Dämpfer zum Jahresabschluss: Deutschland mit Defensivpatzern gegen Italien

Im letzten Länderspiel von 2024 hat das deutsche Frauen-Nationalteam mit 1:2 gegen Italien verloren. Zwei individuelle Patzer sorgten für die Gegentore. Die DFB-Elf steigerte sich, aber nutzte die Chancen nicht.
Italien nutzte zwei Fehler konsequent aus
Italien nutzte zwei Fehler konsequent aus / Maryam Majd/GettyImages
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Im letzten Nationalspiel von 2024 haben die DFB-Frauen in Bochum vor 15.125 Zuschauer*innen einen enttäuschenden Jahresabschluss erlebt und unterlagen mit 1:2. Agnese Bonfantini brachte Italien in der 12. Minute nach einem Abwehrschnitzer in Führung, so ging es mit 0:1 aus deutscher Sicht in die Pause. Wie schon gegen die Schweiz steigerte sich die DFB-Auswahl in der zweiten Hälfte aber: Rauch sorgte per Kopf für den Ausgleich (51.), danach war Deutschland klar überlegen. Die Dominanz konnten sie aber nicht ausnutzen - das rächte sich, Cantore schoss Italien nach einem erneuten Patzer wieder in Führung (74.). Der erneute Ausgleich gelang nicht mehr.

Zuvor hatten die Deutschen bereits am Freitag deutlich mit 6:0 gegen die Schweiz gewonnen. "Es war definitiv zunächst sehr schwer für uns gegen die Abwehr der Schweiz", hatte Bundestrainer Christian Wück nach dem Spiel resümiert.

Gegen Italien rotierte der Bundestrainer ordentlich durch, brachte sechs neue Gesichter in die Startelf. Ena Mahmutovic durfte im Tor ihr Debüt feiern, außer ihr standen auch die gegen die Schweiz starke Laura Freigang sowie Giovanna Hoffmann, Sara Doorsoun, Felicitas Rauch und Vivien Endemann neu vom Start an auf dem Rasen.

Früher Rückstand - zähe erste Hälfte für DFB-Team

Trotz der Wechsel erwischte das Nationalteam noch einen schlechteren Start als gegen die Schweiz: In der 12. Minute brachte Agnese Bonfantini die Außenseiterinnen aus Italien nach Patzer von Sarai Linder in Führung. Es war die erste richtige Chance des Spiels, die DFB-Elf hatte zunächst mehr Ballbesitz gehabt, aber keine richtigen Möglichkeiten.

Ähnlich wie in der zähen ersten Hälfte gegen die Schweiz fehlten zunächst Tempo und Genauigkeit. Durch das hohe Pressing der Squadra Azzurra fehlten Deutschland im Aufbauspiel immer wieder die Anspielstationen. Nach der Führung gewann Italien auch an Selbstvertrauen, hatte nun mehr Ballbesitz.

So hatten sie auch die nächste große Möglichkeit: Manuela Giugliano kam von links in den Strafraum, Mahmutovic im deutschen Tor parierte, beim Abpraller von Cambiaghi war Felicitas Rauch auf der Linie zur Stelle - eine Heldentat, die wegen Abseits jedoch nicht nötig gewesen wäre (21.).

Kurz darauf setzte sich Vivien Endemann auf rechts stark durch, ihre Hereingabe verpassten mehrere DFB-Spielerinnen jedoch knapp. Auch aus einem Freistoß nach Foul an Bühl, für das Di Guglielmo Gelb sah, konnte die Wück-Elf kein Kapital schlagen. Gegen Ende der ersten Halbzeit setzten die Gastgeberinnen nochmal zu einer Drangphase an und kamen zu mehreren Ecken - gegen die Schweiz war so noch die Führung durch Sjoeke Nüsken entstanden.

Auch damit fanden die DFB-Frauen aber kein Glück - genausowenig wie mit zwei Distanzschüssen von Elisa Senß (38., 44.). Ein mögliches Foul an Endemann direkt vor Pausenpfiff im Strafraum wurde von Schiedsrichterin Stéphanie Frappart nicht geahndet, ein glasklarer Elfer war es aber auch nicht.

Mit Schwung und Ausgleich aus der Pause

Die Führung für Italien war nicht unverdient, Wück musste in der Pause ausbessern. Er brachte die Frankfurterinnen Lisanne Gräwe und Sophia Kleinherne für das Wolfsburg-Duo Linder und Minge. Prompt hatte Klara Bühl nach der Pause die Hundertprozentige auf dem Fuß: Wenige Meter vor dem Tor scheiterte sie an der glänzend reagierenden Torhüterin Giuliani (48.) - die bis dato mit Abstand beste Gelegenheit für Deutschland.

Die DFB-Frauen kamen stark aus der Pause, und das machte sich kurz darauf bezahlt: Eine starke Flanke von Vivien Endemann verwertete US-Legionärin Felicitas Rauch per Kopf zum Ausgleich (51.). Angefeuert von den stimmkräftigen Fans machte die DFB-Auswahl nun Druck drängte auf die Führung: Hoffmann versuchte es aus spitzem Winkel (53.), Giuliani vereitelte erneut einen Abschluss von Bühl (55.).

Felicitas Rauch
Rauch jubelt mit den Teamkolleginnen / Pau Barrena/GettyImages

Chancen im Minutentakt - und Bundestrainer Christian Wück wünschte sich kurz danach seiner Miene nach auch einen Elfmeter, als Giovanna Hoffmann im Strafraum am Trikot gezupft wurde. Vivien Endemann vergab kurz danach nach einem Traumpass über die Diagonale eine weitere Riesenchance (57.). Langsam grenzte es an Chancenwucher - würde der sich noch rächen?

Zweiter individueller Fehler sorgt für erneuten DFB-Rückstand

Bühl kam fast durch eine Ecke, die sich gefährlich ins lange Eck senkte, doch noch zu ihrem Tor (59.). Dann wurde die Bayern-Stürmerin ausgewechselt, Deutschland hatte nun etwas weniger Druck im Offensivspiel.

Stattdessen hatte Italien die nächste gute Chance, Schüller rettete aus kurzer Distanz nach einer tückischen Eckenvariante (73). Aber wenig später konnte sie nichts tun: Sofia Cantore nutzte einen Fehler von Debütantin Ena Mahmutovic, die im eigenen Strafraum dribbeln wollte, zum 2:1 (74.). Dass die Situation vermutlich knapp abseits war, half den Gastgeberinnen auch nicht mehr. Zwei dicke individuelle Schnitzer, zwei vermeidbare Gegentore.

Aber die Wück-Auswahl steckte nicht auf, in einem offenen Spiel kam Chance nach Chance. Die größte davon kam gleich doppelt: Freigang verpasste aus kurzer Distanz den Ausgleich, den Abpraller bugsierte Lea Schüller nur an den Pfosten (77.). Ein Schuss von Felicitas Rauch strich kurz vor Schluss über die Latte (89.), auch sonst versuchte es Deutschland meist über Distanzschüsse - mit wenig Erfolg.

So stand als Jahresabschluss 2024 ein unglückliches 1:2, aus dem Wück und sein Team viel lernen dürften. Die DFB-Elf war durch zwei schwere Schnitzer selbst ihr schwerster Gegner. Eine starke Phase zu Anfang der zweiten Hälfte nutzte Deutschland trotz bester Chancen nicht konsequent aus. Italien zeigte sich als unangenehmer Gegner, machte es Deutschland mit hohem Pressing schwer. Wück muss so die zweite Niederlage im vierten Spiel hinnehmen - für die Analyse bleibt nun erstmal reichlich Zeit.