Brisante DFB-Absage: Bernd Leno gibt neue Einblicke

Bernd Leno verzichtete im Oktober freiwillig auf eine Nominierung in den DFB-Kader und kassierte dafür viel Kritik. Nun erklärt der Fulham-Keeper die genauen Hintergründe.
Bernd Leno
Bernd Leno / Visionhaus/GettyImages
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Die schwere Knieverletzung von Marc-Andre ter Stegen schockte vor einigen Wochen ganz Fußball-Deutschland. Nach dem DFB-Karriereende des langjährigen Stammkeepers Manuel Neuer musste das Torwartteam plötzlich völlig neu aufgestellt werden. Bernd Leno hätte dabei hinter Alexander Nübel (Stuttgart) und Oliver Baumann (Hoffenheim) die Rolle der Nummer drei einnehmen sollen. Der Schlussmann des Fulham FC wollte jedoch nicht, sagte freiwillig ab und löste damit bei zahlreichen Experten und Fans Verwirrung aus.

Auf den 32-Jährigen prasselte viel Kritik ein, die er nur zu Teilen nachvollziehen konnte. "Ich habe Julian Nagelsmann offen und ehrlich gesagt, dass ich mich nicht als Nummer drei ohne Aussicht auf Spiele sehe", gab Leno im Gespräch mit der Sportbild nun weitere Einblicke in seine umstrittene Entscheidung. "Was in mancher Berichterstattung vergessen wurde, ist, dass ich Julian und Andreas [Kronenberg, DFB-Torwarttrainer, Anm.] auch gesagt hatte, dass ich immer da bin, wenn ich wirklich gebraucht werde und absolut stolz bin, für Deutschland spielen zu dürfen."

Warum sich Leno dennoch gegen eine Reise zum DFB entschied? Nach jahrelangem Anstehen hinter Neuer und ter Stegen wollte der Ex-Keeper von Bayer Leverkusen und Arsenal nun schlicht nicht ohne Chance auf Konkurrenzkampf hinter Nübel und Baumann festhängen und dann wieder verdrängt werden, sobald ter Stegen seine Verletzung auskuriert hat. "Ich war sehr lange dabei, habe neun Länderspiele gemacht. Ich hatte gehofft, zumindest im November Spielzeit zu bekommen. Das konnte mir nicht in Aussicht gestellt werden", beschrieb der Torwart und erklärte: "Von daher war für mich keine Perspektive gegeben. Ich habe nie gefordert, die Nummer eins zu sein. Ich wollte nur Aussicht auf Spielzeit und die war nicht gegeben."

Kontakt gab es zu Bundestrainer Nagelsmann seither nicht mehr, weshalb auch eine Nominierung in der kommenden Länderspielpause im November kein Thema ist. Lediglich mit Torwarttrainer Andreas Kronenberg tauschte sich Leno seither nochmal aus, augenscheinlich positiv. "Ich glaube, dass meine Entscheidung respektiert wurde, wenn natürlich auch niemand darüber begeistert war", sagte er und führte aus: "Ich habe nicht aus Emotionen heraus gehandelt. Ich hatte mir viele Gedanken dazu gemacht, in welcher Konstellation ich dabei sein will, wie ich mich persönlich sehe."

Nachvollziehbar sind Lenos Ambitionen auf mehr als nur den Nummer-drei-Status allemal, zählt er nach zwischenzeitlichem Tief bei Arsenal nun beim Fulham FC doch schon seit geraumer Zeit zu den besten und konstantesten Torhütern der Premier League. Bestätigt fühlt er sich durch die Kommentare zahlreicher Engländer: "Das höre ich hier andauernd, dass ich in England die Nummer eins wäre. Teamkollegen sagen mir das, Leute aus dem Trainerteam, dem ganzen Stuff. Ich bin aber stolz, ein deutscher Nationalspieler zu sein."

Einen völligen Schlussstrich hat Leno nämlich noch nicht gezogen, kann sich eine Rückkehr zum DFB durchaus vorstellen - wenn die Rahmenbedingungen passen. "Das zehnte Länderspiel ist noch nicht abgehakt", sagte er und weiß: "Man sieht am Beispiel von Marc-Andre ter Stegen leider auch, wie schnell es gehen kann."


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