Effzeh-Abschied? Jonas Urbig ist noch nicht bereit für die Bundesliga (Kommentar)
Von Franz Krafczyk
Für die Verantwortlichen des 1. FC Köln war die Situation frühzeitig klar, als es nach dem Abstieg aus der Bundesliga um die Nummer eins im eigenen Kasten ging. Da Marvin Schwäbe offenbar frühzeitig signalisiert hatte, sich nach dem Abstieg eine neue Herausforderung suchen zu wollen, konnte Jonas Urbig endlich ein Stammplatz versprochen werden. Nach zwei Jahren auf Leihbasis bei Jahn Regensburg und Greuther Fürth war die Zeit des Eigengewächses, das von vielen als "größtes deutsches Torwarttalent" bezeichnet wird, auch in seiner Heimat nun endlich gekommen.
Allerdings ist die Situation von Urbig kompliziert und wird am Geißbockheim derzeit zur immer größeren Baustelle. Der Vertrag des U21-Nationalkeepers läuft 2026 aus, schon jetzt berichten Medien von einem sicheren Abgang, sollte der Effzeh in der kommenden Saison nicht wieder erstklassig spielen.
20 Gegentore und ein schwerer Patzer: Bei Urbig ist noch viel Luft nach oben
Dass sich der Spieler offenbar nicht noch eine weitere Saison in der 2. Bundesliga sieht, darf nach seinen ersten zehn Profieinsätzen für die Domstädter durchaus verwundern. Wettbewerbsübergreifend musste Urbig bereits 20 Mal hinter sich greifen. Und natürlich, das muss an dieser Stelle klar gesagt werden, war der junge Keeper bei den meisten dieser Gegentreffer chancenlos, diese waren meist seinen Vorderleute und dem zu offensiven Spielsystem von Trainer Gerhard Struber anzukreiden.
Doch Urbig, auch das sei gesagt, ist noch lange nicht der sichere Rückhalt, den man sich im Sommer am Geißbockheim erhofft hatte. Zum Einstand leistete sich Urbig bei der 1:2-Auftaktniederlage gegen den HSV einen kapitalen Patzer, als er einen harmlosen Schuss von Jean-Luc Dompé fallen ließ - und Ransford Königsdörffer das Tor ermöglichte.
Seitdem unterlief Urbig kein weiterer folgenschwerer Stockfehler mehr, große Sicherheit strahlte er aber nie aus. Sinnbildlich dafür war eine Szene beim jüngsten 1:5 in Darmstadt, als er einen einfachen Ball in der Luft wegfaustete anstatt ihn zu fangen, was zwar nicht wie gegen den HSV zu einem Gegentor führte, die Situation aber auch nicht gerade entschärfte. Zudem hat man von außen den Eindruck, dass Urbig an vielen Gegentoren nicht unbedingt schuld ist, ein Marvin Schwäbe solche Bälle aber gehalten hätte. Im Klartext: Urbig hält die "unhaltbaren" Bälle zu selten, insgesamt ist für einen Wechsel in die Bundesliga noch zu viel Luft nach oben. Auch der Druck ist in Köln eben ein anderer als in Fürth und Regensburg.
Ein Köln-Verbleib wäre für Urbig ratsam
Natürlich muss man einem jungen Torhüter wie Urbig Zeit geben, sich zu entwickeln. Nach den angeblichen Forderungen der Spielerseite stellt sich allerdings die Frage, ob sich das Talent selbst die Zeit gibt, die es für eine erfolgreiche Weiterentwicklung braucht. Urbig soll zwar von Spitzenteams aus dem In- und Ausland beobachtet werden, unter anderem vom FC Bayern. Von einem Stammplatz wäre er in seiner derzeitigen Verfassung aber nicht nur in München weit entfernt.
Für den Spieler wäre es daher ratsam, vorerst in Köln zu bleiben und mit einer Vertragsverlängerung über 2026 hinaus frühzeitig für Klarheit zu sorgen. Dort genießt Urbig auch bei schwächeren Leistungen weiterhin großes Vertrauen und könnte im Falle des Nichtaufstiegs eine weitere Saison in der 2. Liga nutzen, um an seinen Schwächen zu arbeiten und weitere Interessenten auf sich aufmerksam zu machen, die ihm später einen Stammplatz garantieren könnten. Denn bisher entspricht die zweite Liga ziemlich genau Urbigs Leistungsniveau.
Weitere Köln-News lesen: