Das neue Champions-League-Format ist eine verpasste Chance - Ein Kommentar

Das neue Champions-League-Format sorgt für Spannung, Spitzen-Klubs straucheln in ungewohnter Manier. Eine Bereicherung für den Fußball ist die Reform dennoch nicht.
Das neue Champions-League-Format hat Stärken und Schwächen
Das neue Champions-League-Format hat Stärken und Schwächen / ANP/GettyImages
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Der sechste Spieltag der Champions-League-Vorrunde ist absolviert. In den letzten Jahren stand nun bereits fest, wer ins Achtelfinale einzieht und wer in die Europa League absteigt bzw. sich fortan vollends auf die nationalen Wettbewerbe konzentrieren kann. Nicht so in diesem Jahr. Wegen der erstmals greifenden Königsklassen-Reform müssen im Januar noch zwei Spieltage bestritten werden, bevor klar ist, wer in welche K.o.-Runde einzieht.

Nicht nur die Anzahl der Partien ist neu, sondern auch, wie die jeweiligen Gegner eines Teams bestimmt werden. Im alten Format konnten die Top-Teams aus Topf eins nicht gegeneinander in der Vorrunde antreten. Im neuen Format werden die zwei zusätzlichen Spiele gegen Mannschaften aus dem eigenen Topf bestritten. Die Großen der Branche müssen sich nun bereits früh im Wettbewerb miteinander messen.

Favoriten in der Krise

Die Änderung liefert erfreuliche Folgen. Für die Spitzenmannschaften ist die Vorrunde kein Selbstläufer mehr wie in den vergangenen Jahren. Nach sechs Spieltagen droht Paris Saint-Germain das vorzeitige Aus, die Franzosen liegen auf Platz 25 in der Tabelle und würden - Stand jetzt - nicht einmal in die Play-Offs einziehen. Nur drei Plätze vor PSG steht Manchester City und auch die Seriensieger von Real Madrid haben Probleme.

Mit drei Siegen und drei Niederlagen stehen die Königlichen auf Platz 20 - nur zwei Punkte vor dem direkten Aus. Im Gegensatz dazu zeigen sich einige Außenseiter überraschend stark: Direkt ins Achtelfinale einziehen würden nach derzeitigem Stand unter anderem Aston Villa, Stade Brest und der OSC Lille.

Niederlagen bleiben ohne Konsequenzen

Untergraben wird die neu gewonnene Spannung jedoch durch die Anzahl der Spiele. Obwohl nach altem Format bereits eine ganze Vorrunde gespielt wurde, wirkten die Partien bislang selten wichtig. Die Spitzenteams strauchelten zwar regelmäßig, es blieb jedoch immer genug Zeit, um den Fauxpas auszubügeln.

So geschehen beim FC Bayern. Die Münchener verloren zwei ihrer ersten drei Spiele. Im Sechs-Spiele-Format hätte die Mannschaft von Vincent Kompany als Tabellen-Zehnter den direkten Einzug ins Achtelfinale verpasst. Nun deutet viel darauf hin, dass der deutsche Rekordmeister den Sprung in die Top Acht noch schafft. In den verbleibenden zwei Spielen geht es gegen Feyenoord Rotterdam und Slovan Bratislava, der Rückstand auf Platz Acht beträgt einen Punkt. Auch dem kriselnden Trio aus Madrid, Paris und Manchester wird durch die Zwischenrunde und die Tatsache, dass von 36 Teams gerade einmal zwölf nach acht Spielen ausscheiden, ein Ausweg geboten.

Reform steigert Belastung zusätzlich

Eine Kombination aus weniger Spielen und frühen kompetitiven Duellen wäre durchaus möglich gewesen. Die 36 Teilnehmer wären auch in drei Töpfen mit jeweils zwölf Teams einzuteilen gewesen. So hätte es nur sechs Vorrunden-Spiele geben können, ohne dass sich die Spitzenteams aus dem Weg gegangen wären.

Für die UEFA wäre das jedoch der weniger profitable Weg gewesen. Mehr Spiele bedeutet auch mehr Einnahmen durch TV-Gelder. Darin liegt auch der wahre Grund für die Erweiterung der Vorrunde. Das Beste für die Fans ist die Änderung sicherlich nicht, geschweige denn für die Spieler.

Zahlreiche Klubs werden derzeit von Verletzungsmisere geplagt. Die Belastung nach einem intensiven Sommer mit EM und Copa America scheint bereits jetzt zu hoch. "Es ist Fakt, dass gerade für die Nationalspieler die Belastung kaum tragbar ist", monierte BVB-Trainer Nuri Sahin unter der Woche. Die zusätzlichen Champions-League-Spiele wurden noch gar nicht gespielt. Und so muss man der Königsklassen-Reform ein negatives Zeugnis ausstellen, auch wenn nicht alles schlecht ist.


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