Alexandra Popp mit ehrlichen Worten über Wolfsburg und die DFB-Frauen

Die Saison 2024/25 der Frauen-Bundesliga neigt sich so langsam dem Ende zu. Lediglich drei Spieltage bleiben den Teams noch, um ihre jeweiligen Saisonziele zu erreichen. Während die Bayern-Frauen schon eine Hand an der Meisterschale haben, kämpfen die Wölfinnen im Fernduell gegen Frankfurt um den begehrten zweiten Platz und die damit verbundene direkte UWCL-Qualifikation. Dabei mittendrin: Alexandra Popp.
Die Leistungsträgerin der Wölfinnen sprach kürzlich in einem Interview mit dem YouTuber Manu Thiele über die Herausforderungen, die dem VfL Wolfsburg bevorstehen und wagte eine Prognose zur EM der DFB-Frauen. Wir haben die interessantesten Aussagen für euch im Überblick.
Popp über Wolfsburg: "Man läuft jetzt ein bisschen hinterher"
Die laufende Spielzeit geht für die Wölfinnen als schon fast historisch schlecht in die Geschichtsbücher ein, denn es ist die erste titellose Saison seit 2012. Generell wird in den sozialen Medien gerne davon gesprochen, dass der VfL den "Pull" verloren hat - sprich für junge Spielerinnen nicht mehr attraktiv genug ist. Mit Blick auf die letzten Transfers könnte man dem widersprechen, doch auch Alexandra Popp findet, dass die Grün-Weißen etwas "verpennt" hätten.
"Man hat sich auf den Siegen vielleicht ein bisschen ausgeruht, dass man jetzt ein bisschen hinterherläuft", so die 34-Jährige. Doch auch die Generationen hätten sich verändert: "Die neue Generation an Mädels tickt einfach anders. Für uns ging es nur um Fußball, da war es egal, wie die Stadt und die Umgebung ist. Mittlerweile geht es bei den Mädels natürlich auch um Fußball, aber auch was sie neben dran noch haben. Da ist es natürlich schwierig, mit einer Stadt wie Wolfsburg gegenüber London, München oder Barcelona mitzuhalten. Das ist gerade ein entscheidender Faktor, der uns zum Verhängnis wird. Das Schlimme ist: Wir können es nicht ändern."
In Sachen Infrastruktur gäbe es in Wolfsburg durchaus noch Luft nach oben. So hätten andere Teams den Luxus und könnten die professionellen Trainingsumgebungen wie Plätze oder die Mensa der Männer mitbenutzen. "Das haben wir alles nicht. Wir sind getrennt. Wir sagen immer so schön: Wir sind auf der anderen Seite des Kanals", scherzte Popp. Die langjährige Nationalspielerin betonte, dass sie nicht unbedingt dieselben Gebäude wie die Männer benutzen müssten, "aber mehrere Plätze, mehr Kabinen mit Krafträumen - da kann man einfach noch etwas drauflegen. Das ist noch relativ klein". Diese Investitionen in die Professionalität könnten der Schlüssel sein, um langfristig wieder ganz vorne angreifen zu können - auch international.
Popp über die DFB-Frauen: "Ich weiß es bis heute nicht"
Ähnlich wie vielen Fans und Experten fällt auch Alexandra Popp eine Prognose zur EM-Leistung der deutschen Nationalmannschaft schwer. Zwar würde sie die Spielerinnen alle kennen und sehe, "was sie Woche für Woche in den Vereinen und grundsätzlich auch in der Nationalmannschaft abreißen", dennoch kann bei der EM "irgendwie gerade alles passieren - vom Titel bis auch, wenn sie sich nicht straffen, [...] zum Gruppenphasen-Aus". Die ehemalige Kapitänin hofft, dass die Nationalelf bis dahin Stabilität findet und ihre Qualität auf den Platz bringen kann.
Von Gruppen-Aus bis Titel: In Welche Richtung schlägt euer DFB-Barometer für die EM aus? 🌡️🇩🇪 pic.twitter.com/04L6Oy4JIX
— Fußball der Frauen 90min.de (@FF_90min) April 23, 2025
Auch Alexandra Popp erlebte während ihrer Zeit bei den DFB-Frauen eine große Inkonsistenz. Besonders die letzten drei Jahren führte von einer enttäuschenden WM 2019 zu einer großartigen EM in England bis hin zum historisch schlechten Gruppen-Aus bei der Weltmeisterschaft 2023, worauf dann aber wieder der Bronze-Gewinn bei Olympia folgte. "Das Verrückte ist, dass sich der Kader in diesen drei Jahren nicht viel verändert hat. Das ist die Schwierigkeit. Das verstehst du ja selber als Spielerin auch nicht. Ich bin da auch rumgelaufen und dachte mir: Das kann doch jetzt nicht sein, warum kriegen wir das jetzt nicht auf den Platz. Ich habe keine Antwort. Ich weiß es bis heute nicht", meinte Popp.
Bundestrainer Christian Wück ist immer noch dabei, Spielerinnen zu testen und an einem Kader zu basteln. Einige Beobachter betrachten das extrem kritisch, da bis zur EM nicht mehr viel Zeit bleibt, um sich einzuspielen - so auch Alexandra Popp: "Du brauchst schon einige Spiele, um gewisse Automatismen und Sicherheiten reinzukriegen. Ich kann total verstehen, dass er auch am Anfang getestet hat - das hätte ich auch gemacht und muss er auch machen. Aber ich habe tatsächlich gedacht, dass er jetzt zur Nations League doof gesagt seinen Kader schon hat und mit dem bis zur EM durchzieht, damit sie sich einspielen". Die Ex-Kapitänin weist aber auch darauf hin, dass die zahlreichen Verletzungen Wücks Arbeit erschwert haben. Dennoch: "Im Spiel nach vorne hätte ich schneller mit meiner klaren Mannschaft gearbeitet, um da gewisse Automatismen reinzukriegen", sagt Popp.
Popp über ihre eigene Karriere: "Ich glaube, ich war zu flexibel"
Sowohl bei den DFB-Frauen als auch beim VfL Wolfsburg wurde Alexandra Popp vorwiegend auf zwei Positionen eingesetzt: als Stürmerin und defensive Mittelfeldspielerin. Rückblickend ist die 34-Jährige der Meinung, dass weniger Flexibilität ihrer individuellen Karriere sogar besser getan hätte. "Wo wäre es vielleicht hingegangen, wenn ich kontinuierlich über Jahre voll auf der Neun gespielt hätte? Ich war nie in den Auswahlen Europas Fußballerin oder Weltfußballerin so richtig dabei, weil ich zu flexibel war und zu flexibel eingesetzt wurde." Trotzdem betont Popp, dass solche Auszeichnungen auch nie ihr Ziel gewesen seien, sondern für sie das Team über allem steht.
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