BVB-Boss Watzke mit deutlichen Hinweisen zur Transfer-Planung im Winter

Hans-Joachim Watzke geht in sein letztes Jahr als Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Vor dem Jahreswechsel hat der BVB-Boss über mögliche Winter-Transfers, die Zukunft von Sportdirektor Sebastian Kehl und die Leistungen im ersten Saison-Halbjahr gesprochen.
Hans-Joachim Watzke
Hans-Joachim Watzke / Ralf Ibing - firo sportphoto/GettyImages
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Hans-Joachim Watzke geht in sein letztes Jahr als BVB-Boss. Ende 2025 wird der 65-Jährige den Vorsitz der Geschäftsführung abgeben. Die aktuelle Spielzeit ist demnach die letzte volle in seiner langjährigen Amtszeit.

Im Gespräch mit der Sportbild gab sich Watzke zum Jahresende noch zurückhaltend, was eine Bewertung der laufenden Saison angeht. "Noten gibt es im Fußball - wenn man seriös ist - immer am Ende der Saison. Fakt ist: Mit Platz sechs kann Borussia Dortmund niemals zufrieden sein. Fakt ist auch: Wir haben noch nicht mal die Hälfte der Saison absolviert", hielt Watzke fest.

"Mit dem Abschneiden in der Champions League bin ich zufrieden. Das Aus im Pokal und die Platzierung in der Liga sind enttäuschend. Allerdings habe ich das Gefühl, dass wir uns zunehmend stabilisieren und wieder besser Fußball spielen", blickte der BVB-Boss hoffnungsvoll ins zweite Saison-Halbjahr.

In diesem wird es für Schwarzgelb allen voran um einen erneuten Platz in der Königsklasse gehen. "Für mich geht es in allererster Linie darum, dass wir - in einer Saison, in der wir in vielen Bereichen des Klubs große Veränderungen haben - das Minimalziel Champions-League-Qualifikation erreichen. Das ist ein Muss."

Watzke gibt dabei zu bedenken, dass es im vergangenen Sommer große Veränderung in der Klubführung gab: "Wir hatten einen großen Umbruch im Kader, mit Lars Ricken einen neuen Sport-Geschäftsführer, mit Nuri Sahin einen neuen Trainer samt neuem Trainerteam. Wenn es so leicht wäre, dass man alles durcheinanderwirbelt und dennoch permanent gewinnt, würden das alle Mannschaften machen."

Watzke gibt sich in Sachen Winter-Transfers zurückhaltend

Vor der Saison wurde das neue sportliche Führungs-Duo Lars Ricken und Sebastian Kehl noch sehr für die Transfers gelobt. Bewerten will Watzke diese aber frühestens nach einem Jahr. Felix Nmecha sei dafür das beste Beispiel. In seiner ersten BVB-Saison kam der Mittelfeldspieler überhaupt nicht zurecht, zuletzt war er ein Fixpunkt auf der Sechs.

"Es gibt keine grundsätzliche Notwendigkeit."

Watzke über Winter-Transfers, Sportbild

Geprägt war die Hinserie auch durch zahlreiche Verletzungen. Unweigerlich kam die Frage auf, ob der Kader ausreichend breit besetzt ist. Zumal der BVB nun im dritten Jahr in Folge ein schwaches erstes Bundesliga-Halbjahr gespielt hat. Ein Problem, das man laut Watzke unbedingt in den Griff bekommen müsse: "Für die Erkenntnis, dass wir in den Zeiten, in denen der Spielplan am dichtesten ist - also im Oktober, November, Dezember - die meisten Probleme bekommen, muss man kein Raketenwissenschaftler sein. Das müssen wir ändern."

Ob das zwangsläufig Winter-Transfers bedeuten, ließ Watzke offen: "Wenn sich etwas Interessantes ergibt, wären wir dazu in der Lage. Aber es gibt keine grundsätzliche Notwendigkeit." Die Worte des BVB-Bosses klingen eher danach, als sei der BVB nicht aktiv auf der Suche nach Winter-Verstärkungen. Auch nicht in der Innenverteidigung, in der mit Nico Schlotterbeck, Niklas Süle und Neuzugang Waldemar Anton nur drei etablierte Positions-Spezialisten zur Verfügung stehen.

Weil es im Saisonverlauf gerade im Abwehrzentrum aufgrund von Verletzungen einen Engpass gab, sehen einige den Abschied von Mats Hummels weiter kritisch. Der Vertrag des Routiniers wurde nicht verlängert, mittlerweile zeigt Hummels bei der AS Rom starke Leistungen. "In der Gesamtbetrachtung: nein. Unsere Innenverteidigung gehört mit zu den stärksten in Deutschland", wollte Watzke die Entscheidung für die Trennung von Hummels weiter nicht als Fehler sehen.

"Jeder weiß, wie ich persönlich zu Mats stehe. Aber nichtsdestotrotz: Irgendwann ist eine Sache auch mal zu Ende und das war der richtige Moment. Mit Nico [Schlotterbeck], Waldemar Anton, Emre Can und Niklas Süle glaube ich, dass wir auf dieser Position nicht wirklich ein Problem haben", fügte Watzke an.

Die Suche nach Neuzugängen scheint also nicht weit oben auf der BVB-Agenda für diesen Winter zu stehen. Offene Personalfragen gibt es dennoch. Zuletzt rückte auch wieder die ungewisse Zukunft von Sportdirektor Sebastian Kehl in den Fokus. Eigentlich schien ein neuer Vertrag nur noch Formsache zu sein, seit Wochen hat sich aber nichts mehr getan. Stattdessen gab es jüngst Berichte, wonach Kehls Verlängerung wieder wackeln würde und man im Klub zunächst den Start in 2025 abwarten wolle.

Auch bei diesem Thema hielt sich Watzke bedeckt. Vielmehr liege die Entscheidung allein bei Sport-Geschäftsführer Ricken: "Der Ball liegt bei den beiden. Ich habe Lars versprochen, dass er die Hoheit über sportliche Entscheidung hat. Im Rahmen einer Verlängerung muss man sich bei strukturellen, inhaltlichen und finanziellen Themen einig sein. Ich lasse mir nicht jeden dritten Tag den Stand geben. Aber ich gehe mal davon aus, dass der Gesprächsfaden nicht abgerissen ist."


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