2. Bundesliga der Frauen: Drei Aufsteiger - wer profitiert von der Reform?
Von Helene Altgelt
Die Frauen-Bundesliga wird reformiert: Der DFB will die Liga wieder attraktiver und wettbewerbsfähiger machen. Dafür wird ein Mindestgehalt diskutiert, an die Klubs soll es schärfere Anforderungen geben, was die Stadien und Infrastruktur angeht.
Ein Punkt aber hat schon jetzt konkrete Auswirkungen: Ab der Saison 2025/26 spielen 14 Teams in der Liga, aktuell sind es zwei weniger. Daher gibt es diese Saison nur einen Absteiger, und aus der 2. Bundesliga steigen gleich drei Teams statt der üblichen zwei auf.
Wer könnte davon profitieren? Nach den ersten sechs Spieltagen haben sich bereits einige Favoriten abgezeichnet. Es könnte aber, wie letztes Jahr, ein enges Rennen werden.
2. Bundesliga: Der Stand nach dem Saisonstart
So sieht die Tabelle der 2. Bundesliga bisher aus. Die meisten Teams haben sechs Spiele absolviert, manche aber auch nur fünf.
Bisher liegen mit Union Berlin, dem 1. FC Nürnberg und dem VfL Bochum drei bekannte Namen aus dem Männerfußball auf den vorderen Rängen. Aber auch Mönchengladbach, Weinberg, der HSV, Meppen und Sand können sich Hoffnungen machen.
Die Zweitvertretungen von Freiburg, Frankfurt und München spielen bisher eher unten mit. Aufstiegsberechtigt wären sie aber sowieso nicht. Falls eins dieser Teams auf einem der ersten drei Ränge landet, gibt es nur zwei Aufsteiger und keinen Absteiger aus der Bundesliga.
Die Favoriten auf den Aufstieg
Der Neuling: Union Berlin
Union Berlin visiert einen direkten Durchmarsch an: Frisch in die 2. Bundesliga aufgestiegen, soll es direkt weiter in die höchste Spielklasse gehen. Letztes Jahr kamen bereits 12 500 Zuschauerinnen und Zuschauer zum Berliner Derby an der Alten Försterei. In der traditionellen Spielstätte trägt Union jetzt sogar jedes Heimspiel aus - ein Alleinstellungsmerkmal in der Liga.
Offiziell wurde der Aufstieg nicht als Ziel ausgerufen, Kapitänin Lisa Heiseler sagte im DFB-Interview: "Wir müssen erst einmal in der 2. Frauen-Bundesliga ankommen und so schnell wie möglich den Klassenverbleib sichern." Dennoch hat Union mit Sauna, Eisbad und großem Stadion ganz andere Bedingungen als viele andere Teams in der Liga.
Im Kader stehen bekannte Namen, Union hat einiges an Bundesliga-Erfahrung: Dina Orschmann, früher in Diensten von Turbine Potsdam, die Ex-Freiburgerin Judith Steinert oder Antonia-Johanna Halverkamps, die beim MSV Duisburg letzte Saison eine der besten Spielerinnen war, stehen in Gelb-Rot auf dem Rasen.
Union ist bisher noch ungeschlagen und hat die schwierigen Spiele gegen den HSV und Nürnberg schon hinter sich gebracht. Bis zum Aufstieg ist es aber noch lange hin. Es ist ein Marathon und kein Sprint - vor allem hinten raus wird sich zeigen, ob die Eisernen schon jetzt bereit für den nächsten großen Sprung sind.
1. FC Nürnberg: Die Rückkehrerinnen
Der 1. FC Nürnberg musste sich nach nur einer Saison in der Bundesliga schon wieder verabschieden. Dabei konnte der Club aber durchaus überzeugen, zeigte oft mutigen Fußball. Logisch, dass der direkte Wiederaufstieg anvisiert wird.
Nürnberg ist in dieser Saison der einzige Absteiger, denn der MSV Duisburg kann wegen Geldnöten nicht in der 2. Bundesliga spielen und nimmt nicht am Spielbetrieb teil. Nürnberg will mit einem jungen Team wieder aufsteigen.
Der Sportliche Leiter Osman Cankaya erläuterte im Juni im 90min-Gespräch die Philosophie der Nürnberger: "Wir möchten keine Spielerinnen haben, für die Nürnberg die Endstation ist", sagte er. Stattdessen setzen sie in Franken darauf, mit einer tiefgehenden Datenanalyse und besonderem Scouting vielversprechende junge Spielerinnen zu holen. "Der X-Faktor, dass eine Spielerin nicht so performt, soll so klein wie möglich sein", so Cankaya. Bisher hat Nürnberg allerdings schon einmal gepatzt und einige schwere Gegnerinnen noch vor sich.
VfL Bochum: Baldige Bundesliga-Debütanten?
Vor ziemlich genau zehn Jahren hätte das Projekt Frauenfußball beim VfL Bochum fast ein recht schnelles Ende genommen. Erst 2010 übernahm der Klub aus dem Ruhrpott die Spielrechte der SG Wattenscheid 09. Doch vier Jahre später verkündete der Verein schon, dass die Frauenfußballsparte aufgelöst würde: 120 000 Euro jährlich wollte der Klub damit sparen - ein im Männerfußball läppischer Betrag, so viel verdient allein Torwart Manuel Riemann in zweieinhalb Monaten.
Nach scharfer Kritik der Fans lenkte der Verein wieder ein, und wurde nach sportlichen Erfolgen sogar noch ambitionierter. 2023 wurde als Ziel die Frauen-Bundesliga ausgerufen - noch hat Bochum einen deutlichen Vorsprung vor den Ruhrpott-Rivalen Dortmund und Schalke, die noch in der viertklassigen Westfalenliga spielen. Ob dieses Ziel jetzt schon erreicht wird? Wie Union ist auch der VfL frisch aufgestiegen. Bochum liegt auf Platz drei, aber zwei Niederlagen stehen bereits in der Bilanz.
Auf zur Wiedergutmachung: Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach und die Frauen-Bundesliga, da ist noch eine Rechnung offen. An die letzte Spielzeit ganz oben will sich bei den Fohlen wohl niemand mehr erinnern. 2018/19 holte die Borussia nur einen jämmerlichen Punkt und kassierte mehr als hundert Gegentore.
Das Trauma hatte weitgehende Auswirkungen, Gladbach stieg direkt bis in die Regionalliga ab. Der kurze Aufenthalt in der Bundesliga gilt als Paradebeispiel für ein halbherziges Engagement im Frauenfußball, mit dem niemandem geholfen ist.
Jetzt kann Gladbach dieses Image korrigieren. Im Kader stehen unter anderem die frühere Duisburgerin Yvonne Zielinski und Torhüterin Jil Frehse, die einst von Alexandra Popp ein Sonderlob bekam. Von den bisherigen sechs Partien konnte die Borussia allerdings nur drei für sich entscheiden. Wenige Teams waren bisher komplett souverän, die Liga ist sehr offen.
Hamburger SV: Endlich ein Aufstieg?
Das Thema "Aufstieg" ist in Hamburg bekanntlich ein wenig heikel. Zumindest beim HSV, denn St.Pauli ist ja gerade erst in die Männer-Bundesliga aufgestiegen. Die HSV-Frauen hoffen nun, nicht an der gleichen Frühlingsschwäche zu leiden, die ihre Männersparte Jahr zu Jahr wieder ereilt. Der traditionsreiche Sportverein war zwischenzeitlich ein festes Mitglied in der Bundesliga.
Von 2003 bis 2011 mischte der HSV oben mit, kurz danach wurde die Frauenabteilung aus finanziellen Gründen zurückgezogen. Ein allzu bekanntes Muster. Es folgte der Wiederaufbau, seit 2023 spielt Hamburg in der 2. Bundesliga. Die Debütsaison lief erstaunlich gut, der HSV spielte um den Aufstieg mit und landete am Ende auf Platz vier. Bekannte Namen sind Christin Meyer, die zuletzt für Bremen stürmte, und die Ex-Freiburgerin Mia Büchele.
Weitere Teams mit Chancen
Neben den Frauensparten von großen Männerklubs sind aber auch noch einige andere Teams im Rennen. Der SV 67 Weinberg ist aktuell gut dabei. In der letzten Saison entgingen sie aber nur knapp dem Abstieg, sodass die Form vermutlich nicht über die ganze Saison gehalten werden kann.
Der SV Meppen und der SC Sand haben in den letzten Jahren bereits Auf- und Abstiege hinter sich. Auch ihnen ist es trotz schlechter Starts in die Saison zuzutrauen, im Kreis der Aufstiegskandidaten mitzumischen.
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