Beunruhigende Statistik zeigt: Gladbachs Aufschwung wackelt
Von Yannik Möller
Es ist die vorherrschende Meinung, dass Borussia Mönchengladbach in der bisherigen Saison wichtige Entwicklungsschritte hat nehmen können. Das wird nicht zuletzt auch an der tabellarischen Ausgangslage festgemacht. Als zurzeit Tabellenelfter ist die Mannschaft von Gerardo Seoane zudem weniger als eine Hand voll Punkte vom europäischen Geschäft entfernt.
Ein genauerer Blick auf die Statistiken zeigt jedoch, dass Gladbach auch in der aktuellen Spielzeit deutlich schlechter da stehen könnte - wenn Moritz Nicolas nicht wäre. Denn: Die Anzahl und die Qualität der Torchancen, die die Fohlenelf zulässt und den gegnerischen Mannschaften ermöglicht, rangieren auf einem Abstiegsniveau.
Gemessen an den sogenannten 'expected Goals against', also den rechnerisch erwartbaren Gegentoren, liegt die Borussia auf dem 17. Tabellenplatz, eingeschlossen vom VfL Bochum und der TSG Hoffenheim - die in der regulären Tabelle ebenfalls das Tabellenschlusslicht sind und auf dem Relegationsplatz stehen.
Das Statistikportal fbref weist für Gladbach einen 'xGa'-Wert von aufgerundet 33 auf. Das heißt, dass eigentlich 33 Gegentore hätten hingenommen werden müssen. Laut understat müssten es sogar 35 Gegentore sein. Die Realität ist jedoch eine ganz andere: Nach Abschluss der Hinrunde gab es - im Vergleich - lediglich 26 Gegentore.
Woran liegt das also? Die Antwort ist einfach: Es liegt an Moritz Nicolas. Die Fohlenelf hat das Glück, dass sie von ihrem Torhüter überdurchschnittlich gut vor Gegentreffern geschützt wird.
Gladbach-Keeper als einer der zurzeit stärksten Schlussmänner in der Bundesliga
Das zeigen auch die auf Nicolas zugeschnittenen Werte: Mit satten 78 Prozent weist der 27-Jährige die beste Fangquote aller Bundesliga-Keeper auf. Schaut man auch hier auf den Vergleich mit Bochum und Hoffenheim, ergibt sich ein klares Bild: Patrick Drewes vom VfL rangiert mit 58 Prozent auf dem letzten Rang, während Oliver Baumann von der TSG mit seinen 64 Prozent nur auf dem 14. Platz steht. Schon an dieser Stelle ergibt sich also ein klarer Unterschied, der aufzeigt, wieso Gladbach in der Tabelle eben nicht mit den beiden vom Abstieg bedrohten Klubs gleichauf liegt.
Nicolas hat auch den ligaweit besten PSxG-Wert vorzuweisen. Vereinfacht gesagt: Die positive Diskrepanz zwischen den Toren, die er anhand der Torchancen theoretisch hätte hinnehmen müssen und denen, die er tatsächlich hat hinnehmen müssen. Je positiver der Wert ausfällt, desto besser hat der Torwart performt. Mit einem Plus von glatten sechs steht Nicolas auf Platz eins. Das heißt: Er alleine ist mit seinen Paraden und abgewehrten Schüssen rechnerisch für sechs weniger Gegentore verantwortlich. Hier kommt die Differenz zwischen den 26 tatsächlichen und 33 (aufgerundet) rechnerischen Gegentoren zustande.
Und wer nun meint, diese allgemeine Gegentor-Statistik und die daraus resultierende Warnung wäre maßgeblich durch die fünf Gegentore beeinflusst, die am Dienstagabend gegen den VfL Wolfsburg hingenommen werden mussten, der irrt. Dieses Spiel war für einen xGa-Wert von 3,9 verantwortlich. Schon die knappe 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern brachte einen Wert von 4,3 ein - und selbst der 2:1-Sieg über die TSG Hoffenheim war mit 3,5 sehr schwach. Und trotzdem wurde das Spiel mit nur einem Gegentor abgeschlossen und somit sogar gewonnen. Diejenigen, die sich an den Spielverlauf erinnern, wissen: Nicolas hat hier im wahrsten Sinne des Wortes den Sieg festgehalten.
Nicolas ermöglicht der Borussia die aktuelle Entwicklung
Es unterstreicht einmal mehr, dass der vermeintliche Aufwärtstrend von Borussia Mönchengladbach auf wirklich wackeligen Füßen steht. In der Defensive zeigt sich die Seoane-Truppe äußerst anfällig, was in einem quantitativ sowie qualitativ hohen Maße für gegnerische Torchancen sorgt.
Der Platz im ruhigen Tabellenmittelfeld, der eine ziemlich große Sicherheit nach unten bietet und es zugleich ermöglicht, auch ambitioniert nach oben zu schauen, ist vor allem Moritz Nicolas zu verdanken. Ein Ausfall oder schon eine Formschwäche des Torhüters könnte auf längere Strecke für eine allgemeine Schwächephase der Mannschaft sorgen, die wiederum die weitere Entwicklung torpedieren könnte.
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