Equal Pay im Fußball: In diesen Ländern ist es schon Realität

Die Prämien der DFB-Frauen für die EM wurden jüngst erhöht. In anderen Ländern gibt es sogar schon Equal Pay - die Modelle unterschieden sich dabei aber stark.
Die USA sind das einzige Land, das im Fußball komplettes Equal Pay bei den Nationalteams hat
Die USA sind das einzige Land, das im Fußball komplettes Equal Pay bei den Nationalteams hat / Tim Nwachukwu/GettyImages
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Ein kleiner Buchstabe kann einen großen Unterschied machen: Der Begriff "Equal Play" hat in den letzten Jahren den Begriff "Equal Pay" in der Debatte, wie der Frauenfußball vorangebracht werden kann, weitestgehend ersetzt.

Beim Equal Pay geht es, wie unschwer zu erkennen, um gleiche Bezahlung. Equal Play dagegen setzt zunächst auf gleiche Bedingungen und eine starke Infrastruktur, um dann auch die Bezahlung später steigern zu können. Der DFB fährt aktuell den Equal-Play-Weg, auch die Spielerinnen unterstützen das.

Jüngst wurden die Prämien für die DFB-Frauen erhöht: Bei einem Titelgewinn bei der EM 2025 in der Schweiz würde jede Spielerin deutlich mehr bekommen als die 60.000 Euro, die bei der Europameisterschaft 2022 ausgelobt wurden. Das kündigte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig an. Equal Pay, so Rettig, würde es beim DFB zunächst weiterhin nicht geben, da die Einnahmen auf der Männer-Seite schlicht deutlich höher seien.

Aber bei welchen Ländern ist Equal Pay im Männer- und Frauenfußball schon die Realität? Tatsächlich ist die Sache komplizierter, da nicht alle Verbände das gleiche unter dem umstrittenen Begriff verstehen. Equal Pay bezieht sich in jedem Fall nur auf Prämien und Gehälter für die Nationalteams, nicht auf die Ligen. Eine Übersicht.

Bei diesen Ländern gibt es Equal Pay im Fußball

Land

Wann eingeführt?

Norwegen

Oktober 2017

Neuseeland

Mai 2018

Finnland

September 2019

Australien

November 2019

England

Januar 2020

Brasilien

September 2020

Irland

August 2021

USA

Mai 2022

Spanien

Juni 2022

Wales

Januar 2023

Nordirland

September 2023

Slowenien

Dezember 2023

Dänemark

Juni 2024

In der Liste fällt auf: Besonders skandinavische Länder sind beim Equal Pay sehr progressiv - dort ist die Gleichbezahlung fast überall Realität. Schon vor dem Equal-Pay-Deal der USA, der das Thema so richtig in die Öffentlichkeit brachte, gab es einige Verbände, die sich für gleiche Bezahlung einsetzten.

Aber was bedeutet Equal Pay eigentlich? Gleiche Prämien für Spiele, geteilte Werbe-Einnahmen, ein gemeinsamer Topf mit den Einnahmen aus internationalen Turnieren? Die Definitionen sind sehr unterschiedlich. Was dazu führt, dass in einigen Ländern mehrmals angekündigt wurde, dass Equal Pay erreicht wurde: Erst ein "kleines" Equal Pay, dann das tatsächliche. In dieser Liste sind alle Länder, die irgendeine Art von Equal Pay eingeführt haben - aber darunter sind die Unterschiede immens.

In England bekommen beispielsweise die Nationalspielerinnen und -spieler schon lange die gleiche Prämie pro Spiel: 2.000 Pfund. Bei Turnieren dagegen weichen die Preisgelder stark voneinander ab. Das ist quasi die Mini-Form des Equal Pay, die Mindestvoraussetzung. Bei den Werbeeinnahmen haben aber die wenigsten Teams eine Equal-Pay-Regelung, da Männer- und Frauenteam oft separate Verträge mit Sponsoren haben.

Und so richtig kompliziert wird es dann bei den internationalen Turnieren. Denn die FIFA- oder UEFA-Preisgelder sind alles andere als "equal". Der Verband kann da freilich selbst wenig dafür, aber er kann eigene Zusatzprämien angleichen - so, wie es der DFB getan hat.

Noch einen Schritt weiter gehen andere Länder, bei denen alle Einnahmen aus großen Turnieren in einen Topf geworfen werden und dann aufgeteilt. Aber dafür müssen die Männer sehr viel verzichten, und ihre Leistung lohnt sich für sie finanziell weniger. Daher sind solche Regelungen bisher noch die absolute Ausnahme.

Das aktuell mit Abstand weitestgehende Modell ist das der USA, wo Equal Pay 2022 eingeführt wurde und konsequent gedacht wird: Nicht nur die Prämien für "normale" Spiele und kommerzielle Einnahmen werden fair geteilt, sondern auch für die WMs. Andere Teams hatten vor den USA bereits Arten des Equal Pay eingeführt, aber die Gleichheit bei den FIFA-Prämien bleibt bis heute einzigartig.

Der Deal bedeutet, dass der Großteil der FIFA-Preisgelder der WMs in einen gemeinsamen Topf eingezahlt wird, aus dem schließlich beide Teams den gleichen Prozentsatz bekommen. Auch die Einnahmen aus TV-Rechten und Sponsorenverträgen werden gerecht verteilt.

Dieses Modell bleibt aber die große Ausnahme - und ist vermutlich auch nur deshalb möglich, weil die US-Frauen historisch sehr viel mehr Erfolg bei großen Turnieren haben als ihre männlichen Kollegen. Dennoch gab es in den letzten Jahren große Veränderungen, sogar in kleinen Nationen wie Slowenien, Wales oder Nordirland. Und auch da, wo es kein Equal Pay gibt, stiegen die Prämien für das Nationalteam der Frauen oft an.