Beendet endlich diese traurige Sanierung und reißt die Hütte ab - Ein BVB-Kommentar
Von Oliver Helbig
Borussia Dortmund galt lange Jahre neben dem FC Bayern München als das schillernde Tafelsilber der Bundesliga und des deutschen Vereinsfußballs. Die Borussen spielten regelmäßig um Titel mit - national und auch international. Mit dem Engagement von Jürgen Klopp im Jahr 2008 begann der fast märchenhafte Aufstieg zu einem international anerkannten Spitzenclub, bei dem talentierte Youngster und No Names von Dortmund aus den Sprung in die glitzernde Welt des Spitzenfußballs schaffen können. Seit der Saison 2009/2010 war der BVB nur einmal nicht unter den Top 5 der Bundesliga, doch dass die Schwarzgelben diesen Trend auch in der laufenden Saison fortsetzen können, gehört für viele schon zur Fantasie. Sportlich läuft Dortmund in fast allen Bereichen den in den letzten Jahren gesetzten Maßstäben hinterher und man weiß derzeit nicht, welche Baustelle zuerst geschlossen werden soll und vor allem wie. Auch die Außendarstellung wirkt manchmal fraglich und sorgt für zunehmend Kritik an der Vereinsführung. Es ist wohl die größte Krise, die Borussia Dortmund seit langem durchlebt, aber in jeder Krise liegt auch eine Chance - und die darf man jetzt auf keinen Fall verpassen, wenn der Abwärtstrend nicht überhand nehmen soll.
Beim BVB scheint der Fisch vom Kopf her zu stinken. Fast scheint es, als würde man immer noch dem schwarzgelben Märchen aus der Klopp-Zeit hinterherjagen und der großen echten Liebe nachtrauern. Kein Nachfolger scheint gut genug zu sein, um auch nur annähernd in die großen Fußstapfen von Klopp treten zu können bzw. auch nur annähernd gleichgroße daneben setzen zu dürfen. Hinzu kommt, dass auch in Dortmunds Kaderentwicklung jegliche Konstanz zu fehlen scheint. Regelmäßig müssen die großen Talente für viel Geld verkauft werden, während man innerhalb der Bundesliga nach den Leistungsträgern der Konkurrenz Ausschau hält. Es fehlt an Struktur und einem klaren Plan, wie man den Verein sportlich auf gesunde Füße stellen und einen Kader aufbauen will, der an schwierigen Phasen wie diesen wachsen kann. Von Jahr zu Jahr wiederholen sich die Umbrüche und Lösungsansätze der Dortmunder, um wieder ein Spitzenteam zu werden, und gleichen dem verzweifelten Versuch, einen Rubik's Cube zu lösen.
Doch wie soll bei all den Trainerwechseln und Kaderumbrüchen ein roter Faden in die Ausrichtung des Vereins kommen, der wohl - bewusst oder unbewusst - verzweifelt versucht oberflächlich und naiv zu kopieren, was einst zum Erfolg führte? Was ist denn eigentlich die Dortmunder DNA? Wofür steht der Verein sportlich, jenseits des Images als Entwicklungsverein für vielversprechende Jungstars und der Verpflichtungen von vermeintlichen One-Season-Wonders der Bundesliga-Konkurrenz?
Reißt die Hütte ab
Es muss ein klarer Schnitt gemacht werden. Borussia Dortmund muss endlich aufhören, die jetzige schwarz-gelbe Ruine zu sanieren und sollte die ganze Hütte abreißen, um auf einem soliden Fundament neue Wände zu errichten. Wände, die die eindrucksvollste Wand des deutschen Fußballs wieder stolz machen und an der man glanzvolle Gemälde von Jürgen Klopp aufhängen kann in denen jeder Nagel dann auch fest sitzt. Es braucht tragende Säulen und einen gut durchdachten Bauplan, um sich selbst von Grund auf zu erneuern.
Bei jedem Hammerschlag auf bestehende Wände und Decken kommen morsche Balken zum Vorschein. Wenn man so weitermacht, zieht sich die Komplettsanierung des BVB nur unnötig in die Länge und wird am Ende wahrscheinlich teurer als ein kompletter Neubau. Teuer im Sinne von Geld und teuer im Sinne des sportlichen Niedergangs eines Vereins, der sich in der Chefetage selbst etwas vorzumachen scheint.
Echter Neuanfang
Dazu braucht es neue Gesichter in allen tragenden Bereichen. Einen fähigen Bauherren mit Vision. Einen grundlegenden Neuanfang mit unberührten Entscheidungsträgern, die unvoreingenommen und unbelastet von vergangenen Hochzeiten an einer gesunden Zukunft für diesen altehrwürdigen Verein bauen und sich mit jedem Baustein das Vertrauen und den Rückhalt der Dortmunder Fangemeinde sichern. Nur dann wird man den gleichen Weg auch im Kader gehen können und nur dann wird man als BVB-Fan bereit sein, einem Trainer und einer Neuausrichtung die nötige Geduld entgegenzubringen, die es auf Strecke benötigt, um zu glanzvollen Tagen zurückzukehren.
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