Bislang unbeachteter Kompany-Effekt: Dieser Faktor macht die Bayern so gefährlich
Von Oliver Helbig
Der FC Bayern München fasziniert wieder mit atemberaubendem Offensivfußball und altbekanntem Selbstverständnis. Zwar haben die Bayern nach sieben Spieltagen "nur" 17 Punkte auf dem Konto, mussten sich gegen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt trotz großer Dominanz mit einer Punkteteilung begnügen und in der Champions League eine bittere Niederlage gegen Aston Villa einstecken, dennoch schaffte es über den bisher gesamten Saisonverlauf keine Mannschaft den Münchnern die Stirn zu bieten.
Zwei wesentliche Faktoren für den erfolgreichen Fußball der Bayern sind neben der hohen Qualität des Kaders (Marktwert: 939,7 Mio. Euro) vor allem die brandgefährliche Offensive und das hohe Pressing gegen den Ball unter Vincent Kompany, durch das die Bayern schon weit vor dem eigenen Tor viele Szenen aus dem Spiel nehmen bevor sie gefährlich werden. Gegnerische Teams kommen gegen die Bayern so kaum zu Torchancen und benötigen in Sachen Abschlusseffizient schon einen Sahnetag um etwas gegen die Roten mitzunehmen.
Der Faktor Offensive
Mit 24 Toren nach den ersten sieben Spielen der Bundesliga-Saison liegen die Bayern in dieser Statistik sechs Treffer vor dem zweitbesten Team, Bayer 04 Leverkusen. Hinzu kommt, dass die Münchner bereits sechs Pfosten- und Lattentreffer für ihre Gegner zu verzeichnen haben. 135 Torschüsse haben die Bayern im bisherigen Saisonverlauf abgegeben und liegen hier hinter der Werkself aus Leverkusen auf Platz zwei dieser Statistik.
Mit 64% Ballbesitz und einer Passquote von 90,7% sind die Bayern auch hier absoluter Ligaspitzenreiter und demonstrieren einmal mehr ihre wiedergefundene absolute Dominanz auf dem Rasen gekrönt mit den dementsprechenden Ergebnissen.
Der Faktor Pressing
Das hohe Pressing des deutschen Rekordmeisters verteidigt gegnerische Aktionen nicht nur weit weg von Manuel Neuer und dem Bayern-Tor, sondern sorgt durch hohe Ballgewinne auch immer wieder für gefährliche Umschaltaktionen. Somit leistet das Pressing nicht nur einen defensiven Beitrag, sondern spielt auch eine wesentliche Rolle im Offensiv- und Umschaltspiel des aktuellen Tabellenführers.
Noch zu wenig beachtet: Der Faktor Fitness
Doch um so intensiven Fußball zu spielen, braucht eine Mannschaft vor allem eines: eine enorme Fitness! Unter Vincent Kompany scheinen die Münchner fit wie lange nicht mehr, was sich auch in der Bundesliga-Statistik niederschlägt. Mit 837 gelaufenen Kilometern liegt der FC Bayern nach sieben Spieltagen hinter dem FC St. Pauli und dem SC Freiburg auf Platz drei der lauffreudigsten Mannschaften der Liga. Normalerweise würde man bei einer so hohen Ballbesitzquote nicht unbedingt erwarten, dass die Bayern-Stars so viele Kilometer zurücklegen, aber auch hier zeigt sich, dass die Bayern nicht nur bereit sind, für den Erfolg die Beine in die Hand zu nehmen und zu arbeiten, sondern dass sie trotz der Mehrfachbelastung auch die nötigen Körner und körperliche Fitness haben, um diese intensive Spielweise durchzuhalten.
Dieser Aspekt ging in der bisherigen Betrachtung des FCB vermeintlich unter. Das erkannte auch VfB-Stuttgart-Coach Sebastian Hoeneß bei der 0:4 Niederlage gegen die Bayern. Auf der PK nach dem Spiel sagte der Stuttgarter Cheftrainer: "Die Mannschaft hat eine unglaubliche Physis aktuell. Ich glaube davon konnten wir uns heute überzeugen. Das wusste ich vorher schon weil die Daten da auch sehr klar sind und das haben sie heute nochmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie haben nicht aufgehört. Haben bis zum Schluss versucht Tore zu machen. Das muss man den Bayern einfach auch mal hoch anrechnen. Da haben wir heute mal gemerkt was für eine Power sie entwickeln können."
Die Bayern laufen nicht nur viele Kilometer - Auch die Intensität der bayerischen Läufe ist beeindruckend. Die Münchner absolvierten im bisherigen Saisonverlauf die fünftmeisten Sprints auf dem Platz und führen auch die Statistik der intensiven Läufe mit Abstand an. 5166 dieser Läufe waren es an den ersten sieben Spieltagen und damit zum jetzigen Zeitpunkt ganze 66 mehr als beispielsweise der FC St. Pauli auf Rang zwei dieser Statistik.
Die hohe fußballerische Qualität, die der Kader der Bayern zweifellos besitzt, gepaart mit offensichtlich topfitten Bayern-Stars und der nötigen Bereitschaft und Gier, nicht nur Fußball zu zelebrieren, sondern auch zu arbeiten, ist beeindruckend und macht die Münchner seit langem mal wieder zur gefürchteten Fußballmacht in Deutschland.