Bemerkenswerte Worte des Bundestrainers: Nagelsmann-Appell wegen Jonas Urbig
Von Simon Zimmermann

Plötzlich ging für Jonas Urbig alles ganz schnell. Nach seinem Winter-Wechsel vom 1. FC Köln zum FC Bayern ging es für den 21-Jährigen von der Zweitliga-Bank ins Tor des Rekordmeisters. Als sich Manuel Neuer im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Leverkusen verletzte, sprang der Torhüter-Youngster ein. Ein möglicher Vorgeschmack auf die Zukunft in München - schließlich wurde Urbig als potenzieller Nachfolger von Neuer verpflichtet.
In drei seiner ersten vier Einsätze für die Bayern gab Urbig eine souveräne Figur ab. Vor der Länderspielpause sah der Keeper beim 1:1-Gegentreffer gegen Union Berlin aber unglücklich aus. Es dürfte vorerst sein letztes Pflichtspiel für den Rekordmeister gewesen sein. Nach der Länderspielpause soll Neuer zwischen die Pfosten zurückkehren. Urbig dagegen musste am Donnerstag verletzt von der U21-Nationalmannschaft abreisen.
In der kommenden Saison soll Urbig zwar weiterhin als Nummer zwei hinter Neuer lernen, dabei aber auch den ein oder anderen Einsatz bekommen. Für den Youngster wichtig, um sich weiterentwickeln zu können. Auf dem Weg zur möglichen Nummer eins beim FCB und vielleicht auch in der Nationalmannschaft wird der 21-Jährige noch einige Entwicklungsschritte gehen - und Rückschläge, wie gegen Union Berlin, verkraften müssen.
Nagelsmann über Urbig-Patzer: "Weil dann wird er nie ein großer Torwart"
Zum vermeintlichen Patzer äußerte sich am Donnerstagabend auf der Pressekonferenz vor dem Nations-League-Viertelfinale gegen Italien auch der Bundestrainer. Julian Nagelsmann wurde dabei zur Torhütersituation befragt und wie man junge Talente schon früh zu wichtigen Profi-Einsätzen verhelfen kann. Als Beispiel wurde dabei Italiens Nummer eins Gianluigi Donnarumma gennant, der schon in frühen Jahren zum Stammkeeper in Klub und Nationalteam aufstieg.
Nagelsmann verwies auf den Mut der Vereinstrainer, auf junge Talente zu setzen und dabei auch Leistungsschwankungen in Kauf zu nehmen. Speziell zu Urbig und dem Gegentreffer gegen die Eisernen fand er bemerkenswerte Worte: "Jonas Urbig, dadrüber kann man jetzt diskutieren, ob das ein Fehler ist oder nicht. Ich schaue das Spiel an und sage, er muss da hin, weil er genau aus dieser Situation lernt, um dann für ganz große Spiele auch vorbereitet zu sein", begann der Bundestrainer.
Und führte aus: "Mir ist lieber ein Torwart macht eine Risikoaktion, weil er denkt, vielleicht gewinne ich den Ball. Aber er kann die Flanke abfangen. Wenn das dann mal nicht gelingt, ist mir das lieber, als dass Torhüter nur auf der Linie kleben, um ja keinen Fehler zu machen. Weil dann wird er nie ein großer Torwart."
"Er wird besser, weil er da hingeht"
Nagelsmann richtete dann auch gleich noch einen Appell an die Medien: "Deswegen würde ich mir auch wünschen, dass wir alle, wenn wir uns wünschen, dass junge Spieler auch mal Fehler machen dürfen, auch fair damit umgehen und dann nicht in jeder Sendung so extrem auf dem Jungen rumhacken, weil davon wird er nicht besser. Sondern er wird besser, weil er da hingeht und sich vielleicht mal einen Millimeter verschätzt hat."
Der auf der PK mit anwesende Antonio Rüdiger entgegnete süffisant: "Das wird aber nicht passieren." Nagelsmanns Konter: "Ich weiß. Ich will es aber trotzdem gesagt haben."