Einfach zu schlecht für das Finale Dahoam? 7 Gründe für den stotternden Bayern-Motor
Von Dominik Hager

Der FC Bayern hat mit Hängen und Würgen das Ticket für das Champions-League-Achtelfinale gelöst. Zwar war der Ausgang wie bereits beim Spiel in Leverkusen für den FCB positiv, die Leistung aber über weite Strecken erschreckend. Während die Münchner von der Werkself geradezu an die Wand gespielt wurden und nur von der schlechten Chancenverwertung des Gegners profitierten, erzielte gegen Celtic Alphonso Davies erst in der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer zum 1:1.
Aktuell sieht es nicht danach aus, als wären die Münchner stark genug, um ins 'Finale Dahoam' einziehen zu können. Die Entwicklung der Kompany-Bayern scheint auch nicht unbedingt in die richtige Richtung zu gehen. Wir werfen einen Blick auf sieben Faktoren, die für das Schwächeln der Münchner aktuell verantwortlich sind.
1. Individuelle Fehler nehmen unter Druck zu
Die hohe Spielweise der Bayern bringt immer ein wenig die Gefahr mit sich, dass individuelle Fehler prompt bestraft werden. In Teilen der Hinrunde ist es den Münchnern ganz gut gelungen, die Fehler zu minimieren. Inzwischen werden die Aussetzer der Mannschaft aber wieder häufiger, was insbesondere auch für die Abwehr gilt.
Gegen Celtic gab es jede Menge Wackler, unter anderem einige von Kim min-jae. Doch auch das Mittelfeld produzierte zuletzt einige Ballverluste, die dann gerne mal brenzlig wurden. Insbesondere wenn der Gegner den FC Bayern unter Druck setzt gerät das Konstrukt oft schnell ins Wanken. Früher konnte man die Bayern fast nur ärgern, wenn man den Bus vor dem eigenen Tor geparkt hat. Inzwischen sind die Münchner durch eine aktive und mutige Spielweise am heftigsten zu verwunden.
2. Bayern technisch nicht auf Top-Niveau
Die Zeiten sind vorbei, als ein Thiago im Mittelfeld die Fäden gezogen hat, Arjen Robben und Franck Ribery auf den Flügeln gewirbelt haben und selbst in der Abwehr mit Philipp Lahm, David Alaba oder Jerome Boateng technisch sehr gute Spieler auf dem Feld standen. Inzwischen hat die Bayern-Mannschaft technisch kein absolutes Top-Niveau mehr. Zwar gibt es natürlich Spieler wie Olise oder Musiala, die derartiges verkörpern, jedoch gilt das eben nicht für die gesamte Mannschaft. Akteure wie Kim min-jae, Konrad Laimer, Leon Goretzka oder Serge Gnabry sind technisch einfach nicht auf Top-Niveau, viele andere ebenfalls nur mit Abstrichen.
Den Münchern unterlaufen viele unsaubere Pässe und schlampige Ballannahmen. Zudem ist die Handlungsfähigkeit unter Druck teilweise besorgniserregend schwach. Die Partie in Leverkusen hat dies ganz gut gezeigt. Fußballerisch hat die Wekself einfach deutlich sauberer und hochwertiger agiert als die Münchner.
3. Auf dem Flügel überzeugt nur Olise
Das Flügelproblem ist natürlich schon seit einigen Monaten präsent. Lediglich Neuzugang Michael Olise kann mit seiner Technik und seinen Fähigkeiten als Vollstrecker und Vorlagengeber überzeugen. Zwar ist auch der Franzose nicht ganz beständig, in Summe aber der mit Abstand gefährlichste Flügel. Bei Leroy Sané ist zwar ein Bemühen ganz klar erkenntlich, jedoch will der Knopf einfach nicht so recht aufgehen. Kingsley Coman kommt hingegen kaum mal über Ansätze hinaus, Serge Gnabry schon gleich gar nicht. Unter dem Strich sorgt seit Monaten nur einer von vier Flügelspielern für die nötige Gefahr und Unberechenbarkeit.
4. Magic Musiala nur noch Musiala
Jamal Musiala soll das Gesicht des FC Bayern für mindestens die nächsten fünf Jahre sein. Nicht umsonst hat der Youngster einen gut dotierten Vertrag bis 2030 unterschrieben. Der 21-Jährige zählt auch zweifelsfrei zu den ganz großen Talenten im Weltfußball und hat besondere Fähigkeiten. Aktuell kann aber auch er die Bayern-Offensive nicht tragen. Musiala läuft sich ungewohnt häufig fest, kommt selten in Abschlusspositionen und trifft im letzten Drittel auch oft nicht die richtigen Entscheidungen. Folgerichtig war er im Kalenderjahr 2025 auch erst an drei Toren beteiligt. Lediglich gegen die Underdog-Teams Bremen, Hoffenheim und Bratislava konnte der Zehner scoren. In den wichtigen Spielen kam zuletzt erstaunlich wenig, insbesondere gegen Leverkusen und Glasgow. So unglücklich agierend hat man Musiala in seiner Profi-Laufbahn selten erlebt.
5. Harry Kane oft nur ein laues Lüftchen
In einer schwierigen Phase wie aktuell bräuchte es einen Harry Kane in Topform dringender denn je. Davon ist der 31-Jährige aber ein Stück weit entfernt. Der Engländer verkörpert in einigen Spielen nicht die ganz große Torgefahr und trifft dann oft nur vom Punkt. Erschwerend hinzu kommen seine körperlichen Probleme aus dem Leverkusen-Spiel. Der FC Bayern hat nur Kane als Mittelstürmer und braucht diesen in seiner besten körperlichen Verfassung. Genau diese hat er allerdings derzeit nicht.
6. Formschwäche von Aleksandar Pavlovic
Natürlich kann der FC Bayern sein Wohl und Wehe nicht von einem 20-Jährigen abhängig machen. Dabei darf man aber nicht unterschätzen, dass Aleksandar Pavlovic in guter Form dem Team ungeheuer viel geben kann. Der Youngster ist mit seiner Handlungsschnelligkeit, Spielintelligenz und Passstärke eigentlich ein Spieler, der sich aus Pressing-Situationen geschmeidig befreien und Angriffe einleiten kann. Sein vertikales Passspiel ist häufig richtig stark.
Seit seiner Schlüsselbeinverletzung ist Pavlovic aber überhaupt nicht mehr auf seinem eigentlichen Leistungslevel. Der 20-Jährige macht Fehler, kommt zu langsam in die Zweikämpfe und spielt ohne das nötige Selbstverständnis. Konsequenterweise baute Kompany zuletzt meist auf Leon Goretzka. Der 29-Jährige macht sich nicht schlecht, verfügt aber nicht über die Handlungsschnelligkeit, das technische Vermögen und die Passstärke von Pavlovic.
7. Außenverteidiger-Positionen nicht optimal besetzt
Die Verletzung von Alphonso Davies hat dem FC Bayern mehr wehgetan, als man es hätte erwarten können. Die letzten Spiele haben gezeigt, dass insbesondere Raphael Guerreiro defensiv enorm wackelt. Auf der gegenüberliegenden Seite kämpft Konrad Laimer mit seinen fußballerischen Defiziten. Internationales Top-Niveau verkörperten beide zuletzt nicht wirklich.
Immerhin könnte sich die Situation zunehmend entspannen. Alphonso Davies ist wieder da und auch Josip Stanisic und Hiroki Ito dürften in den kommenden Wochen noch an Form zulegen. Gerade der Kroate war gegen Celtic offensiv schon gut unterwegs, machte defensiv dafür aber ungewohnte Fehler. Dennoch könnten er, Ito und Davies das zuletzt akute Problem beheben.
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