BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl mit klarer Ansage zur eigenen Zukunft
Von Simon Zimmermann

Sebastian Kehl sorgt mit einem Interview mit den Ruhr Nachrichten für ordentlich Zündstoff in Dortmund. Der BVB-Sportdirektor kündigt ein knallhartes Vorgehen mit Blick auf den eigenen Kader an: "Es stehen nicht nur für den Klub wichtige Woche an, sondern auch für jeden einzelnen Spieler. Wer nicht die richtige Haltung an den Tag legt, wird keine Perspektive in diesem Klub haben!"
Rumms! Erstmals spricht ein BVB-Verantwortlicher in der schwarzgelben Krise offen aus, dass es im Sommer schmerzhafte Personalentscheidungen geben wird. Verpasst die Borussia den Europapokal, werde es zudem massive Gehaltskürzungen kommen. Laut Ruhr Nachrichten sollen die Stars dann rund 20 Prozent weniger kassieren.
"Jeder einzelne Spieler hat zu verinnerlichen, wo wir gerade stehen, und jeder Einzelne hat die absolute Pflicht, jetzt alles zu geben für Borussia Dortmund. Sofort, und zwar am absoluten Maximum, in jedem Spiel", betont Kehl.
Kehl denkt nicht an BVB-Abschied
Der 45-Jährige spricht auch über seine eigene Zukunft. Anfang des Jahres hatte Kehl seinen Vertrag als Sportdirektor bis 2027 verlängert. Dennoch gab es schon im Vorfeld Zweifel am Ex-Kapitän. Und auch nach seiner Unterschrift kamen immer wieder Gerüchte auf, wonach sein Posten wackelt. "Ich habe doch erst vor ein paar Wochen meinen Vertrag hier verlängert und habe genug Kraft, Ideen und Leidenschaft, um mich dieser Aufgabe zu stellen", betont Kehl.
"Ich arbeite hier über die Hälfte meines Lebens mit einer ganzen Menge Herzblut. Ich bin hochmotiviert und voller Tatendrang, Borussia Dortmunds Weg mitzugestalten. Das gilt insbesondere in Phasen, in denen es nicht läuft. Wir müssen gerade jetzt die Ärmel hochkrempeln und alles für diesen Klub geben", will er von einem Abschied nichts wissen. "Am Ende geht es doch um das gegenseitige Vertrauen. Wir treffen gemeinsam Entscheidungen und stehen zusammen in den guten und in den schwierigen Zeiten. Dann kann so eine Situation wie unsere am Ende auch wieder Kraft geben, zusammenzuwachsen und eine neue Ausrichtung zu gestalten. Diese Chance haben wir", so Kehl weiter.
Kehl plant für den Sommer mehrgleisig
Wie die neue Ausrichtung beim BVB ab Sommer konkret aussehen wird, hängt maßgeblich mit dem Ausgang der Saison und der Klub-WM zusammen. "Wir planen mit unterschiedlichen Szenarien. Es ist unsere Aufgabe, für diese einzelnen Fälle Lösungen zu erarbeiten. Diese Gespräche führen wir. Dann macht es einen Unterschied, ob wir in der Champions League noch eine Runde weiterkommen, wie lange wir bei der Klub-WM mitspielen. Das wäre mit Einnahmen verbunden, durch die wir einiges auffangen könnten", erklärt der Sportdirektor.
Selbst ohne eine Europapokal-Teilnahme sei ein Verkauf von Jamie Gittens oder Karim Adeyemi "nicht zwangsläufig". Vom eigene Abschneiden hänge aber dennoch vieles ab: "Ganz grundsätzlich: Mit Transferthemen auf der abgebenden Seite beschäftigen wir uns im Sommer, denn vieles hängt auch davon ab, wie wir uns am Ende der Saison platzieren", so Kehl.
Klub-Boss Hans-Joachim Watzke hatte kürzlich eingestehen müssen, dass der BVB nicht mehr die Nummer zwei in Deutschland sei. Bayer Leverkusen habe Schwarzgelb überholt, musste Watzke schmerzhaft feststellen. Kehl sieht den BVB aber "weiterhin voll mit dabei, auch wenn die Momentaufnahme national betrachtet unbefriedigend ist."
Aus seiner Sicht werde es immer schwieriger, die BVB-Erfolgsstrategie umzusetzen. "Auch Bayern München oder internationale Top-Vereine wie PSG oder Chelsea zum Beispiel verfolgen inzwischen die Idee, junge Spieler früh zu verpflichten und zu entwickeln. Das macht das Wettbewerbsumfeld für Borussia Dortmund mit den hohen Erwartungen, mit dem vorhandenen Budget und mit den Zielen deutlich herausfordernder und risikobehafteter", erklärt er. Hält aber auch fest: "Trotzdem stellen wir uns dieser Aufgabe mit Zuversicht und allem, was wir aufbieten können."
In den kommenden Monaten wird es mehr als Zuversicht brauchen. Die Entscheidungen der sportlichen Führung um Kehl und Sport-Geschäftsführer Lars Ricken müssen sitzen. Ansonsten wird es noch deutlich ungemütlicher in Dortmund.
feed