Davies lässt Bayern bluten: Pro & Kontra der Vertragsverlängerung
Von Dominik Hager
![Alphonso Davies bleibt bis 2030 beim FC Bayern. Alphonso Davies bleibt bis 2030 beim FC Bayern.](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_2259,h_1270,x_0,y_127/c_fill,w_720,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images/GettyImages/mmsport/german_site_de_international_web/01jkdvgrfx1dsb38ndsv.jpg)
Alphonso Davies bleibt dem FC Bayern erhalten. Der Linksverteidiger hat seinen Vertrag bis 2030 verlängert und Angebote anderer Klubs ausgeschlagen. Für den FC Bayern gestaltet sich die Verlängerung jedoch als riskante Angelegenheit. Der Verein hat ein Gesamtpaket von wohl 100 bis 120 Millionen Euro auf die Strecke gebracht, um mit dem Kanadier weiterzumachen. Wir sehen uns an, welche Argumente für und gegen die Davies-Verlängerung sprechen.
Pro 1: Weltklasse-Linksverteidiger kaum bezahlbar
Weltklasse-Linksverteidiger sind rar gesät. Weltweit gibt es vielleicht sieben oder acht Kandidaten, die überhaupt für den FC Bayern infrage kommen könnten. Davon sind aber die wenigsten zu haben und noch weniger bezahlbar. Natürlich wäre Theo Hernández eine mögliche Option gewesen, jedoch hätten sich die Münchner auch nicht auf diesen versteifen dürfen, zumal der Franzose auch keine Top-Saison spielt. Bedenkt man, dass Davies keine Ablöse generiert hätte, wäre es ziemlich schwierig gewesen, einen Top-Kandidaten zu verpflichten. Da hätten wohl gut und gerne 60 oder 70 Millionen Euro fließen müssen. Für den FC Bayern zwar durchaus machbar, jedoch eher nicht, wenn man eigentlich Florian Wirtz verpflichten möchte.
Pro 2: Davies-Verlängerung könnte Domino-Effekt fortsetzen
Nach Manuel Neuer ist Alphonso Davies der zweite Münchner, der im laufenden Kalenderjahr seinen Kontrakt verlängert hat. Die oft prophezeite Kettenreaktion hat also zumindest mal einen Anfang gefunden. Klar ist, dass mit jeder Verlängerung wahrscheinlicher wird, dass weitere folgen. Insbesondere Joshua Kimmich und Jamal Musiala haben mehrmals betont, wie wichtig die sportliche Zukunft und der Verbleib von Leistungsträgern für ihre eigene Entscheidung ist. Die Verlängerung von Davies könnte gerade bei Musiala den entscheidenden Push setzen. Beide Spieler sind schließlich auch neben dem Platz gute Freunde.
Pro 3: Davies hat das Zeug zur Identifikationsfigur
Der FC Bayern befindet sich im Wandel. Mit Thomas Müller und Manuel Neuer werden zwei Identifikationsfiguren nicht mehr lange aktiv sein. So wirklich viele werden dann nicht übrig bleiben, jedoch gibt es durchaus Kandidaten, die in eine derartige Rolle hineinwachsen können. In erster Linie fällt einem Jamal Musiala ein, in zweiter Linie definitiv auch Alphonso Davies. Der Kanadier erfreut sich schon seit seinem Durchbruch als Youngster an großer Beliebtheit von Seiten der Fans. Über die Jahre hinweg kann sich die Verbindung zwischen Davies und den Münchnern sicherlich noch weiter stärken.
Pro 4: Davies passt zum Kompany-Stil und modernen Fußball
Mit seiner Schnelligkeit ist Alphonso Davies wie gemacht für den Fußball von Vincent Kompany. Das Dabeisein des Kanadiers hilft dem FC Bayern dabei, hoch stehen zu können. Immer wieder gelingt es Davies, Gegenspieler noch abzulaufen, die eigentlich schon enteilt waren. Doch auch unabhängig von Kompany ist Tempo im modernen Fußball eine enorm wichtige Komponente. Davies kann diese sowohl offensiv als auch defensiv einsetzen. Gelingt es dem 24-Jährigen, an technischen und taktischen Feinheiten zu arbeiten, besitzt er alle Möglichkeiten, über Jahre hinweg zu den besten Linksverteidigern zu gehören.
Kontra 1: Bayern bekommt Kader-Etat-Vorhaben nicht in den Griff
Die Ansage an Max Eberl war eigentlich klar. Der Münchner Sportvorstand soll den Kader-Etat deutlich reduzieren. Inzwischen klingt dieses Vorhaben eher wie ein Himmelskommando. Der FCB hat ein enormes Paket für Davies geschnürt, was auch dem Gesamt-Etat zur Last fällt. Zudem hat die Sache gezeigt, dass der Verein weiter bereit ist, enorme Gehälter zu zahlen, wenn die Gefahr besteht, dass der Spieler ablösefrei geht. Auf diese Weise hat einst unter anderem Kingsley Coman einen Top-Vertrag bekommen. Alle Spieler wissen jetzt, dass man die Bayern noch immer bluten lassen kann. Denkt man an die geplanten Verlängerungen mit Kimmich, Musiala und Co., erscheint es quasi unmöglich, den Etat zu senken. Mindestens wird man dabei auf 2026 warten müssen, wenn die Verträge von Leon Goretzka und Serge Gnabry auslaufen und Manuel Neuer und Thomas Müller wohl der Vergangenheit angehören.
Kontra 2: Top-Form nur im letzten Vertragsjahr - Davies muss Mentalität und Professionalität beweisen
Eigentlich sollten nur die absoluten Leistungsträger auch die Top-Gehälter abstauben. Zieht man diese Saison zur Rate, gehört Davies durchaus zu den wichtigen Spielern beim FC Bayern, die konstant performen. Man darf aber nicht vergessen, dass das in den letzten Jahren nicht immer so war. Insbesondere in der Spielzeit 2023/24 fehlte Davies der nötige Esprit. Immer wieder sah man Davies zurücktraben und sich nicht so in den Dienst der Mannschaft stellen, wie man es eigentlich gerne hätte. Gewissermaßen muss man sich die Frage stellen, ob die Davies-Performances der letzten Monate ein typischer Form-Peak eines Spieler war, der um einen lukrativen Vertrag kämpft. Oft geht es bei solchen Spielern wieder bergab, wenn der Kontrakt dann unterschrieben ist.
Letztlich wird Davies noch zeigen müssen, dass er die absolute Top-Mentalität besitzt. Für ein wenig Zweifel sorgt auch, dass Davies ausgerechnet innerhalb der Top-Spiel-Serie gegen Dortmund, PSG und Leverkusen angetrunken von der Polizei angehalten wurde. Zwar war sein Promillewert von 0,6 angeblich nicht sonderlich hoch, jedoch ist es nur schwer vorstellbar, dass top-professionelle Spieler wie ein Joshua Kimmich, Thomas Müller oder Harry Kane überhaupt in eine solche Situation geraten.
Kontra 3: Verletzungsanfälligkeit von Davies macht Sorgen
Alphonso Davies hat zwar selten mit großen Verletzungen, dafür aber sehr häufig mit kleineren und mittelschweren Blessuren zu kämpfen. Meist handelt es sich um Muskelverletzungen, die zwar ausheilen, mit zunehmender Häufigkeit aber schon auch langfristige Probleme verursachen können. Häufig verlieren die betroffenen Spieler an Tempo und Spritzigkeit. Genau das droht auch Davies, sollte es nicht gelingen, die Verletzungsanfälligkeit zu reduzieren. Zwar ist Davies erst 24 Jahre alt, jedoch läuft sein Vertrag eben auch noch fünfeinhalb Jahre. Der Kanadier lebt von seinem enormen Tempo, weshalb man das genau im Auge haben muss. Mal abgesehen von der Tatsache, dass der Spieler auf diese Weise auch immer wieder wichtige Spiele verpassen kann.
Fazit:
Unter dem Strich überwiegen die Pro-Argumente die Kontra-Seite leicht. Für den FC Bayern ist es wichtig, potenzielle Top-Spieler zu behalten, wenn man international voll angreifen möchte. Angesichts der wichtigen Fähigkeiten des Kanadiers und der Schwierigkeit, einen vergleichbaren Ersatz zu bekommen, kann man den Münchnern zur Verlängerung gratulieren. Die Bosse müssen sich aber wohl langsam von der Illusion verabschieden, den Kader-Etat drastisch senken zu wollen und trotzdem in einer Reihe mit Real Madrid und Liverpool zu den Top-Teams in Europa gehören zu können.
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