"Reverse-Robben" Gittens und Elfer-Drama in Gladbach: Netzreaktionen zum Borussia-Duell
Von Oscar Nolte
Borussia Dortmund ist nach zuletzt zwei überzeugenden Siegen (Freiburg, Zagreb) und einem Unentschieden gegen den FC Bayern mit breiter Brust nach Gladbach gereist, um endlich den Auswärtsfluch in der Bundesliga zu brechen. Erst einen mickrigen Punkt hat der BVB in dieser Saison in der Ferne sammeln können, der letzte Sieg auswärts in der Liga datiert auf den April. Gegner damals? Borussia Mönchengladbach.
Spielerisch konnte der BVB das Vorhaben, endlich auch auswärts zu siegen, im ersten Durchgang überhaupt nicht umsetzen. Gladbach und die schwarz-gelbe Borussia egalisierten sich in den ersten 45 Minuten, auf beiden Seiten gab es kaum nennenswerte Angriffe oder Chancen. Dafür stand Schiedsrichter Tobias Stieler gleich zwei mal im Fokus.
Innerhalb weniger Minuten verwehrte er - sowie auch der VAR - den Gastgebern einen klaren Elfmeter. Erst trat Ramy Bensebaini seinem Gegenspieler Joe Scally abseits des Balles klar auf den Fuß, dann blockte Serhou Guirassy einen Schuss mit der Hand. Während man beim Handspiel von Guirassy noch argumentieren könnte, dass der Arm nah am Körper war, gibt das nicht gepfiffene Foul von Bensebaini einfach nur Rätsel auf. Sky mutmaßte, dass der Tritt des Algeriers ein "Unfall" war - und Schiedsrichter Stieler daher auf einen Elfmeterpfiff verzichtete. Eine äußerst fragwürdige Logik.
Im zweiten Durchgang zogen beide Teams dann das Tempo an. Auf Dortmunder Seiten vor allem einer: Jamie Gittens, der schon in der ersten Halbzeit immer wieder gute Akzente setzte. Der formstarke Engländer tanzte in der 64. Minute im Gladbacher Strafraum gleich zwei Gegenspieler aus und schweißte den Ball dann ansatzlos unter die Latte. Ein absolutes Traumtor, auf das sich Gittens so langsam die Rechte sichern kann.
Gladbach hatte allerdings eine Antwort auf den Gegentreffer parat. Beziehungsweise: sie bekamen den Elfmeter zugesprochen, den es schon in Durchgang eins hätte geben müssen. Nach einer Ecke riss Pascal Groß den einköpfbereiten Tim Kleindienst um, nach Ansicht der Bilder revidierte Schiedsrichter Stieler seine Entscheidung und zeigte zurecht auf den Punkt. Kevin Stöger blieb in der 71. Minute cool und verwandelte den Strafstoß zum 1:1-Ausgleich.
In der Schlussphase drückte der BVB auf den Siegtreffer, entwickelte aber zu wenig Durchschlagskraft. Serhou Guirassy hatte in der 92. Minute die große Chance auf das 2:1, platzierte seinen Kopfball aber neben das Gladbacher Tor. Unnötig aus Sicht der Fohlen: der eingewechselte Tomas Cvanvara sah in der Nachspielzeit noch die gelb-rote Karte. Der Tscheche sah beide gelbe Karten innerhalb von nur zwei Minuten!
In einem insgesamt eher schwachen Bundesliga-Spiel blieb es am Ende beim Unentschieden. Der BVB kann seinen Auswärts-Fluch nicht brechen, Gladbach einen Achtungserfolg einfahren. Zu diskutieren bleibt die Auslegung des Video-Schiedsrichters.
FCIQ
Borussia Dortmund kann sich derzeit einfach auf Jamie Gittens verlassen. Der Engländer ist auf der linken Seite schlichtweg nicht zu halten und kann aus ganz Wenig ganz Viel machen. Aufgrund seines enormen Antritts ist Gittens immer in der Lage, an seinem Gegenspieler vorbeizuziehen. Gepaart mit einem klinischen Abschluss wird der Engländer damit mehr und mehr zu einer Waffe, die nicht zu verteidigen ist.
Der junge Gittens erinnert mehr und mehr an Arjen Robben. Der Niederländer war seinerzeit bekannt dafür, von rechts in die Mitte zu ziehen und mit seinem starken linken Fuß in die lange Ecke zu vollenden. Ein einfaches Rezept, gegen das die Gegenspieler nie eine Lösung fanden. Auch Gittens perfektioniert diesen Move aktuell, nur von der anderen Seite.
Auch gegen Gladbach sammelte Gittens wieder ein Robben-esques Tor. Bei seinem Treffer vernaschte der Engländer gleich zwei Gegenspieler und schloss dann eiskalt unter die Latte ab. Das nächste Traumtor für Gittens, der für den BVB zum absoluten Unterschiedsspieler geworden ist. Cheftrainer Nuri Sahin kann sein Offensivspiel langsam auf den Engländer zuschneiden. Bringt der BVB Gittens in Strafraumnähe in Szene, wird es fast garantiert gefährlich.