Bayern-Aus im Sommer? So sollte der FC Bayern bei Thomas Müller handeln - Kommentar

Wenn ich an den FC Bayern denke, fällt mir als erstes Thomas Müller ein. Sei es das verschmitzte Lausbub-Grinsen oder die stets stolz geschwellte Mia-San-Mia-Brust des Ur-Bayern. Müller ist Bayern München in Person und deshalb sollte man ihn auf keinen Fall ziehen lassen.
Thomas Müller
Thomas Müller / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Wenn es einen Fußballer gibt, der den FC Bayern München und das Mia San Mia mit jeder Faser verkörpert, dann ist es mit absoluter Sicherheit Thomas Müller. Ein Leben lang für und in Rot-Weiß und eigentlich nicht wegzudenken vom deutschen Rekordmeister. Doch genau damit könnte es im kommenden Sommer vorbei sein. Einem Bericht der Bild zufolge hat man sich in München offenbar darauf geeinigt, der Bayern-Ikone mit der Rückennummer 25 zwar keine Vertragsverlängerung anzubieten, ihn aber in anderer Form gerne im Verein halten zu wollen. Es soll bereits Gespräche gegeben haben. Dennoch könnten sich die Wege trennen, nämlich dann, wenn der 35-jährige Offensivstar noch nicht aufhören will und stattdessen andernorts eine fußballerische Fortsetzung seiner glorreichen Karriere sucht. Dieses Szenario bereitet mir große Sorgen, die ich hier erläutern möchte.

Wie bereits erwähnt, ist Thomas Müller in meinen Augen die Personifizierung des FC Bayern. Er ist trotz anderer, vermeintlich größerer Stars gefühlt immer das Gesicht des ruhmreichen Traditionsvereins gewesen. Das konnte auch ein Harry Kane nicht ändern. Aber nicht nur das. Thomas Müller ist gewissermaßen auch die Stimme des FC Bayern, das Herz und das Rückgrat. Er ist das Bindeglied zwischen Spielern, Verein und Fans. Er ist derjenige, dem man glaubt, was er sagt, weil man weiß: Radio Müller sendet ungeschminkte Klarheiten.

Wenn ich mir einen FC Bayern ohne Müller vorstelle, dann... ach, das kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Für mich ist Thomas Müller insgeheim der große Erfolgsfaktor für die Triumphe dieses großen Vereins, weil er zum einen vorlebt, mit welcher Identität und Leidenschaft für diesen Verein gespielt werden muss und auch wenn ihm einst von Diego Maradona jeder noch so kleine Muskel abgesprochen wurde, ist keine Bayern-Brust breiter als die von Müller. Für mich hat er bereits seit Jahren absoluten Legendenstatus und sollte als Dankeschön für all seine Verdienste die volle Entscheidungsfreiheit bekommen, wie er seine Karriere fortsetzen und wann er sie beenden möchte.

Man sollte die Rolle von Müller nicht verändern - sondern erweitern

Gut ist, dass der FC Bayern Müller unbedingt im Verein halten und integrieren will. Alles andere wäre angesichts der bereits genannten Punkte auch völliger Quatsch. Meiner Meinung nach sollte man ihm aber auf keinen Fall die Tür als aktiver Spieler für den FC Bayern verschließen. Dafür ist sein Einfluss als Persönlichkeit auf dem Platz mit all seiner Sendefrequenz auch viel zu groß. Vielmehr sollte man ihm die Möglichkeit geben, seine bisherige Rolle zu erweitern und ihn zum spielenden Co-Trainer von Vincent Kompany machen.

An der Seite des Belgiers könnte Müller seine große Erfahrung von der anderen Seite der Spielfeldumrandung einbringen und weiterentwickeln. Meiner Meinung nach - und das haben vor allem die von den Fans befreiten Corona-Spiele gezeigt - muss ein Thomas Müller Trainer werden. Die Kommunikation, das Verständnis, wann er auf dem Platz die Lautstärke oder den Sender wechseln muss, in welcher Phase des Spiels welcher Takt und welche Musikrichtung gefragt sind, ja sogar die Wettervorhersage - all das beherrscht Müller in Perfektion. Das ist neben seiner unscheinbar wirkenden Spielweise ein weiterer Grund, warum er so einzigartig und unglaublich wichtig für die Bayern war, ist und bleiben kann.

Fakt ist aber auch, dass sich Verein und Spieler auf einen Gehaltskompromiss einigen müssen und Müller dafür Gehaltseinbußen in Kauf nehmen muss. Natürlich sind die Leistungen des zumindest fußballerisch in die Jahre gekommenen Stürmers nicht mehr so gut wie zu seinen besten Zeiten und ebenso klar ist, dass der FC Bayern beim Gehalt sparen muss. Auch Müller wird das wissen und verstehen. Und so wie ich ihn aus der Ferne einschätze, wäre er sicherlich auch bereit, eine Entscheidung im Sinne seines Vereins zu treffen und gewisse Einschnitte in Kauf zu nehmen.

Müller wird gebraucht

Es gibt aber noch weitere Punkte, die einen Verbleib Müllers, in welchem Umfang auch immer, für mich unabdingbar machen. Zum einen wäre Müller der perfekte Spieler, um bei einem möglicherweise bevorstehenden Monstertransfer von Florian Wirtz den Leverkusener Star an die Hand zu nehmen und ihm fast schon in väterlicher Rolle nicht nur den Einstieg in München zu erleichtern, sondern quasi als Individualcoach dafür zu sorgen, dass Wirtz beim FC Bayern optimal eingearbeitet wird, bevor er seine eigenen Fußstapfen neben die von Müller setzen kann. Und selbst wenn es mit Wirtz im Sommer (noch) nicht klappen sollte, hat man mit Müller immer noch einen Spieler, der in vielen Phasen der Saison Leistung garantiert, ohne sich auf große Experimente einlassen zu müssen. Aber immerhin sorgt er dafür, dass allen klar ist, wohin die Reise geht.

Neben Neuer, Kimmich und Goretzka wäre Müller somit aber auch weiterhin ein Teil des Gerüsts für eine heranwachsende neue Hierarchie in München, deren Struktur zumindest für mich noch nicht so erkennbar ist, als dass man jetzt schon auf die großen Köpfe verzichten könnte. Bestes Beispiel, was passieren kann, wenn man diesen Punkt vernachlässigt oder unterschätzt: Juventus Turin, das nach dem Ende der Ära von Spielern wie Bonucci, Buffon oder Chiellini derzeit eher identitätslos wirkt - oder noch schlimmer: Manchester United.

Der Bayern-Trainer der Zukunft

Ein weiterer, für mich entscheidender Punkt: Müller kann neben Kompany als der Trainer der Zukunft beim FC Bayern heranwachsen und parallel dafür sorgen, dass sich ein roter Faden vom Bayern-Campus in die Profimannschaft zieht. Denn sind wir ehrlich: Auch wenn der Rekordmeister zahlreiche Talente ausbildet, bleibt für die Profis selten etwas hängen.

So erfolgreich die Zeit des Belgiers Kompany beim FC Bayern auch begonnen hat, wissen wir alle, dass irgendwann auch das Kapitel Kompany zu Ende gehen wird und was wäre das für eine unglaubliche Fußballromanze, wenn dann Thomas Müller als Cheftrainer der Münchner an der Seitenlinie der Allianz Arena stehen würde? Neben Kompany als spielender Co-Trainer und nach dem Ende der aktiven Karriere mit Cheftrainerrollen in der Jugend und/oder bei den Amateuren, um dann auf dem zweiten Bildungsweg sein Denkmal an der Säbener Straße noch einmal zu untermauern. Vorausgesetzt natürlich, Müller kann sich auch vorstellen, Trainer zu werden. Schön wäre es schon, oder, liebe Bayern-Fans?


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