Bundesliga-Talente beim FC Bayern: Was wurde aus Arp, Kurt, Cuisance & Co.?
Von Franz Krafczyk
Der FC Bayern konnte in den vergangenen Jahren immer wieder mit echten Transfercoups glänzen. In Erinnerung bleiben Spieler wie Harry Kane, Arjen Robben oder Franck Ribéry, die aus internationalen Ligen nach München geholt wurden und dort auf Anhieb überzeugten.
Die Bayern versuchten es aber auch immer wieder mit jungen Spielern, die von Bundesligakonkurrenten abgeworben wurden. Zwar schwächte man damit die Konkurrenz, zu echten Verstärkungen für den deutschen Rekordmeister wurden jedoch nur wenige. Mit Tom Bischof, der im Sommer ablösefrei von der TSG Hoffenheim kommt, wird schon bald der nächste Spieler die Gelegenheit bekommen, es besser zu machen, als einige seiner Vorgänger.
Wir schauen uns an, welche früheren Bundesliga-Talente in der jüngeren Vergangenheit zu den Bayern wechselten und was aus ihnen geworden ist:
1. Fiete Arp
Drei Millionen Euro nahmen die Bayern in die Hand, um eines der damals begehrtesten deutschen Sturmtalente an die Isar zu lotsen. Fiete Arp konnte den Erwartungen allerdings nie gerecht werden.
Der Angreifer kam in seiner Karriere nur zu einem Einsatz für die Bayern-Profis im DFB-Pokal, ansonsten durfte Arp nur in der zweiten Mannschaft ran. 2021 endete das Kapitel beim FCB, als ihn Holstein Kiel auslieh und ein Jahr später ablösefrei verpflichtete.
Kurioserweise spielt Arp mit den Störchen in dieser Saison in der Bundesliga. Den Weg ins Oberhaus fand das einstige Toptalent also über den Umweg im Norden.
2. Lukas Podolski
Der FC Bayern nutzte im Sommer 2006 den Abstieg des 1. FC Köln aus, um den Geißböcken ihren Prinzen wegzuschnappen, der bei der Heim-WM gerade zum besten jungen Spieler des Turniers gewählt wurde.
Das Problem des 21-Jährigen: Die Konkurrenz war im Bayern-Sturm mit Spielern wie Luca Toni und Miroslav Klose groß. Zwar brachte er es zu 46 Scorern in 106 Einsätzen, so richtig glücklich wurde Podolski in München aber nie, weshalb es ihn schon 2009 zurück in die kölsche Heimat zog.
Poldis Karriere wurde daraufhin zu einer echten Weltreise: England (Arsenal), Italien (Inter Mailand), Türkei (Galatasaray), Japan (Vissel Kobe), wieder Türkei (Antalyaspor) und letztendlich Polen. Beim Team seiner polnischen Heimat Górnik Zabrze lässt er nun seine Karriere ausklingen. Schon im Sommer dürfte der Weltmeister von 2014 seinen Fußballschuh an den Nagel hängen.
3. Marcell Jansen
14 Millionen Euro Ablöse waren 2007 noch etwas ganz anderes als heute. Dennoch war es den Bayern die Dienste von Marcell Jansen aus Mönchengladbach wert.
Auch wenn sich der Außenverteidiger zeitweise einen Stammplatz erkämpfen konnte, war sein Verbleib in München nur von kurzer Dauer. Trotz eines Vierjahresvertrags wechselte er nach nur einem Jahr zum HSV, der zu Jansens Herzensklub werden sollte. Für den FCB ein Verlustgeschäft, denn die Hamburger verpflichteten ihn für nur acht Millionen Euro.
2015 beendete er seine Profikarriere bei den Rothosen, spielt aber bis heute für den HSV III in der fünftklassigen Oberliga Hamburg.
4. Jan Schlaudraff
Im gleichen Jahr wie Janssen wurde auch Jan Schlaudraff nach München geholt. Und obwohl man hier eigentlich nicht von einem Verlustgeschäft sprechen kann, war auch der Stürmer nach genau einem Jahr wieder weg.
Eine Rückenverletzung und eine daraus resultierende Operation erschwerten dem aus Aachen gekommenen Schlaudraff damals den Start. Auch später konnte er sich gegen Toni, Klose und Podolski nicht durchsetzen und wechselte nach einer enttäuschenden Saison mit nur acht Bundesligaeinsätzen zu Hannover 96.
Dort war Schlaudraff deutlich glücklicher: Nach sieben Jahren bei den 96ern beendete der Stürmer seine Karriere und blieb dem Verein als Funktionär treu, bis er 2022 als Sportdirektor gehen musste. Bis 2024 war Schlaudraff dann in Österreich beim SKN St. Pölten als Geschäftsführer und zeitweise sogar als Interimstrainer tätig.
5. Alexander Baumjohann
Der ablösefreie Wechsel des 22-jährigen Alexander Baumjohann zum FC Bayern in der Saison 2009/10 klang vielversprechend, doch nach nur einem halben Jahr war das Mittelfeldtalent schon wieder weg.
Von Trainer Louis van Gaal wurde Baumjohann kaum berücksichtigt und kam daher nur zu vier Einsätzen, weshalb man sich im Winter auf eine Rückkehr zum FC Schalke verständigte.
Nach zwei weiteren deutschen Stationen bei Lautern und Hertha trat Baumjohann die Reise ins Ausland an, spielte erst bei zwei brasilianischen und dann zwei australischen Klubs, wo er 2021 seine Karriere beendete. Bei seinem letzten Verein, dem Sydney FC, ist Baumjohann derzeit als Sportdirektor tätig.
6. Sinan Kurt
Der Wechsel von Sinan Kurt von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern löste in den sozialen Medien einen Shitstorm aus, schließlich konnten die Fans der Fohlen den frühen Schritt zum FC Bayern mit gerade einmal 18 Jahren nicht nachvollziehen.
In gewisser Weise sollten die Gladbacher Anhänger Recht behalten: In München konnte sich der Linksaußen nie durchsetzen, unter dem damaligen Trainer Pep Guardiola kam er nur zu einem Einsatz in der Profimannschaft. 2019 wechselte Kurt zu Hertha BSC, später folgten Stationen in Österreich, der Slowakei und der Türkei.
Sein Glück fand Kurt, der zwischen seinen Auslandsstationen immer wieder vereinslos war, nirgendwo. Heute spielt der 28-Jährige in der Landesliga bei der Holzheimer SG. Ein warnendes Beispiel für alle Talente.
7. Joshua Kimmich
Um ein positives Beispiel zu nennen: Joshua Kimmich wechselte als 20-Jähriger von RB Leipzig zum FC Bayern, obwohl sein Jugendverein, der VfB Stuttgart, aufgrund einer Vertragsoption den Großteil der Ablösesumme kassierte. Der defensive Mittelfeldspieler, der später auch als Rechtsverteidiger eingesetzt werden sollte, kostete die Münchner stolze 8,5 Millionen Euro.
Ohne lange Anlaufzeit avancierte Kimmich zum absoluten Leistungsträger und kann heute unter anderem auf acht deutsche Meistertitel, drei Pokalsiege, einen Champions-League-Sieg, einen Klub-Weltmeistertitel und den Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 zurückblicken. Was für eine Karriere!
Im Sommer könnte das Kapitel Kimmich bei den Bayern zu Ende gehen, denn über seine Zukunft ist noch keine Entscheidung gefallen und der Vertrag des 29-Jährigen läuft zum Saisonende aus.
8. Jan Kirchhoff
Seinen auslaufenden Vertrag im Sommer 2013 nutzte Jan Kirchhoff für einen Wechsel zum FC Bayern, auch wenn ihm bewusst gewesen sein dürfte, dass er zunächst als Backup eingeplant war.
Die geringen Einsatzzeiten führten im Januar 2014 zu einer eineinhalbjährigen Leihe zum FC Schalke 04, wo ihn allerdings schon früh eine Verletzung ausbremste. Auch nach seiner Rückkehr nach München spielte der Körper des Sechsers nicht immer mit, weshalb er im Winter 2016 nach England zum FC Sunderland wechselte.
Auf der Insel absolvierte Kirchhoff noch eine weitere Station bei den Bolton Wanderers, bevor er nach Deutschland zurückkehrte, um seine Karriere in Magdeburg und zuletzt beim KFC Uerdingen ausklingen zu lassen.
9. Mitchell Weiser
Auch für Mitchell Weiser war der Wechsel zum FC Bayern rückblickend nicht die beste Entscheidung, doch im Gegensatz zu vielen anderen Spielern in dieser Liste kam seine Karriere über Umwege wieder in Schwung.
Bereits mit 18 Jahren sicherten sich die Münchner die Dienste des Kölner Talents, das beim Effzeh bis dahin nur zu einem Kurzeinsatz in der Bundesliga gekommen war. Wenig später wurde Weiser mit der Aussicht auf mehr Spielpraxis nach Kaiserslautern ausgeliehen, doch auch nach seiner Rückkehr tat sich der Rechtsverteidiger schwer. Unter Pep Guardiola kam er kaum zu Einsätzen und spielte lange Zeit hauptsächlich in der zweiten Mannschaft.
Bei Hertha BSC startete er einen Neuanfang, der ihn zu Bayer Leverkusen führte. Heute ist der 30-Jährige einer der Leistungsträger bei Werder Bremen.
10. Niklas Süle
Im Doppelpack mit Sebastian Rudy sicherten sich die Bayern im Sommer 2017 den jungen Niklas Süle, der in München unter anderem fünf Meisterschaften, zwei Pokalsiege und einen Champions-League-Titel feiern sollte.
Trotz der Konkurrenz durch Mats Hummels und Jerome Boateng kam Süle unter Trainern wie Carlo Ancelotti, Jupp Heynckes oder Niko Kovac immer wieder zum Zug, bevor er 2022 ablösefrei zum BVB wechselte.
Seine Qualitäten sind bis heute unbestritten, allerdings machte Süle seine körperliche Fitness immer wieder zu schaffen, weshalb er wohl den Sprung unter die besten Innenverteidiger Deutschlands verpasste.
11. Serge Gnabry
Nach einer zwischenzeitlichen Ausleihe an die TSG Hoffenheim trägt Serge Gnabry seit 2017 das Trikot des FC Bayern München und war in der Saison 2019/20 maßgeblich am Gewinn des Sextupels beteiligt.
Nach einer verletzungsgeplagten Vorsaison konnte Gnabry zuletzt unter Trainer Vincent Kompany wieder vermehrt auf sich aufmerksam machen, doch die Konkurrenz mit Stars wie Michael Olise, Leroy Sané oder Kingsley Coman ist groß.
In den vergangenen Monaten wurde immer wieder über einen Abgang des Rechtsaußen spekuliert, sein aktueller Vertrag an der Säbener Straße läuft noch bis 2026. Wie es danach weitergeht, ist derzeit offen.
12. Michael Cuisance
Als junger Ergänzungsspieler kam Michael Cuisance im Sommer 2019 aus Gladbach zu den Bayern, wirklich lange hielt es das damalige Mittelfeldtalent dort aber nicht.
Zwischenzeitlich nach Marseille verliehen, zog es den Franzose im Winter 2022 nach Italien. Seit vergangenem Sommer ist Cuisance zurück in Deutschland und läuft derzeit in der 2. Liga für Hertha BSC auf. In der Hoffnung, dass die Karriere des heute 25-Jährigen dort wieder an Fahrt aufnehmen kann.
Für die Bayern wird es in seiner Karriere aber wohl nicht mehr reichen. Immerhin kann Cuisance auf 13 Einsätze und zwei Tore beim Rekordmeister zurückblicken.
13. Leon Goretzka
Ähnlich wie die Verpflichtung von Kimmich sollte auch der Transfer von Leon Goretzka ein echter Glücksgriff werden. Es sei daran erinnert, dass die Bayern das große Schalke-Talent vor knapp sieben Jahren ablösefrei bekamen.
Auch wenn er inzwischen als Verkaufskandidat gilt, performte Goretzka über mehrere Jahre auf Weltklasseniveau und gehörte ähnlich wie Gnabry zu den absoluten Leistungsträger, als die Bayern unter Hansi Flick das Sextuple holten.
14. Nils Petersen
Legendenstatus erlangte Nils Petersen erst im späteren Karriereverlauf beim SC Freiburg, doch der Stürmer kickte als junger Profi auch für den FC Bayern.
Wirklich viel Spielpraxis bekam Petersen in München nicht, weshalb er nach einem eher erfolglosen Jahr zum SV Werder Bremen verliehen wurde, der ihn im Sommer 2013 dann fest verpflichten sollte.
Im Sommer 2023 beendete Petersen, der 15-mal für die Bayern auflief und viermal traf, seine aktive Profikarriere und spielt aktuell noch im Amateurbereich.
Weitere FC Bayern-News lesen: