DFL-Protokoll missachtet? BVB-Siegtor gegen Hoffenheim sorgt für Aufregung
Von Oliver Helbig

Borussia Dortmund konnte im wilden Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim einen späten und keineswegs unverdienten Sieg einfahren. Doch die Art und Weise, wie dieser Erfolg letztlich zustande kam, sorgte für mächtig Wirbel auf dem Platz und großen Frust bei der TSG. Nachdem der BVB zweimal eine Führung verspielt hatte und bereits alles auf eine Punkteteilung hindeutete, lief Dortmunds Mittelfeldspieler Carney Chukwuemeka spät in den Hoffenheimer Strafraum ein und prallte dabei mit TSG-Keeper Oliver Baumann zusammen, der einen Rettungsversuch wagte.
Während Baumann anschließend zunächst sichtlich angeschlagen über den Rasen taumelte und den Treffer noch zu verhindern versuchte, nachdem ihn das Knie des Dortmunders voll am Kopf getroffen hatte, lief das Spiel weiter und führte nur wenige Sekunden später zum Siegtreffer durch Waldemar Anton, der den Ball an den Hoffenheimer Abwehrspielern vorbei ins leere Tor schoss. Baumann sackte auf dem Rasen zusammen, hielt sich das sichtlich stark angeschlagene Gesicht und musste in der Folge minutenlang behandelt werden.
Schiedsrichter Benjamin Brand entschied mit Hilfe des VAR auf Tor und ließ die Hoffenheimer teils wie einen Vulkan explodieren. Großes Unverständnis in blau machte sich breit.
Nun die große Streitfrage: Hätte der BVB-Treffer überhaupt zählen dürfen?
DFL-Protokoll verletzt?
Im DFL-Protokoll `Kopfverletzungen` heißt es: "Besteht der Verdacht auf eine Kopfverletzung (z. B. Gehirnerschütterung), unterbricht der/die
Schiedsrichter/-in das Spiel, damit der verletzte Spieler von dem/der Mannschaftsarzt/-ärztin
untersucht werden kann."
Demnach hätte das Spiel bei Verdacht auf eine Kopfverletzung bei Oliver Baumann wohl unterbrochen werden müssen. Es stellt sich jedoch die große Frage, ob Schiedsrichter Brand dies bei der hohen Geschwindigkeit überhaupt sehen und ob er zweifelsfrei eine Kopfverletzung erkennen konnte, zumal Oliver Baumann zunächst wieder auf die Beine kam und einen letzten Klärungsversuch unternahm - wenn auch recht wackelig auf den Beinen.
Dem Schiedsrichter ist hier wohl keinerlei Vorwurf zu machen. Eine sofortige Spielunterbrechung wäre vermutlich nur dann richtig gewesen, wenn in der Szene zweifelsfrei ein Foulspiel und/oder eine sofort erkennbare schwere Kopfverletzung vorgelegen hätte. Das Spiel weiterlaufen zu lassen und eine Unterbrechung beim nächstmöglichen Zeitpunkt zu tätigen also vollkommen vertretbar. Dortmund nutzte die Situation aber zum umjubelten Siegtreffer.
Eine Rücknahme des Tores im Nachhinein wäre erst dann möglich gewesen, wenn der VAR auf Foulspiel an Baumann entschieden hätte. Die Szene wurde jedoch nicht als Foulspiel von Chukwuemeka gewertet, so dass der Treffer am Ende seine Berechtigung und Richtigkeit hat. Wenn auch nicht komplett zweifelsfrei vor allem aus Sicht der Hoffenheimer.
BVB hat bereits Erfahrung mit dieser Regelung
Ähnlich bittere Erfahrungen mit dieser Regelung hatte bereits der BVB im Laufe der Saison gemacht, als im Heimspiel gegen den FC Bayern München im November der späte Ausgleichstreffer durch Jamal Musiala zum 1:1 fiel, obwohl BVB-Verteidiger Niklas Süle mit einer vermeintlichen Kopfverletzung am Boden lag. Auch hier wurde das Tor gegeben und das Spiel nicht unterbrochen.
Süle wurde kurz vor dem Tor der Bayern durch einem Freistoß von Sane im Gesicht getroffen und blieb anschließend auf dem Rasen liegen. "Ich kenne die Regel so, dass das Spiel abgebrochen oder unterbrochen wird, wenn jemand im Gesicht getroffen wird", wunderte sich Ex-BVB-Trainer Nuri Sahin hier noch. Der damalige Schiedsrichter Sven Jablonski verriet nach dem Spiel: "Ich war mir nicht sicher, ob eine Kopfverletzung vorliegt." Eine Entscheidung, die letztlich auch beim BVB auf Verständnis stieß: "Ich hätte mir gewünscht, dass er abpfeift, klar", so Nico Schlotterbeck zu dieser Szene gegen die Bayern. "Aber falsch war es nicht", ergänzte Schlotterbeck damals einsichtig.
Die Szene zwischen Chukwuemeka und Baumann dürfte vermutlich ähnlich bewertet worden sein, auch wenn der Verdacht eines Foulspiels bei Süle damals nicht im Raum stand und somit deutlich einfacher zu bewerten war als die Szene aus dem heutigen Spiel gegen Hoffenheim.
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