Brisante Virkus-Aussagen: Gladbach-Fans wehren sich vehement
Von Jan Kupitz
Der Druck nach dem Saisonstart war groß bei Borussia Mönchengladbach. Und auch wenn das DFB-Pokal-Aus in Frankfurt trotz Überzahl schmerzhaft war, so konnten sich die Fohlen mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen immerhin in der Bundesliga freischwimmen.
Roland Virkus nahm die kleine Erfolgswelle auch umgehend zum Anlass, um seinem Ärger über die zuvor negative Stimmung im Umfeld Luft zu machen. "Die Erwartungshaltung ist so, dass wir eigentlich Champions League spielen müssen. So nehme ich das wahr", meckerte der Geschäftsführer. "Ganz ehrlich: Die Mannschaft hat nichts mehr mit der zu tun, die vor sieben Jahren in der Champions League gespielt hat."
Nun ist es eine durchaus kuriose Wahrnehmung des 57-Jährigen, dass im Gladbach-Umfeld irgendjemand tatsächlich auf die Champions League hoffe. Virkus ließ offen, wie er diesen Eindruck gewonnen hat - und die Antwort des Gladbacher Fanprojekts ließ nicht lange auf sich warten.
In einem offenen Brief teilte das FPMG mit, man wisse, dass es "kein einfacher Job" für Virkus sei, "mit den Altlasten und dem finanziellen Druck im Verein umzugehen".
"In seinem Interview nach dem Spiel am Sonntag wurde unserer Fanszene allerdings vorgeworfen, dass wir zu hohe Ansprüche stellen und von der Champions League träumen. Das können wir so nicht stehen lassen", machte das Fanprojekt klar. "Gerade weil wir in den Gesprächen viele Infos aus dem Verein bekommen und diese auch in unsere Fanszene tragen, trauen wir uns schon eine realistische Einschätzung zu. Wir denken, kaum jemand hat vor dieser Saison ernsthaft an die internationalen Plätze geglaubt."
Die negative Stimmung, die von Virkus moniert wurde, komme nicht von übertriebenen Erwartungen, wie weiter ausgeführt wurde: "Wir haben seit unglaublichen 32 Monaten nicht mehr zwei Spiele in Folge gewonnen. Dabei folgten auf gute Spiele regelmäßig Totalausfälle, die einfach unerklärlich sind. Daher lassen wir uns auch nicht vorwerfen ungeduldig zu sein, schließlich sollte dieser Zeitraum wohl mehr als ausreichend sein, um eine Fehlentwicklung zu erkennen."
"Wenn man im Abstiegskampf steckt und jeder weiß das, dann ist in der Regel auch die Unterstützung da. Wenn aber über so einen langen Zeitraum immer wieder Hoffnung geweckt wird, die eine Woche später komplett zerstört wird, dann ist das deutlich schwerer zu ertragen."
Der 4:1-Sieg gegen Werder habe gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft stecke. Das Problem sei jedoch, dass Gladbach dieses Potenzial "einfach viel zu selten" abrufe - "und das seit Jahren".
"Was der Grund dafür ist, wissen wir leider auch nicht, aber es ist extrem demoralisierend und macht es den Fans unglaublich schwer weiter optimistisch zu sein", so das FPMG, das für diese Sichtweise Verständnis vom Verein einforderte.
Gleichwohl gaben die Fans zu, es sei nicht der richtige Weg, Trainer oder Spieler auszupfeifen. Hintergrund: Vor dem Spiel gegen Werder hatte es Pfiffe gegen Gerardo Seoane und Julian Weigl gegeben.
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