Bonhof über die Arbeit von Seoane, Virkus und Gladbachs Fortschritte
Von Jan Kupitz
Die letzten Jahre ging es für Borussia Mönchengladbach steil bergab. Hatte man unter Marco Rose noch in der Champions League gespielt, so verschlechterte sich die Ausbeute der Fohlen seitdem kontinuierlich: 65, 49, 45, 43 und 34 Punkte - der jüngste Downfall von 22/23 auf 23/24 war besonders eklatant und hätte bei stärkerer Konkurrenz auch mit dem Abstieg enden können.
Roland Virkus und Gerardo Seoane stehen bei den Borussia-Fans daher unter kritischer Beobachtung, zumal auch in dieser Saison die Ergebnisse zunächst ausblieben. Sobald ein zartes Pflänzchen der Hoffnung auf Besserung entsteht, wird dieses zumeist mit einer bodenlosen Leistung schnell wieder zertreten.
Seoane und Virkus arbeiten "akribisch"
Am Niederrhein ist man jedoch von dem Duo überzeugt. "Ich sehe, wie akribisch Gerardo arbeitet, welche Variabilität er im Training einbringt. Der Mann ist mit Haut und Haar Borusse", teilte Präsident Rainer Bonhof im Interview mit RP über Seoane mit. "Überlegen Sie, was letzte Saison war: Er kam, gleichzeitig waren durch die Abgänge von Thuram, Stindl, Bensebaini und später Hofmann 39 Tore weg. Trotzdem sagt er: Ich gehe den Weg mit. Dazu kommen seine Aufgaben: Er soll neue Fohlen rausbringen, das Team verjüngen, es entwickeln und erfolgreich sein. Ein großer Auftrag. Ich sehe, dass da eine Entwicklung ist. Er ist der richtige Trainer."
Auch Virkus arbeite "akribisch und rund um die Uhr, das passt", so Bonhof weiter. "Er hat hier in einer komplizierten Situation Verantwortung übernommen, hat durch Vertragsverlängerungen und einige gute Transfers die anfangs schwierige Situation im Kader mittlerweile geregelt."
Der Geschäftsführer hatte am Wochenende mit brisanten Aussagen gegen die Fans für Aufsehen gesorgt. Laut Bonhof sei Virkus damit "übers Ziel hinausgeschossen, aber das ist auch ein Zeichen dafür, dass er Borusse durch und durch ist, dass er den Verein lebt und voller Emotionen ist". "Dass es mal einen falschen Ton gibt, ist menschlich - und Roland hat es eingesehen und geradegerückt. Damit ist es doch erledigt, man sollte nicht jedes Wort, das kurz nach einem emotionalen Spiel gesagt wird, auf die Goldwaage legen."
Dass es Kritik an den Verantwortlichen der Borussia gibt, gehört dazu. Doch was Bonhof besonders aufstößt: "Es geht um die Art und Weise. Und dazu trägt ein generelles Schwarz-Weiß-Denken in der Gesellschaft bei - heute wird etwas gefeiert, morgen verdammt. Es ist nicht akzeptabel, wenn Personen aus unserem Team vor dem Spiel ausgepfiffen werden."
Bonhof sieht Fortschritte - und feiert Sliding Tacklings
Generell ist der 72-Jährige mit den Leistungen der Borussia weitgehend zufrieden. Das Pokal-Aus in Überzahl sowie den Auftritt in Augsburg monierte Bonhof, die restlichen Auftritten seien jedoch "akzeptabel bis gut" gewesen.
"Was mich stört: Wir reden über Augsburg und Frankfurt, aber nicht oder zu selten über Fortschritte. Nehmen wir das erste Spiel gegen Leverkusen. Wir holen ein 0:2 auf und verlieren durch den Kölner Keller. Kann ich das zum Beispiel dem Team vorwerfen? Und wenn ich sehe, was im Training gemacht wird und ich das im Spiel wiedersehe, freut mich das."
"Wir machen derzeit doch Fortschritte. Dazu gehört auch eine Befreiung im Kopf bei den Spielern. Sie müssen erkennen, was sie zu leisten vermögen. Es geht voran, ich habe zum Beispiel noch nie so viele Sliding Tacklings gesehen wie in dieser Saison. Vor zwei Jahren sind wir viel nebenhergelaufen, jetzt gehen wir aktiver in die Zweikämpfe", lobte er den Einsatz seiner Mannschaft.
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