Beim FC Bayern fast vergessen: Youngster mit Gala-Leistung in der Nations League
Von Dominik Hager
Manuel Neuer steuert der Zielgerade seiner Karriere entgegen und musste in der laufenden Saison schon einiges an Kritik einstecken. Die Stimmen nach einem Nachfolger für die Torhüter-Ikone werden folgerichtig immer lauter. Zuletzt wurden unter anderem mit Alisson Becker und Diogo Costa prominente Namen gehandelt. Womöglich gilt aber auch der Grundsatz: Warum in die Ferne blicken, wenn das Gute so nahe ist. Damit ist nicht nur Stuttgart gemeint, wo Leih-Keeper Alexander Nübel eine starke Figur abgibt, sondern auch München selbst, wo ein fast schon vergessenes Torhüter-Talent bereits seit eineinhalb Jahren im Kader steht.
Die Rede ist natürlich von Daniel Peretz, der für den FC Bayern erst zwei Pflichtspiele bestreiten durfte und nur die Nummer drei hinter Neuer und Sven Ulreich ist. Der zum Saisonstart verletzte Keeper hat in der laufenden Saison auch erst ein Spiel für Bayern II in der Regionalliga absolviert. Umso unglaublicher erscheint die Leistung, die Peretz am Donnerstagabend gegen Frankreich gebracht hat. Der 24 Jahre alte Israeli wurde beim 0:0 seiner Mannschaft zum glasklaren "Man of the Match" und trieb das Star-Ensemble der Bleus regelmäßig zur Verzweiflung.
Wahnsinn: Peretz mit acht Paraden gegen die Bleus
Insgesamt parierte Peretz acht Schüsse und damit kurioserweise genau so viele wie Manuel Neuer in der laufenden Bundesliga-Saison. Dabei waren die Abschlüsse auf seinen Kasten keineswegs einfach. Sechs der acht Schüsse stammten innerhalb des Sechzehners und bei drei davon musste Peretz seine gesamte Klasse an den Tag legen.
Seine erste Glanztat zeigte Peretz in der 20. Minute, als er nach einem Abschluss von N’Golo Kanté aus zehn Metern blitzschnell unten war und den Ball um den Pfosten lenkte. Noch spektakulärer erwies sich in der 76. Minute seine Parade gegen Warren Zaïre-Emery. Der junge Franzose konnte völlig freistehend, sieben Meter vor dem Tor abziehen, jedoch spekulierte Peretz richtig und lenkte den Ball unfassbarerweise noch um den Pfosten. In der Nachspielzeit hatten die Bleus erneut den Torschrei auf den Lippen, doch Peretz wurde wieder zum Helden und parierte einen Abschluss von Christopher Nkunku aus zehn Metern mit einem blitzschnellen Hechtsprung.
Nach seiner Gala-Vorstellung erhielt Peretz von der französische SportzeitungL‘Equipe die beste Bewertung aller Spieler auf dem Platz: "Daniel Peretz war bis zum Schluss bei den wenigen Schüssen der Tricolore wachsam, insbesondere bei Zaïre-Emerys Versuch aus kurzer Distanz oder bei Nkunkus Versuch, bei dem er einige Klasseparaden zeigte", lobte das Blatt den jungen Bayern-Keeper.
Bayern benötigt neuen Peretz-Plan
Peretz hat mit seiner Leistung ein klares Zeichen in Richtung Bayern München gesetzt. Sollten die Verantwortlichen die Show des Keepers verpasst haben, kann sich dieser zudem auf drei Zeugen berufen. Dayot Upamecano, Michael Olise und Kingsley Coman erlebten die Darbietung des Israeli schließlich hautnah mit.
Die Münchner müssen sich dringend etwas einfallen lassen. Selbst wenn Peretz für die Neuer-Nachfolge nur ein krasser Außenseiter ist, erscheint es problematisch, ein solches Talent einfach versauern zu lassen. Möglichkeiten gibt es von der Beförderung zur Nummer zwei, dauerhaften Einsätzen für Bayern II bis zu einer Winter-Leihe so einige.
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