"Doppelmoral": Ex-Nationalspieler stellt Kramer an den Pranger

Bekanntlich unterscheiden sich Geschmäcker oft wesentlich. Während Chris Kramer in fast ganz Deutschland große Beliebtheit als Experte genießt, schlägt ein Ex-Nationalspieler ganz andere Töne an.
Christoph Kramer hat auch am Mikrofon nicht nur Bewunderer.
Christoph Kramer hat auch am Mikrofon nicht nur Bewunderer. / Chris Brunskill/Fantasista/GettyImages
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Christoph Kramer gehört zu den beliebtesten Experten im TV und bringt mit seinem Humor, aber auch mit seiner kritischen Ader ein gutes Gesamt-Paket mit. Seit der WM 2018 fühlt sich Kramer am Mikrofon ähnlich wohl wie am Ball und ist inzwischen auch für Amazon Prime im Einsatz. Während seine Karriere als Profi-Fußballer seit der Vertragsauflösung bei Borussia Mönchenglach in einer Art Sackgasse steckt, läuft es in seiner Experten-Tätigkeit rund.

Kramer hat jedoch nicht nur Bewunderer, sondern muss sich auch mit kritischen Stimmen auseinandersetzen. Ex-Bayern-Profi Holger Badstuber warf Kramer nun Doppelmoral vor. "Wenn noch aktive Spieler gleichzeitig aber Experten sind, finde ich das schwierig. Diese Doppelmoral fand ich befremdlich", bemängelte er im Interview mit Sport1. Zwar sah er ein, dass Kramer sehr beliebt sei, jedoch sei dies kein Totschlagargument. "Ist es wichtiger, beliebt zu sein oder seine Meinung zu vertreten, ohne nach dem Mund der anderen zu reden?", hinterfragte er kritisch.

Badstuber hat klare Qualitätsanforderungen an Experten

Badstuber stört sich also offenkundig daran, dass Kramer seine Rolle als aktiver Spieler ausübt und damit automatisch auch eine andere Perspektive besitzt. Allerdings könnte es nicht mehr lange dauern, bis Kramer ohnehin offiziell sein Karriereende verkündet. Bereits vor Wochen gab dieser zu, eher nicht mehr mit einem attraktiven Angebot zu rechnen.

Generell empfindet Badstuber das Dabeisein von Ex-Spielern als positiv. "Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Ex-Spieler ihre Expertise einbringen und im Fußballgeschäft bleiben. Natürlich ist dieser Expertenjob inzwischen sehr gefragt und viele Ex-Spieler positionieren sich dort. Für mich zählt, wie sie es machen", erläuterte er. Badstuber hat genau davon genaueste Vorstellungen. "Es gibt Ex-Profis, die sich da selbst etwas beweisen müssen und andere, die extra scharf kritisieren, um in der Presse zu stehen. Ich sehe es kritisch, wenn es gekünstelt wirkt. Ein Experte sollte authentisch bleiben. Respekt sollte immer im Vordergrund stehen", verdeutlichte er.

Interessanterweise nennt Badstuber ausgerechnet ein Positiv-Beispiel, das bei vielen anderen doch arg in der Kritik steht. Die Rede ist - wie könnte es anders sein - natürlich von Didi Hamann. "Er polarisiert mit bestimmten Aussagen und hat sich bewusst für diesen Weg entschieden. Seit vielen Jahren hat er sich als Experte einen Namen gemacht, auch im Ausland. Didi kann sich gewisse Dinge herausnehmen, weil er viel auf höchstem Niveau erlebt hat," schilderte er. Hamann mache "klare Aussagen" und sei "auch wenn er manchmal an der Grenze ist, immer respektvoll".


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