Bayern-Neuzugänge im Transfercheck: Sind Olise, Palhinha und Co. ihr Geld wert?
Von Dominik Hager
Der FC Bayern hat im Sommer weniger Transfers getätigt als zu erwarten war, dabei aber trotzdem rund 130 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Nachdem inzwischen etwa ein Drittel der Saison bereits vorbei ist, ist die Zeit reif für ein Zwischenfazit. Wir sehen uns an, wie sich die neuen Bayern-Stars bisher so schlagen.
1. Michael Olise
Ablöse: 53 Millionen Euro
Abgebender Verein: Crystal Palace
Vertrag bis: 2029
Michael Olise war mit 53 Millionen Euro der teuerste Bayern-Transfer im Sommer - und Stand heute auch der beste. Der 22 Jahre alte Franzose begeistert mit seiner feinen Technik und seinen Fähigkeiten als Scorer. Olise kommt in der Bundesliga auf fünf Tore und vier Assists und hat zweimal in der Champions League getroffen sowie einen Assist im Pokal gegeben.
Der Franzose ist aber auch neben seinen Torbeteiligungen ein Gewinn, weil er ein exzellentes Passspiel hat, gut in engen Räumen agiert und Kreativität mitbringt. Zudem ist er ein deutlich besserer Kombinationsspieler als beispielsweise Serge Gnabry und Leroy Sané, weshalb die Bayern-Offensive mit ihm runder läuft.
Olise bringt unglaublich viel mit, muss sich in den Top-Spielen aber noch steigern. In der Champions League stammen seine beiden Tore aus dem 9:2 gegen Zagreb und in der Bundesliga vier seiner neun Torbeteiligungen gegen Bremen. Gegen Top-Teams wie Leverkusen, Aston Villa und Barca fehlten ihm nicht nur die Scorer, sondern generell gelungene Aktionen. In Sachen Geschwindigkeit ist Olise nur mittelmäßig und hat Probleme, im Dribbling an seinen Gegenspielern vorbeizukommen. Demnach braucht er Spieler wie Kane und Musiala, mit denen er kombinieren kann.
Man darf aber nicht vergessen, dass Olise erst 22 Jahre alt ist und aufgrund von Olympia keine Vorbereitung mit dem FC Bayern absolviert hat. Kleinere Formdellen waren also einzukalkulieren. In Summe deutet noch immer alles darauf hin, dass die Bayern mit ihm einen richtig guten Fang gemacht haben.
2. Joao Palhinha
Ablöse: 51 Millionen Euro
Abgebender Verein: FC Fulham
Vertrag bis: 2028
Auf Joao Palhinha warteten direkt zum Start sehr harte Zeiten beim FC Bayern. Der Portugiese spielte fast überhaupt nicht und viele fragten sich schon, warum die Münchner den 29-Jährigen überhaupt verpflichtet haben. Erst die Verletzung von Aleksandar Pavlovic hat dafür gesorgt, dass Palhinha in die erste Elf rutschte. Dann folgte aber direkt die 1:4-Pleite gegen Barca, bei der der defensive Mittelfeldspieler das Zentrum überhaupt nicht dicht bekam. Schon beim 3:3 in Frankfurt wenige Tage zuvor hatten die Münchner nach seiner Einwechslung den späten Ausgleich kassiert. Kein Wunder, dass die Kritik an diesem Transfer also immer mehr zunahm.
Seit der Barca-Schlappe läuft es für Palhinha und die Bayern aber deutlich besser. Der Neuzugang stand in den Partien gegen Mainz, Benfica, Bochum und Union, die allesamt zu Null gewonnen werden konnten, in der Startelf. Endlich konnte er dabei auch zeigen, für was er geholt worden ist. Mit seinen perfekt getimten Grätschen und Tacklings erinnerte er verdächtig an Javi Martinez.
Klar wurde aber auch, dass Palhinha mit dem Ball kein Top-Spieler ist. Zwar bekommt er seine Zuspiele sicher an den Mann, jedoch geht kaum Kreativität oder Dynamik von ihm aus. Im Spiel nach vorne ist schon ein klarer Unterschied zu erkennen, ob Pavlovic auf dem Feld steht oder eben Palhinha. Gerade im Verbund mit Kimmich, der auch eher selten das Spiel beschleunigt, lahmt das Offensivspiel ein wenig. Im Endeffekt zeigt der Ex-Premier-League-Akteur aber genau das, was man erwarten konnte.
3. Hiroki Ito
Ablöse: 23,5 Millionen Euro
Abgebender Verein: VfB Stuttgart
Vertrag bis: 2028
Wenn es einen Spieler gibt, der seit seinem Wechsel zum FC Bayern noch mehr Pech hat als Sacha Boey, dann ist das wohl Hiroki Ito. Der Japaner hat schließlich noch kein einziges Pflichtspiel bestreiten können. Ito zog sich in einem Testspiel der Vorbereitung einen Mittelfußbruch zu und arbeitet seitdem daran, wieder fit zu werden.
Zwar stand der Japaner schon mal kurz vor dem Comeback, jedoch erlitt er dann wieder einen Rückschlag. Wie der FC Bayern in der vergangenen Woche vermeldete, war ein weiterer Eingriff am Mittelfuß nötig. Dieser sei gut verlaufen, allerdings machte der Verein keine genauen Angaben bezüglich der weiteren Ausfallzeit. Die Hinrunde dürfte für ihn damit aber mehr oder weniger gelaufen sein. Unerfreulicher kann ein erstes Halbjahr bei den Bayern kaum laufen. Derzeit machen es Dayot Upamecano und Kim min-jae gut in der Innenverteidigung, weshalb es Ito auch in Topform schwer gehabt hätte. Noch lässt sich aber überhaupt nicht beurteilen, ob sich der Transfer des spielintelligenten Linksfußes auszahlen wird.
4. Nestory Irankunda
Ablöse: 3 Millionen Euro
Abgebender Verein: Adelaide United
Vertrag bis: 2028
Der 18 Jahre alte Australier wartet noch auf sein Profi-Debüt und ist gegenwärtig für Bayern II aktiv. Für das Reserve-Team kommt er bislang auf fünf Tore und zwei Assists in 13 Pflichtspielen. Irankunda deutet sein Potenzial an und ist mit seiner Schnelligkeit und Unbeschwertheit durchaus ein möglicher Unterschiedsspieler, benötigt aber noch Zeit. Dies war auch nicht anders zu erwarten, weil es dem Flügelstürmer schlichtweg an Erfahrung fehlt. Noch ist es fast unmöglich vorherzusagen, wohin die Reise für Irankunda geht. Der erste Step muss lauten, bei Bayern II zum absoluten Leistungsträger zu werden und Konstanz in seine Performances zu bringen.
Fazit
Stand heute lässt sich sagen, dass der FC Bayern wohl nicht viel falsch gemacht hat. Michael Olise ist schon jetzt ein absoluter Gewinn für das Team und hat zudem ein enormes Marktwert-Potenzial. Ein technisch starker, kreativer und ballsicherer Flügelspieler hatte im Kader der Bayern ein wenig gefehlt. Mit Joao Palhinha haben die Münchner nun auch den Sechser, den zumindest Thomas Tuchel gesucht hat. Der Portugiese scheint aber auch unter Vincent Kompany angekommen zu sein. Selbst wenn Pavlovic ihm wieder den Rang ablaufen sollte, ist es wertvoll, einen solchen Spieler im Kader zu haben. Es stellt sich nur die Frage, ob Palhinha für seine Rolle nicht vielleicht etwas zu teuer war. Andererseits wäre bei einem günstigeren Spieler wohl eben auch die Qualität nicht so hoch.
Bei Hiroki Ito und Nestory Irankuda lässt sich noch kein vernünftiges Zwischenfazit ziehen. Klar ist aber, dass die Bayern einen sehr starken und ausgewogenen Kader haben. Weitere Transfers hätte es - wie es scheint - nicht gebraucht. Die einzige kleine Baustelle besteht eigentlich hinten rechts. Zwar werden Josip Stanisic und Sacha Boey zurückkehren, jedoch muss sich erst zeigen, ob beide dauerhaft das nötige Niveau an den Tag legen können. Möchte man den Kader zusätzlich optimieren, dann wohl am ehesten mit einem noch stärkeren Rechtsverteidiger.
Doch auch so kann man Eberl, Freund und Co. Stand jetzt eine gute 8/10 für den Transfersommer 2024 verleihen.
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