Bald endlich "Freigang für Laura" in der Nationalmannschaft?

Ein Kommentar über Laura Freigangs Rolle in der Nationalmannschaft und wieso sie mehr Spielzeit bekommen sollte.
Laura Freigang
Laura Freigang / Hulda Margret/GettyImages
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"Freigang für Laura" ist wohl einer der meist geschriebenen Kommentare unter den Aufstellungsbeiträgen der deutschen Frauennationalmannschaft. Der Grund: Seit Jahren sucht Laura Freigang nun schon nach ihrer festen Rolle im Ensemble der DFB-Frauen. Sowohl bei der Europameisterschaft 2022 als auch bei der Weltmeisterschaft 2023 und bei den jüngsten Olympischen Spielen war die Frankfurterin die Feldspielerin mit den wenigsten Minuten. Dennoch gehört die 26-Jährige seither zum festen Kader der deutschen Auswahl. Bundestrainer Christian Wück würde gut daran tun, Laura Freigang einzusetzen und ihr endlich die Rolle zu geben, die ihr am besten liegt.

Die ewige Suche nach der perfekten Rolle

"Ich bin mit mir im Reinen. In all den Jahren habe ich immer versucht, ans Limit zu gehen. Klar, ich war nicht mit jeder Entscheidung und Situation glücklich", betonte Laura Freigang am Dienstag im Zuge einer Pressekonferenz der Nationalelf. Zu diesen Entscheidungen und Situationen dürfte sicherlich auch die bisher eher magere Spielzeit zählen.

Das letzte Mal, dass die Offensivspielerin der Eintracht die vollen 90 Minuten für Deutschland spielte, war vor 1,5 Jahren beim Freundschaftsspiel gegen Vietnam. Zur Wahrheit und angebrachten Kritik gehört natürlich auch, dass Freigang in den Minuten, die sie auf dem Rasen stand, nicht unbedingt den größten Impact brachte. Doch das von Ergänzungsspielerinnen zu erwarten, scheint in Relation zu den Stammkräften auch vermessen.

Zudem musste sich die Frankfurterin häufig hinter Alexandra Popp oder Lea Schüller einreihen. Doch vom Spielerprofil ist Laura Freigang absolut nicht mit den beiden Topstürmerinnen vergleichbar. Während sich Lea Schüller als klare Nummer neun am wohlsten fühlt, zog Alexandra Popp weite Kreise auf dem Platz. Doch Laura Freigang ist eine klassische Spielmacherin, keine Stoßstürmerin - bloß das Spielerprofil der "Zehnerin" gab es so nur sehr selten in Aufstellungen der DFB-Frauen.

Laura Freigangs Qualitäten liegen im kreativen Offensivspiel - manchmal vielleicht auch zu kreativ für ihre Mitspielerinnen. Die Adlerträgerin antizipiert viele Laufwege und Pässe, die ihre Teamkolleginnen so vielleicht nicht unbedingt erwarten würden. Dadurch wirken die ersten Partien immer leicht unglücklich und es braucht etwas, bis sich Freigang mit ihren Kolleginnen einspielen kann. Doch wenn dieser Punkt einmal überschritten ist, ist ihre Kreativität definitiv eine Waffe. Die gebürtige Kielerin kann das Spiel lesen, braucht deshalb Raum vor sich, um flexibel in die vorderste Reihe wechseln zu können. Natürlich kann sie auch als Mittelstürmerin agieren, ihr ganzes Können kommt hierbei aber nicht zur Geltung. Ihre Läufe in die freien Räume machen sie unberechenbar. Gegenspielerinnen tun sich zuletzt zunehmend schwer, Laura Freigang zu decken und nicht an den Ball kommen zu lassen.

Vor einer Woche kündigte Christian Wück bereits an, dass die Frankfurterin für ihn eine "klare Zehn" ist. Endlich also ein Bundestrainer, der ihr die richtige Rolle zuschreibt. Der Druck liegt jetzt natürlich bei Laura Freigang. "Meine Aufgabe ist es, auf der Zehn Tore zu schießen und vorzubereiten", betonte die Frankfurterin. Bei der Eintracht gelingt ihr das momentan so gut wie schon lange nicht mehr: Zehn Tore und eine Vorlage in zehn Bundesliga-Spielen kann die 26-Jährige für sich verzeichnen. Zwar kann sich ihr Wert von zwölf Toren in 32 DFB-Einsätzen auch sehen lassen, ihr letzter Treffer für die DFB-Frauen liegt aber mittlerweile über zwei Jahre zurück.

Es ist natürlich nie fair, Spielerinnen nur anhand der Tore zu bewerten, doch besonders bei Laura Freigang geraten dadurch andere, wichtige Qualitäten ins Hintertreffen. Durch ihre Laufwege schafft sie auch oft Räume für ihre Mitspielerinnen. Das kann vor allem im Zusammenspiel mit den Flügelspielerinnen wie Klara Bühl oder den Spielmacherin um Nüsken und Senß im defensiven Mittelfeld extrem wichtig werden.

Einen sofortigen Startelfplatz für Freigang in der Nationalmannschaft zu fordern, wäre noch zu früh. Christian Wück gibt aktuell vielen jungen Spielerinnen die Chance sich zu beweisen. Eine Spielerin, die auch die Chance auf einen Neustart im Trikot der DFB-Frauen verdient hat, ist Laura Freigang. In richtiger Position mit genügend Spielzeit hat die Frankfurterin auf jeden Fall das Potenzial, eine tragende Stütze der DFB-Frauen zu werden - und das diesmal nicht nur als Stimmungsmacherin sondern auch als Spielerin auf dem Platz.