul als letzter Mann mit Rot vom Platz gestellt.
Hätte der VfL eine der weiteren Torchancen noch zum zwischenzeitlichen 2:3 genutzt, hätte der BVB nochmal um den Sieg zittern müssen - und das nach einer Drei-Tore-Führung. In dieser Phase sei man "weitestgehend offline" gewesen, kritisierte Brandt und führte aus: "Das muss man uns vorwerfen dürfen. Das ist nicht gut, das müssen wir souveräner spielen, da müssen wir erwachsener werden."
Trotzdem hat es zum Auswärtssieg gereicht, der ein Weihnachtsfest als Tabellenelfter oder gar -zwölfter noch verhindert hat. Dennoch genügt der sechste Rang, der nun über die Winterpause gehalten wird, natürlich nicht den Ansprüchen von Schwarz-Gelb.
Das merkte auch Maximilian Beier an, der zu den Leistungsträgern in der ersten Halbzeit gehörte. "Wir probieren im neuen Jahr einen Reset zu finden und besser zu spielen", blieb auch er in der Computer- und Internetsprache.
Wolfsburg vom BVB nochmal "völlig unnötig ins Spiel geholt"
Nuri Sahin bediente sich hingegen seiner gewohnt deutlichen Fußballsprache und lobte seine Mannschaft für eine "richtig gute" erste Hälfte. Zugleich musste er aber auch wieder Kritik anbringen: "In der zweiten Halbzeit haben wir völlig unnötig den Gegner ins Spiel geholt und dann musst du zittern und kriegst noch eine Rote Karte. [...] Und das ist genau das, was ich den Jungs immer wieder sage: Wir müssen endlich lernen, konstant zu werden."
Als Team müsse man auch deshalb endlich lernen, konstanter aufzuspielen, "weil wir gut sind". "Wir sind wirklich gut", betonte Sahin die grundsätzliche Qualität seiner Truppe, die aber zu selten wirklich durchgehend auf dem Platz zu sehen ist. Immerhin sehe es dank des Sieges in der Tabelle "wieder besser aus", merkte er an und richtete den Fokus auf das neue Jahr.
Wie der Coach merkte auch Sebastian Kehl an, dass in der bisherigen Saison in der Liga "sicherlich zu wenig Punkte geholt" wurden. "Es gibt ein paar Themen, an denen wir arbeiten werden und müssen. Aber natürlich sind auch die Spieler gefragt, sich Gedanken zu machen in den nächsten Tagen, auch mal ein bisschen zu reflektieren. Ich glaube, dass wir mehr drauf haben", forderte der Sportdirektor auch nachdenkliche Feiertage ein.
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